Kategorie: Familie

Test Lernspiel Logik-Lok Lili

Wir testen das Lernspiel Logik-Lok Lili

Werbung – Immer wieder werde ich gefragt: Welche Spiele empfiehlt ein Sozialpädagoge, der sich beruflich um die Digitalisierung eines Wohlfahrtsverbandes kümmert? Ganz klar Spiele, die sinnliche Wahrnehmung der Wirklichkeit ermöglichen. Aber auch Spiele, die kognitive Fähigkeiten wie Problemlösung, Planen und logisches oder räumliches Denken fördern. Dafür kann man digitale Medien nutzen. Muss man aber nicht. Es gibt eine Vielzahl an Produkten, die am Küchentisch ganz analog mit Papa, Mama oder auch mal alleine gespielt werden können.

Daher habe ich mich sehr gefreut, als die Anfrage von „SMART Toys and Games“ kam, ob wir ihr neues Lernspiel „Logik-Lok Lili“ testen möchten. „SmartGames“ ist in unserem Spieleregal kein unbekannter Spielhersteller. Die Omas und Opas haben uns schon mehrere Spiele der IQ-Reihe geschenkt. So gut wie alle Spiele von „SmartGames“ sind sogenannte Multi-Level Logikspiele. Es gibt immer eine Vielzahl an Aufgaben, die zu lösen sind. „SmartGames“ sind reizarm, da flackert und blinkt nichts. Auch gibt es keine nervtötenden Dauergeräuschbeschallung. Das Spieltempo gibt ganz alleine das Kind vor. Bislang sprechen alle Produkte von „SmartGames“ unsere ganze Familie an. Unsere 3- und 6-jährigen Töchter sind genauso begeistert wie wir Eltern.

Kind sortiert die Spielsteine der Logik-Lok Lili auf dem Fußboden

Spielbeschreibung

„Logik-Lok Lili“ ist ein Lernspiel für Vorschulkinder. Die Kinder wählen im ersten Schritt eine Aufgabe, anschließend müssen sie versuchen die Spielsteine, wie im Aufgabenheft bildlich beschrieben, zu sortieren. Form und Farbe müssen passen, denn es gibt immer nur eine richtige Lösung. Sind alle Waggons angehängt heißt es: Türen schließen, der Zug fährt los! Insgesamt sind 48 leichte bis knifflige Aufgaben zu lösen.

Logik-Lok Lili groß im Bild

Für welches Alter ist Logik-Lok-Lili geeignet?

Für die 6-Jährige ist das Ankoppeln der Waggons kein Problem, sie schafft auch die schwierigen Aufgaben. Lila mit ihren drei Jahren hat noch leichte Schwierigkeiten die Aufgaben aus dem Begleitheft alleine zu lösen. Insbesondere, wenn sie unbedingt beide Waggons ankoppeln möchte. Dafür bin ich dann da und gemeinsam suchen wir nach der passenden Lösung. Vom Zeitumfang her spielen beide Mädels zwischen 15 bis 30 Minuten mit der Lokomotive Lili. Alle Aufgaben werden mit Bildern erklärt, Texte müssen keine gelesen werden. Offiziell ist „Logik-Lok Lili“ für den Vorschulbereich (3-6Jahre) empfohlen.

Kinder spielen mit der Logik-Lok Lili

Was für ein Lernspiel ist Logik-Lok-Lili?

„Logik-Lok Lili“ ist ein Spiel mit doppelter Funktion. Auf der einen Seite ist es ein Sortierspiel. Zugleich aber auch ein Spielzeug. Dank Lokomotive Lili müssen die Playmobilfiguren von den Mädels nicht mehr zu Fuß gehen sondern können mit dem Zug fahren. Gleichzeitig spielt die 3-Jährige oft nur mit dem Zug. Dann rollt „Lili“ durch das Wohnzimmer bis in die Küche. Die Sortierrsteine werden dann schnell mal zu Passagieren und dürfen immer wieder ein und aussteigen.

Fazit nach vier Wochen Testung

Bei uns steht das Spiel griffbereit in einem Korb im Wohnzimmerregal. Nicht immer, aber immer öfter holen sich die Mädels „Logik-Lok Lili“ selbstständig aus dem Regal und versuchen ohne unsere Unterstützung die Waggons anzukoppeln. Meistens allerdings ohne dazu das Aufgabenheft zu nutzen. Tiger und Lila wollen mit dem Zug spielen. Das Lösen der Aufgaben steht bei ihnen nicht unbedingt an erster Stelle. Spielt die Große alleine mit „Lili“, dann packt sie ab und an der Ehrgeiz und sie versucht sich an der Lösung der Aufgaben. Gerne mit mir als Unterstützer. Anders sieht es aus, wenn ich sie gezielt anspreche und mich mit ihr zusammen an die Aufgaben mache. Dann ist sie meistens hoch motiviert und will möglichst viele Aufgaben alleine ohne meine Hilfe lösen.

Unser Fazit: Logik-Lok Lili ist unserer Meinung nach berechtigter Weise für das Goldene Schaukelpferd in der Kategorie „Für die Kleinsten“ nominiert. Das Spiel eignet sich sehr gut für Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Die Materialqualität und Habtik ist hervorrangend. Uns gefällt besonders gut, dass Lokomotive Lili die kognitive Fähigkeiten Problemlösung sowie logisches und räumliches Denken fördert. Sozusagen der erste Schritt zum späteren Coding/Programmieren 🙂

Elternzeitgeschichten – Mein persönlicher Rückblick auf 2×18 Monate Elternzeit

Papa in Elternzeit

Seit ein paar Tagen ist sie nun vorbei, meine zweite Elternzeit. 18 Monate war ich (wie bei meiner großen Tochter) in Elternzeit. Was ich in den Monaten erlebt habe, wie sich meine Beziehung zu meiner Frau durch die Elternzeit verändert hat, warum wir die Betreuungszeiten aufgeteilt haben, wie sehr ich die Wichtigkeit einer festen Tagesstruktur unterschätzt habe, wie mein Arbeitgeber auf meinen Antrag auf Elternzeit reagierte und worauf ich bei der ersten Elternzeit lange warten musste, darum geht es in meinem Blogbeitrag für die Blogparade „#Elternzeitgeschichten“, zu der „Provinzmutti“ aufgerufen hat.

Wie waren sie, meine beiden Elternzeiten?

Ich bin Vater von zwei Töchter, dem Tiger *2013 und von Lila *2016. Bei beiden Kindern haben ich jeweils 18 Monate Elternzeit genommen.  Schon vor der Geburt unserer ersten Tochter war uns (werdenden) Eltern klar, die Elternzeit teilen wir auf. Ich wollte mehr als nur die sogenannten Vätermonate nehmen und meine Frau wollte nicht zu lange im Job fehlen. Ein weiteres wichtiges Argument: meine Frau ist bei uns die Top-Verdienerin.

In den Monaten vor den Geburten haben wir intensiv überlegt, welche Aufteilung für unsere Kinder und uns am besten ist. Letztendlich haben wir bei beiden Kindern ähnlich entschieden: meine Frau ist die ersten acht und ich die darauffolgenden 18 Monate in Elternzeit gegangen. Der einzige Unterschied: beim Tiger haben wir einen Monat überlappend Elternzeit genommen. Dies war aus organisatorischen Gründen bei Lila leider nicht möglich. Der gemeinsame Monat war wunderbar. Nicht nur wegen der Übergabe des Staffelstabs.

Sich selbst zu vertreten muss gut überlegt sein

Bei beiden Kindern habe ich jeweils sechs Monate Elterngeld bezogen, beim Tiger habe ich mich in diesen Monaten mit fünf Stunden selbst vertreten. Klingt etwas komisch, heißt aber wirklich so. Ganz ohne Job zu sein konnte ich mir vor der ersten Geburt nicht vorstellen. Ich hatte Angst, mir würde die Decke auf den Kopf fallen.

Im Nachhinein waren die Stunden Selbstvertretung eine blöde Idee. Auch wenn es nur fünf Stunden waren, der Organisationsaufwand war ziemlich hoch. Und netto blieben am Ende gerade mal 6 Euro pro Stunde übrig. Der Rest wurde dem Elterngeld angerechnet. Das mag sich ja mit der Einführung vom Elterngeldplus inzwischen verändert haben aber für mich war in der zweiten Elternzeit klar, die ersten sechs Monate bleibe ich komplett zu Hause. Diese besondere Zeit geht so schnell vorbei, die wollte ich mit meiner Tochter genießen.

Das komische Konstrukt mit den vier Bonusmonaten Elterngeldplus

Wir hatten uns 2016 über die Bonusmonate für das Elterngeldplus informiert. Aber richtig schlau wurden wir auf den einschlägigen Internetseiten nicht. Was wir verstanden haben: um einen Anspruch auf die Bonusmonate zu erhalten, müssen BEIDE Eltern vier Monate jeweils zwischen 25 – 30 Stunden/Woche arbeiten. Dann hat man einen Anspruch auf vier weitere Monate Elterngeldplus. Aber das heißt, insgesamt sind beide Eltern vier Monate lang zusammen mindestens 50 Stunden in der Woche im Job. Hinzu kommen noch die anfallenden Fahrwege. Wie soll das gehen? Wer kann seinen Job so flexibel einteilen, dass sein Kind immer betreut ist? Welcher Arbeitgeber spielt da mit? Beispiele aus der Praxis wurden damals auf der Website Elterngeld-plus interessanter Weise nicht vorgestellt. Warum wohl nicht 😉 Daher würde mich interessieren, welche Eltern überhaupt jemals den kompletten Elterngeldplus-Bonus erhalten haben. „Normale“ berufstätige Eltern jedenfalls haben nach meinen Berechnungen keine Chance, außer sie haben bereits andere Betreuungssysteme im Hintergrund (bereits einen Kitaplatz, Tagesmutter oder die Großeltern).

Teilzeit im zweiten Jahr

Wir hatten Glück und haben für beide Kinder jeweils nach einem Jahr einen Kitaplatz bekommen. Dadurch konnte ich noch in meiner Elternzeit die Kita-Eingewöhnung begleiten und anschießend wieder in meinen Job einsteigen. In beiden Elternzeiten habe ich mich im zweiten Jahr selbst vertreten. Beim Tiger waren es die maximal erlaubten 30 Stunden, bei Lila hingegen „nur“ noch 24 Stunden. Jetzt, nach Ablauf meiner zweiten Elternzeit, habe ich meine Arbeitsstunden langfristig auf 24 Stunden reduziert. Meine Frau arbeitet dafür in Vollzeit.

Auch von Interesse? Meinen Beitrag zu „Fünf gute Gründe für Papa-Elternzeit“ findest du hier

Warum überhaupt Elternzeit nehmen, wenn ich doch eh wieder arbeite, wurde ich oft gefragt. Auf der einen Seite wollten wir auf Nummer sicher gehen: Sollte die Eingewöhnung nicht klappen oder sonst irgendetwas sein, hätte ich notfalls das zweite Jahr ganz zu Hause bleiben können, ohne meinen Dienstvertrag ändern zu müssen. Und für die Rente (sollte es für uns später überhaupt noch eine geben) hat es finanzielle Vorteile, wenn man zwar Elternzeit nimmt aber in den Monaten Teilzeit arbeitet. Allerdings benötigt man dafür ein Gespräch bei der Rentenkasse, da automatisch die Mütter als Anspruchsberechtigte im Rentenbescheid geführt werden. Also, liebe Väter in Elternzeit plus Teilzeit schaut mal in eure Rentenbescheide nach, wem von euch Eltern die Kindererziehung für die Rente angerechnet wird.

Aus Planung wird Ernst

Zurück zu meinen Elternzeiten. Auf beide habe ich mich im Vorfeld sehr gefreut und konnte den Beginn kaum abwarten. Hier möchte ich den Start meiner ersten Elternzeit hervorheben, da ich damals noch überhaupt nicht wusste, was alles auf mich zukommen würde. Klar war ich seit der Geburt unserer Tochter aktiv in die Betreuung und Versorgung eingebunden. Aber so ganz alleine, die volle Verantwortung für die kleine Maus? Ganze neun Stunden am Tag? Fünf Tage die Woche? Was, wenn meine Tochter nur noch schreit und ich sie nicht beruhigen kann? Welche Salbe war noch einmal wofür? Was mache ich, wenn der Tiger plötzlich krank wird? Hoffentlich fällt sie mir nicht vom Wickeltisch! Und was muss ich meiner Tochter im April alles anziehen, wenn wir nach draußen wollen?

Wie verbringe ich in meiner Elternzeit bloß den Tag?

Direkt am ersten Tag meiner alleinigen Elternzeit musste ich feststellen, trotz gemeinsamer vierwöchiger Übergangszeit kam es zu deutlichen Wissenslücken. Aber nicht nur das. Auch die Zeit wurde lang. Meine Frau hatte in ihrer Elternzeit einen Pekip-Kurs und einen Babyschwimmkurs besucht, die Hebamme kam regelmäßig und fast jede Woche traf sie ihre Mädels vom Geburtsvorbereitungskurs. Und ich? Ich hatte eigentlich nichts. Zum Pekip-Kurs wollte ich nicht, die Väter vom Geburtsvorbereitungskurs hatte ich nur einmal für zwei Stunden gesehen, blieb noch das Babyschwimmen. Ich bin nicht so der Warmbader, deshalb habe ich den Kurs nur zögernd übernommen. Aber schon das erste Mal im Wasser war der Hammer. Nicht nur, dass meine Tochter vom Wasser total begeistert war, es waren auch ein paar andere Papas mit ihren Kindern im Kurs. Ab da war der Dienstagvormittag geblockt.

Wie wichtig eine Tagesstruktur ist, das war mir vor der Elternzeit absolut nicht klar. Bei gutem Wetter war noch alles okay, wir sind einfach raus in den Garten, haben stundenlang auf der Decke Robben und Krabbeln geübt. Aber bei Regen? Den ganzen Tag im Haus? Das fand ich wirklich anstrengend. Aus diesem Grund habe ich auch nach der ersten Elternzeit zusammen mit zwei Kollegen beruflich einen Vätertreff, die Papazeit, gegründet.

Papazeit – ein Vätertreff in Münster

Seit gut zwei Jahren gibt es den Vätertreff nun. In meiner zweiten Elternzeit bin ich privat als Papa mit Lila jeden Mittwoch zur Papazeit gefahren. Und wer heute noch glaubt, Männer können nicht reden, der sollte mal zu uns nach Münster kommen. Die Tonlage ist etwas tiefer als bei den Müttertreffs aber ansonsten wird dort genauso gequatscht, Fragen gestellt, Antworten gegeben, mit den Kindern gespielt und gelacht.

Tatsächlich war die Tagesstruktur in meiner zweiten Elternzeit gar kein Problem. Nicht unbedingt, weil ich jetzt der Strukturprofi geworden war, nein! Vielmehr gab die Kita den Takt vor. Bis neun Uhr musste der Tiger in die Kita sein. Lag ich mit ihr damals noch stundenlang im Bett, hieß es jetzt gegen sieben Uhr aufstehen, beide Kinder anziehen, Frühstück machen und den Tiger zur Kita bringen. Ganz ehrlich, die entspannte Zeit am Morgen in der ersten Elternzeit habe ich beim zweiten Durchlauf oft vermisst.

Im Antragsdschungel – oder einfach kann jeder

Meine Elternzeit habe ich drei Monate im Voraus beantragt. Im Vorfeld hatte ich meinen Chef schon über meinen Elternzeitantrag informiert. Damals hat er mit den Worten reagiert: „Wenn das bei uns nicht geht, wo dann?“ Überhaupt habe ich im Team nur positive Rückmeldung erhalten. Schwieriger wurde es mit der Verwaltung. Ich war bei uns scheinbar die erste Person überhaupt, die sich in ihrer Elternzeit selbst vertreten wollte. Anders kann ich mir das ganze Durcheinander nicht erklären. Erst hieß es, ich müsste mich in meiner Elternzeit neu krankenversichern, da ich ja einen neuen Dienstvertrag über fünf Stunden erhalten würde. Dann wollte die Elterngeldkasse meinen genauen Stundenlohn wissen, was meinem Personalbüro aber nicht ganz so leicht viel. Jedenfalls hat es bei mir fast drei Monate gedauert, bis mein erstes Elterngeld auf meinem Konto war. Bis dahin musste ich meine vorlaufenden Ausgaben von meinem Ersparten bestreiten. Meiner Frau erging es übrigens bei der zweiten Elternzeit ähnlich. Da war ihre Ansprechperson erst länger erkrankt und hatte anschließend länger Urlaub. Erst durch telefonischen Druck erklärte sich ein Kollege bereit, den Antrag meiner Frau zu bearbeiten. Ob den Mitarbeiter*innen in den zuständigen Ämtern klar ist, in welche finanzielle Not sie Familien bringen können, wenn sie die Anträge – warum auch immer – nicht rechtzeitig bearbeiten?

Persönlich frage ich mich schon länger, ob ein pauschaler Elterngeldbetrag von z.B. 1600 Euro dem Staat und somit dem Steuerzahler nicht genauso viel kosten würde, wie aktuell der finanzielle Verwaltungsaufwand plus die Kosten für das Elterngeld.

Highlights meiner Elternzeit

Die Gesellschaft ist noch nicht auf Väter in Elternzeit eingestellt. Noch sind wir Exoten, jedenfalls die Väter, deren Frauen/Partnerinnen wieder arbeiten und daher die Verantwortung für ihr Kind tagsüber alleine übernehmen. Ich habe dazu schon an der ein oder anderen Stelle auf meinem Blog etwas geschrieben. Mein Lieblingsbeispiel ist immer der Kinderarzt im Kindernotdienst Münster. Ich war für ihn absolute Luft, gesprochen hat er nur mit meiner Frau. Mein Lieblingsausschnitt: Arzt: „Wie schwer ist denn ihre Tochter?“ Ich: „12,8kg.“ Meine Frau „Ich weiß es nicht.“ Arzt: „dann wiegen wir mal lieber.“ Unsere Tochter wird gewogen. Arzt: „13kg, wie gut das wir gewogen haben!“

Anderes Beispiel: Ich bin mit zwei befreundeten Müttern in einem Cafe und muss meine Tochter wickeln. Der Wickeltisch war auf der Damentoilette. Das wusste ich schon, deshalb bin ich einfach in die Damentoilette reingestiefelt. Am Waschbecken steht eine ältere Dame: „Können Sie nicht lesen?“ raunzt sie mich an. Ich: „Doch, aber meine Tochter hat die Windel voll und der Wickeltisch ist nun mal in der Damentoilette.“ „Dann kann doch ihre Frau wickeln.“ Ich: „Das ist schlecht, die ist den ganzen Tag über arbeiten.“ Darauf sagte die Dame nichts mehr und verließ schnell den Raum.

Ähnliches gilt für Besuche im Supermarkt. Wie oft wurde ich angesprochen, ob ich denn ganz alleine mit meiner süßen Tochter einkaufen sei. Gerade für viele ältere Frauen war ich der Held, obwohl ich nur einkaufen war. So wie hunderttausende Mütter und Väter es Tag für Tag auch machen. Die Väter vielleicht nicht immer morgens um halb zehn. Ich konnte damals und kann auch heute nichts heldenhaftes daran erkennen, wenn der Papa mit seinen Kindern einkaufen geht. Ich muss aber gestehen, dass Einkaufen nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zählt.

Das waren jetzt ein paar ausgewählte Negativ-Highlights. Es gab auch viele schöne und positive Erlebnisse.

Das Beste zum Schluss

Dank meinen beiden Elternzeiten konnte ich den Alltag mit meinen Kindern erleben. Ich bekam mit, wenn ein neuer Zahn in Anmarsch war, konnte sie trotz Babysprache so gut wie immer verstehen und war bei beiden Töchtern live dabei, als sie ihre ersten Schritte machten. Ich konnte ohne viel Zeitstress mit meinen Töchtern spielen, den Tiger zu ihrem ersten Kindergeburtstag begleiten und Lila nachwinken, als sie das erste Mal den ganzen Tag ohne mich in der Kita blieb.

Durch meine Elternzeit habe ich auch gelernt dankbar zu sein. Ich habe eine tolle Frau, die für die Familie Vollzeit arbeiten geht und mir dadurch ermöglicht viel Zeit mit unseren Töchtern zu verbringen.

Verständnis füreinander

Ich bin jetzt „Mütterversteher“ und meine Frau begreift jetzt Väter. Was ich damit meine? In den ersten acht Monaten kam ich abends teilweise müde aus dem Büro und meine Frau hat nur darauf gewartet, dass ich mich sofort um unsere Tochter kümmere, wenn der Tag für sie mal wieder stressig war. Ich hingegen wollte erst einmal in Ruhe zu Hause ankommen und etwas durchatmen.

Als ich in Elternzeit war, ging uns beiden ein „Licht“ auf. Meine Frau als Workingmom konnte jetzt gut nachvollziehen, warum ich noch ein paar Minuten haben wollte, wenn ich abends von der Arbeit nach Hause kam. Ich als Daddyathome wiederrum merkte wie froh ich war, wenn sich der Schlüssel im Schloss drehte und ich meiner Frau nach Hause kam. Oft hätte ich ihr am liebsten schon auf der Türschwelle unsere Tochter übergeben.

Seit unseren beider Elternzeiten haben wir viel Verständnis für die jeweilige Situation des Gegenübers. Was überhaupt nicht heißen soll, dass wir nicht auch mal heftig aneinandergeraten. Das Gefühl, ich brauche jetzt mal Zeit für mich, kann weder Mann noch Frau so einfach zur Seite schieben. Unser Vorteil: wir kennen beide Rollen. Vielleicht fällt es uns deshalb leichter, über unsere Bedürnfisse zu sprechen und eine gute Regelung auszuhandeln. Denn das ist die zweite wichtige Erkenntnis meiner Elternzeit: uns als Eltern und als Paar geht es nur dann gut, wenn wir miteinander reden und Missverständnisse und negative Gefühle ansprechen.

Und noch eine Sache ist mir wichtig: Durch die Elternzeit ist mein Selbstbewusstsein deutlich gewachsen. So viele unvorhersehbare Krisen und Gefahren, die ich gemeinsam mit meinen Töchtern erfolgreich gemeistert habe. Soll heißen: Elternzeit fördert das eigene Selbstbewusstein und der Satz: „Ich schaffe das!“ gehört jetzt fest zu meinem eigenen Selbstverständnis.

Kinderfotos im Netz

Kinderfotos im Netz

Schau-hin.info hat zur Blogparade „Kinderfotos im Netz“ aufgerufen. Ein Thema, mit dem ich mich privat als auch beruflich seit Jahren auseinandersetze. Die Frage, wieviel Kind zeige ich auf meinen Fotos, kennen vermutlich viele Familienblogger*innen. Ich persönlich bin kein Freund von Emojis, um Kindergesichter zu verdecken. Auch Verpixeln ist nicht so mein Ding. Ich habe mich dafür entschieden meine Kinder von der Seite oder von hinten zu zeigen.

Wie sich die Zeiten ändern – vom Paulus zum Saulus

Wer mich kennt wird eventuell irritiert sein. Noch vor zwei Jahren war ich strickt gegen jegliche Veröffentlichung von Kinderbildern. Damals habe ich kein einziges Kinderbild über Whats App an die Familie und Freunde verschickt. Zu dem Zeitpunkt war Whats App noch nicht verschlüsselt. Wer Bilder meiner Töchter sehen wollte, musste sich bei Threema anmelden. Und heute? Seit knapp 1,5 Jahren bin ich nun Familien- bzw. Papablogger. Mit den dazugehörigen Social-Media-Kanälen. Und dort gehört (für mich) das regelmäßige Posten von Bildern meiner Kinder und/oder mir dazu.

Warum poste ich überhaupt Bilder meiner Kinder?

Ich bin gerne Vater. Extrem gerne. Für mich heißt Vater sein nicht nur ab und an Zeit mit meinen Kindern zu verbringen. Ich möchte sie aktiv in ihrem Alltag begleiten, eine tragfähige Bindung zu ihnen aufbauen, für sie da sein, wenn sie mich brauchen und die Erziehungs- und Haushaltsaufgaben mit meiner Frau teilen. Auch wenn es mehr und mehr aktive Väter gibt, sind wir (nach meinem Gefühl) noch in der Minderheit. Ich möchte mit meinen Bildern und Blogbeiträgen aus Papa-Sicht zeigen, wie schön und lohnenswert die Vaterrolle ist.

Ich bin der festen Überzeugung: Väter können alles, außer stillen. Um mein Leben als Papa deutlich zu machen, braucht es Texte und Bilder. Alltagsbilder als Papa. Daher auch mein Name: Mannpluskind.de. Ohne Kind wäre ich „nur“ Mann. Vater bin ich erst seit dem Tag, an dem meine älteste Tochter das Licht der Welt erblickt hat.

Seitdem zeige ich Bilder aus meinem Alltag als Vater. Bilder von mir und meinen Kindern und auch nur Kinderbilder. Bilder die zeigen, wie wunderbar es ist, seine Kinder im Alltag zu begleiten. Deshalb zeige ich Kinderfotos im Netz.

Kind putzt Zähne mit Papa

Kinderfotos im Netz

Kinderfotos im Netz

Nein sagen - Grenzen setzen

Wir alle haben die gleichen Persönlichkeitsrechte

Ich bin Vorbild für meine Kinder, das ist mir sehr bewusst. Und ja, meine Kinder haben die gleichen Persönlichkeitsrechte wie meine Frau oder ich. Um meinen Kindern später zu zeigen, welche Bilder und Informationen ich von ihnen gepostet habe, gibt es für beide Kinder jeweils eine Erinnerungskiste. Jedes Bild, jedes Video, jeder TV-Beitrag oder jeder Zeitungsartikel, welcher/s veröffentlicht wird, kommt in die jeweilige Kiste. Wenn Lila und der Tiger alt genug sind, werde ich meinen Töchtern die Kisten geben. Wie sie auf meine Beiträge und Posts dann reagieren, kann ich heute noch nicht sagen. Ist aber auch egal, sie haben ein Recht zu wissen was ich über sie in der virtuellen als auch in der analogen Welt verbreitet habe.

Auf meinem Blog sind so gut wie keine Bilder von meinen Kindern zu sehen. Ganz anders sieht es in den sozialen Medien aus, insbesondere bei Instagram. Ich verstehe mich als Familienblogger und da „gehören“ Bilder von meinen Kindern und/oder von mir dazu. Das ist  jedenfalls meine Meinung. Aus allen Bildern, die ich bei Instagram poste, gestalte ich einmal im Jahr ein Fotoalbum. Die Alben kommen ebenfalls in die Erinnerungskisten meiner Töchter.

Was tue ich vor der Veröffentlichung?

Jedes Bild, auf dem meine Töchter irgendwie zu sehen sind, zeige ich vorher meiner Frau und meinen Kindern. Klar, Lila ist erst zwei und der Tiger erst 4,5 Jahre alt. Sie verstehen noch nicht, was es bedeutet, dass „ihre“ Bilder ins Netz gestellt werden. Dennoch haben sie eine Meinung. Der Tiger fand bislang zwei Bilder nicht schön. Die habe ich selbstverständlich auch nicht gepostet.

Ich nehme mir Zeit

Selten kommt es vor, dass ich fotografiere und das Bild direkt poste. Meistens sind die Bilder ein, zwei oder drei Tage alt. Bevor ich ein Bild poste überlege ich:

  • Wenn ich als Kind auf dem Foto wäre, würde ich die Veröffentlichung gut finden?
  • Wie stehen die Chancen, dass meine Kinder das Bild in ein paar Jahren peinlich, doof etc. finden?
  • Könnte der Text zum Bild für meine Kinder peinlich oder unangenehm sein bzw. werden?
  • Welche Aussage hat das Bild?
  • Verzichte ich auf personenbezogene Daten?

Umgang mit den Bildern meiner Kinder

Ich hoffe meine Kinder bekommen mit, dass ich nicht leichtfertig Bilder und Texte von ihnen poste und mich intensiv mit ihren Persönlichkeitsrechten beschäftige. Für den ein oder anderen mag mein Umgang mit den Persönlichkeitsrechten meiner Kinder nicht okay sein. Bei dem Thema wird es immer unterschiedliche Meinungen geben. Ich trage die Verantwortung für die Bilder, die von meinen Kindern im Netz zu finden sind. Und es ist und bleibt ein Spannungsfeld, in dem ich mich bewege. Man könnte auch von einem Drahtseilakt sprechen. Mir ist auch völlig klar, dass ich direkt nach dem Posten die Kontrolle über mein Bild verliere. Ob jemand das Bild speichert oder für andere Zwecke missbraucht kann ich nach der Veröffentlichung nicht mehr beeinflussen.

Gestern bin ich alle meine Bilder bei Instagram noch einmal durchgegangen. Immer mit der Frage: Wieviel Gesicht ist okay? Fünf Bilder habe ich daraufhin noch nachträglich gelöscht. Aber knapp vierhundert Bilder habe ich auch auf meinem Account belassen.

 

Gedanken zum Thema „Kinder unter drei und Medien“ findest du hier

Voll analog und doch nicht doof – Kinder und Medien

Bunter Stapelturm umgefallen

In regelmäßigen Abständen liegen Prospekte mit Kinderspielzeug in unserem Briefkasten. Geht es nach der Spielzeugindustrie dann wünschen sich schon Babys einen Lerncomputer oder ein erstes Smartphone. Und die lieben Kleinen sollen ja nicht mit den Geräten daddeln oder so, nein sie fördern die kindliche Entwicklung und sind deshalb pädagogisch wertvoll! Behauptet jedenfalls die Werbeindustrie. Welche Eltern sagen da noch nein, wenn es doch um die optimale Förderung ihrer Kinder geht. Bloß nicht, dass die lieben Kleinen den Anschluss verpassen.

Aber ist das wirklich so? Brauchen schon Wickelkinder ein Tablet auf dem Schoß oder ein Smartphone in der Hand? Und was hat das Ganze mit uns Eltern zu tun? Darum geht es in meiner mehrteiligen Themenreihe Kinder und Medien, die heute startet.

Schön der Reihe nach!

Alle reden von Medienkompetenz. Kinder sollen und müssen eine eigene Handlungskompetenz im Umgang mit den digitalen Medien erlangen. Stimmt! Aber müssen Kinder unter drei unbedingt schon digitale Kompetenzen entwickeln? Nein! Für sie geht es eigentlich um etwas ganz anderes – um die Entwicklung ihrer eigenen „analogen“ Kompetenzen.

Beispiel: Wir Eltern füttern unsere neugeborenen Kinder nach der Geburt ja auch nicht gleich mit Chilli con Carne. Nein, natürlich nicht! Vielmehr werden unsere Kinder zu Beginn gestillt oder bekommen die Flasche. Erst nach Monaten oder gar Jahren wird ihr Verdauungssystem ganz behutsam an Gemüse, Obst, Fleisch und Gewürze gewöhnt.

Oder ein anderes Beispiel: Kein Mensch käme auf die Idee, seiner zweijährigen Tochter den Autoschlüssel in die Hand zu drücken, ihr beim Anschnallen zu helfen und der jungen Autofahrerin noch ein „Aber bitte nicht so schnell!“ hinterher zu rufen. Nein, vorher gibt es noch ein paar andere Fahrzeuge, mit denen Kindern die sichere Teilnahme am Straßenverkehr erlernen müssen.

Keine digitalen Medien unter Drei*

Was ich damit sagen will, in den ersten drei Lebensjahre brauchen Kinder noch keine digitalen Medien. Warum? Kinder müssen ganz in Ruhe eine Vielzahl sensomotorischer Erfahrungen sammeln, damit sie später das Tablet oder Smartphone „gesund“ nutzen können.

*Für mich gibt es ein paar Ausnahmen: wenn via Skype/Facetime Kontakt zu wichtigen Beziehungspersonen gehalten wird, wenn Familien gemeinsam Fotos anschauen und/oder wenn Eltern ihren Kindern E-Bilderbücher via Smartphone/Tablet vorlesen. Dann sage ich gerne  ja zu Bildschirmmedien unter Drei.

Fragt man übrigens Entwicklungspsychologen und Medienpädagogen, dann hört man ganz unterschiedliche Einschätzungen ab wann Kinder überhaupt digitale Medien nutzen sollten. Reden die Medienpädagogen vom sogenannten Kindergartenalter (ab drei Jahre), sprechen die führenden Entwicklungspsychologen von Mitte der Grundschule. Aber bei einer Aussage sind sie alle einer Meinung: keine digitalen Medien unter drei.

Die Wichtigkeit der sensomotorischen Entwicklung bei Kindern unter Drei

Zurück zu den senomotorischen Erfahrungen. Babys und Kleinkinder begreifen ihre Welt durch Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Tasten und durch den Dreh-, Schwerkraft- und Eigenbewegungssinn.

Wie sich ein Waschlappen anfühlt, ein Holzstück schmeckt, ein Schafsfell riecht, welche Geräusche eine Rassel von sich gibt, alles vielfältige Sinneserfahrungen, die sich sofort im Gehirn nieder schlagen.

Das Gleiche gilt für Bewegungserfahrungen. Wenn ich meine Hand öffne, fällt der Inhalt einfach zu Boden, ich muss nichts weiter dafür tun. Oder wenn ich einen Gegenstand greifen möchte, der auf der anderen Seite des Raumes liegt, muss ich meinen Körper bewegen können, egal ob durch Robben, Rutschen, Krabbeln oder Laufen.

Das Material für diese Lernerfahrungen muss noch nicht mal pädagogisch wertvoll sein. Ob Schwamm, Klopapierrolle,  Tuperdose, Kochlöffel, Luftballon, Wollknäuel, Feder, Knisterpapier, Rasierschaum in der Badewanne oder Joghurtbecher, die man stapeln kann. Alles wunderbare Materialen zum Begreifen der Welt.

Nehmen wir mal den Rasierschaum in der Badewanne. Wie sich der Schaum anfühlt, so schön schmierig und glitschig, wie soll das ein Youtube-Video auf dem Smartphone oder Tablet simulieren? Keine Chance. Diese Sinneserfahrung kann man nicht digital erfahrbar machen (jedenfalls heute noch nicht 😉 ).

Aber genau Dank solcher Erlebnisse lernen Kinder die vielfältigen Sinnes- und Bewegungserfahrungen zu verknüpfen. Und deshalb haben digitale Medien ihre Zeit. Erst müssen Kinder die reale Welt verstehen und die Welt angefasst haben. Dadurch bauen sie ihre eigene starke Innenwelt auf. Nur so können sie mündige Mediennutzer werden, die später selbstbestimmt ihre eigene Mediennutzung steuern können.

Noch einen Satz zu mir: ich liebe digitale Medien, bin nicht selten zu oft und zu lange in der digitalen Welt und freue mich schon riesig auf die ersten gemeinsamen Wimmel- und Spieleapp-Nachmittage mit beiden Kindern. Mit dem Tiger (*2013) spiele ich nun seit knapp einem Jahr verschiedene Apps. Lila (*2016) darf noch nicht. Aber dazu demnächst mehr …

Vorschau auf den zweiten Teil der Reihe Kinder und Medien

Im März folgt der zweite Teil der Reihe „Kinder und Medien“. Dann geht es um den Spracherwerb, die Entwicklung der Kreativität, das Aushalten von Langeweile und das Entwickeln der Frustrationstoleranz.

Mit dem Thema Kinder und Medien haben sich vor mir natürlich auch schon andere Blogger*innen befasst. Es gibt ja auch nicht die richtige Meinung, ist ja auch ein weites Feld 😉 Hier vier Leseempfehlungen:  familiert, mitkinderaugen, Zwillingswelten, Münstermama

Lieblingskind – darf ich ein Kind besonders lieben?

Kind Nummer 1

Wenn ich Familien auf dem Spielplatz oder beim Einkaufen beobachte, stelle ich immer wieder fest wie unterschiedlich Geschwister doch (meistens) sind. Da gibt es das mutige Mädchen, das auf das höchste Spielgerüst klettert; den schüchternen Jungen, der immer in der Nähe seiner Eltern bleibt; Geschwister, die stundenlang ohne Streitigkeiten zusammen im Sandkasten spielen und Geschwister, die ohne Mama oder Papa als Streitschlichter nicht einmal fünf Minuten zusammen im Fahrradanhänger sitzen können.

Dabei sind sie eng verwandt – enger geht es nur als eineiige Zwillinge – werden ähnlich erzogen und sind trotzdem (oft) so verschieden. Was, wenn uns der Sohn an eine Person erinnert, die wir absolut nicht ausstehen können oder wir die Wesensart der Tochter nicht mögen? Können wir überhaupt zwei Kinder mit derselben Inbrunst lieben? Können wir unsere Kinder gleichberechtig behandeln?

Was, wenn ich meine Tochter voll doof finde?

Während der ersten Schwangerschaft meiner Frau hatte ich viele Ängste. Wird alles gut gehen? Bekommen wir ein gesundes Kind? Wie werde ich als Vater sein? Schaffe ich das alles? Und, die Angst meine Tochter im Arm zu halten und sie nicht zu lieben. Was, wenn ich meine Tochter voll doof finde und die Chemie zwischen uns einfach nicht passt?

Allerdings hatte ich die Rechnung ohne Mutter Natur gemacht. Dieses unbeschreibliche Glücksgefühl, welches direkt nach der Geburt durch meinen ganzen Körper strömte, das war Vaterliebe pur. Wir hatten sofort eine besondere Verbindung. Weil meine Frau nach dem Kaiserschnitt noch im OP bleiben musste, bekam ich den Tiger auf meine Brust. Was für ein phantastisches Feuerwerk der Gefühle! Da lag sie, in Handtüchern gewickelt und innerhalb von Sekunden fand sie den Weg in mein Herz.

Zweieinhalb Jahre gab es nur uns. Meine Frau, den Tiger und mich. Hunderte besonderer Momente und Augenblicke: Das erste Lachen, die erste Drehung, der erste Zahn, … all diese besonderen Milestones im Leben unserer Tochter.

Die Angst kehrt zurück

In der zweiten Schwangerschaft kehrten die Ängste zurück. Und mit ihnen eine neue Befürchtung: Habe ich genug Liebe für zwei Kinder? Kann ich ein zweites Kind so lieben wie den Tiger? Und, was ist wenn ich das Kind plötzlich mehr liebe als meine Große?

Seit April 2016 sind wir zu viert. Und auch bei der Geburt von Lila hat mich Mutter Natur nicht im Stich gelassen. Kaum hatte ich meine Tochter zum ersten Mal erblickt, war die Liebe auch schon da. Aber wie ist es mit der Angst, ob ich zwei Kinder gleichberechtigt lieben kann? Empfinde ich wirklich für beide Töchter die gleichen Emotionen? Oder muss ich mir eingestehen, dass ich ein Lieblingskind habe?

Habe ich wirklich ein Lieblingskind?

Fakt ist, ich liebe beiden Töchter über alles. Den Tiger seit über 4,5 Jahren und Lila seit knapp zwei Jahren. Nach dieser Rechnung haben meine ältere Tochter und ich 2,5 Jahre Vorsprung, um eine feste Bindung aufzubauen. Empfinde ich deshalb mehr für sie? Oder hat sich Lila in meinem Herzen mehr ausgebreitet, weil sie noch so klein und niedlich ist und genau weiß, wie sie Papa anschauen muss?

Fakt ist auch, dass ich mit beiden Kindern unterschiedliche Erlebnisse und Gefühle verbinde. Erlebnisse, die meine Beziehung zu der jeweiligen Tochter prägen bzw. geprägt haben. So habe  ich mit dem Tiger alles zum ersten Mal erlebt. Dafür hatte ich bei Lila schon etwas Routine und konnte einige dieser Momente intensiver in mich aufsaugen.

Und nicht zu vergessen, beide haben ihren ganz eigenen Charakter. Einige Wesenszüge kommen mir bekannt vor 😉 einige sind mir völlig fremd.

Durch das Alter ergeben sich Unterschiede

Und trotzdem behaupte ich von mir, dass ich beide Kinder gleich behandele. Also meistens jedenfalls. Aber alleine durch das jeweilige Alter (auch wenn es „nur“ 2,5 Jahre sind) ergeben sich Unterschiede. Die sind nicht gravierend aber sie sind da. Beispielsweise erwarte ich von der Großen, dass sie den Wunsch, gemeinsam ein Buch anzuschauen, auch mal aufschieben kann bis ich Zeit für sie habe. Bei der Jüngeren reagiere ich in der Regel schneller, von ihr erwarte ich noch nicht, dass sie länger abwarten kann, bis ich Zeit für sie habe.

Oder ganz praktisch: der Tiger kann – wenn sie will – in wenigen Sekunden ihre Jacke anziehen. Wenn ich das von Lila erwarten würde, wäre es für sie aktuell eine Überforderung. Also ja, ich behandele meine Kinder unterschiedlich, was aber nicht heißt, dass ich für beide Kinder nicht die gleichen Gefühle habe. Meistens jedenfalls. Denn es gibt auch Momente, da spüre ich mehr Nähe zu einer meiner beiden Töchter.

Ja, ich habe ein Lieblingskind – manchmal

Wie das kommt? Oft sind es Verhaltensweisen von einem der Kinder, die über Tage anhalten und mich emotional anstrengen. Beispielsweise wenn eine der beiden auf meine Ansprache nicht reagiert bzw. genau das Gegenteil von dem macht, was ich gerade gesagt habe. Hält dieses Verhalten länger an, dann bin ich genervt. Und wenn dann die andere genau in dem Moment auf ein „Stop“ oder „bitte warten“ hört, ja dann habe ich – für eine kurze Zeit – ein Lieblingskind.

Und kennt nicht jede/r von uns, der/die mit einem oder mehreren Geschwistern aufgewachsen ist, das Gefühl den Lieblingskind-Pokal in den Händen zu halten oder eben leer auszugehen. Wenn sich beide Emotionen die Waage halten, dann ist meiner Meinung nach das Optimum erreicht. Eltern können nicht dauerhaft ihre Liebe, Anerkennung, Zeit, Aufmerksamkeit, usw. exakt 50 zu 50 verteilen.

Ich jedenfalls würde mich freuen, wenn meine Kinder in 20 Jahren sagen: „Mama und Papa lieben uns von Herzen und ja, ab und an war ich das Lieblingskind und ja, ab und an war es meine Schwester.“

Nein sagen – warum es für Kinder so wichtig ist

Nein sagen - Grenzen setzen

„Auch! Auuuuuch!!!!!“  ruft Lila und rennt in die Küche. Dort bekommt ihre Schwester gerade ein Glas Orangensaft. „Nein, ich kann dir keinen Saft geben. Davon bekommst du einen wunden Popo. Du kannst gerne ein Glas Milch oder Wasser haben.“  Kaum habe ich den Satz ausgesprochen, liegt meine jüngste Tochter auch schon auf dem Boden, strampelt mit den Füßen und weint bittere Krokodilstränen.

Nein sagen ist gar nicht so leicht. Wir Eltern wünschen uns ja eine positive Beziehung zu unseren Kindern. Das Wort Nein ist für einen guten Kontakt nicht gerade förderlich. Es führt auch nicht zu einem Lächeln oder einem „Papa, du bist toll“. Vielmehr folgt dem Nein oft eine nervige Auseinandersetzung mit unseren Kindern.

Ganz anders sieht es aus wenn wir Ja sagen – dann sind wir der beste Papa bzw. die beste Mama der Welt. Logisch, dass uns das Ja im Vergleich zum Nein deutlich leichter von den Lippen geht bzw. einfacher erscheint. Ein paar Jahre später – spätestens im Grundschulalter – sind sie dann aber da: die Konflikte, die erst durch das Vermeiden vom Nein sagen entstanden sind.

Warum ist es so wichtig, unseren Kindern Grenzen zu setzen?

Babys sind nach der Geburt ausschließlich auf ihre eigenen Bedürfnisse fixiert. Das ist ganz normal und für die Kleinen überlebenswichtig. Daher ist es in den ersten Lebensmonaten absolut notwendig, dass wir Eltern unmittelbar, verlässlich und bedingungslos die Bedürfnisse unserer Kinder nach Nahrung, Liebe und Schutz befriedigen. Kein Baby der Welt kann, wenn es um 10 Uhr Hunger hat, bis zum Mittagessen um 12 Uhr warten.

Anders sieht es bei Kleinkindern um die zwei Jahre aus. Nach und nach müssen wir sie dabei unterstützen neben ihren eigenen Bedürfnissen auch die Bedürfnisse der Geschwister, von uns Eltern und anderen Menschen wahrzunehmen. Ab dem dritten Lebensjahr können sie lernen abzuwarten, das eigene Bedürfnis aufzuschieben. Wenn beispielsweise Mama der Schwester gerade ein Buch vorliest, Papa und Mama gerade miteinander sprechen oder Papa dabei ist, die Spülmaschine auszuräumen.

Auch müssen Kinder verinnerlichen, dass es gefährlich ist mit dem heißen Bügeleisen zu spielen, einfach auf die Straße zu laufen oder auf das Hochbett der großen Schwester zu klettern.

Kinder wollen uns Eltern und unser Handeln begreifen. Was ich damit meine? Sie wollen verstehen, wozu wir Eltern Ja und Nein sagen, was wir gut finden und was wir ablehnen. Wenn wir konsequent und verlässlich Grenzen setzen, werden unsere Handlungen und Reaktionen für sie vorhersehbar. Gleichzeitig übernehmen unsere Kinder durch unsere Wiederholungen nach und nach unsere Moralvorstellungen. Konsequent heißt hier nicht zwingend starr bei der einmal festgelegten Grenze zu bleiben. Genauso, wie unsere Kinder sich von Tag zu Tag weiterentwickeln, verändern auch wir ab und an unsere Einstellungen und Haltung.

Was brauchen unsere Kinder von uns?

Das Wichtigste ist, dass wir für unsere Kinder verlässlich, klar und vorhersehbar sind und bleiben. Kinder brauchen unsere Geduld, wenn sie insbesondere ab dem dritten Lebensjahr immer wieder Grenzen austesten; bestimmte Verhaltensweisen tagelang wiederholen und absolut davon überzeugt sind, alles (aber wirklich alles) ohne Mama und Papa zu schaffen. Ständiges Kritisieren und Meckern schon beim kleinsten unerwünschtem Verhalten ist wenig hilfreich.

Wir müssen unseren Kindern in dieser Entwicklungsphase auf der einen Seite die Freiräume bieten, in denen sie die Welt entdecken, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen und ihr Selbstbewusstsein stärken können. Auf der anderen Seite müssen wir ihnen an den Stellen Grenzen setzen, an denen ihre Bedürfnisse mit denen der Familie bzw. der Gemeinschaft kollidieren.

Zurück zu Lila, meiner auf dem Boden liegenden Tochter. Ich lasse sie noch einen Moment weinen, knie mich dann neben sie auf den Boden und sage: „Ich kann gut verstehen, dass du jetzt sauer bist. Aber ich bleibe dabei, du kannst gerne Milch oder Wasser haben. Aber erst musst du aufhören zu weinen.“ Es vergeht noch etwas Zeit, dann steht Lila auf, wischt sich die Tränen mit ihrem Pullover weg, zeigt auf ihren Becher und fragt: „Milch?“

Ich bin krank – wie erkläre ich das meinen Kindern?

Kindern erklären was Kranksein bedeutet

Seit ein paar Tagen liege ich flach. Mich hat es so richtig erwischt. Nichts lebensbedrohliches, „nur“ eine der vielen Herbstkrankheiten, die man so im Herbst bekommen kann. Die AU ist unterwegs ins Büro, meine Frau versorgt mich mit Medikamenten, Vitaminen und was ich sonst noch so brauche. Meine Schwiegermutter ist gekommen und kümmert sich morgens um die Kinder. Also alles geregelt.

Nur meine Kinder verstehen nicht, warum ihr Papa die ganze Zeit im Bett liegt. Kein Durchkitzeln morgens nach dem Aufwachen, keine Umarmung nach der Kita und auch kein Bilderbuch abends vor dem Schlafen auf Papas Schoß. Aber wie erkläre ich meinen Kleinen, dass ihr Papa krank ist? Ich habe ja keine roten Punkte auf dem Gesicht oder einen dicken Verband um den Arm. Noch viel schwieriger finde ich den Begriff ANSTECKEND zu erklären. „Nein, ich kann jetzt nicht mit euch kuscheln, ich bin krank und ansteckend!“ In den Augen meiner Kinder sehe ich nur Fragezeichen. „Papa, was ist ansteckend?“ fragt der Tiger sofort. „Kannst du mich jetzt nie mehr auf den Arm nehmen?“ Und Lila legt ihren Kopf auf meinen Bauch und streckt die Arme nach mir aus.

Ungeladene Gäste machen Papa krank

Ich schaue beide an, schüttele mit dem Kopf und erkläre: „Das ist nur für eine kurze Zeit. So lange bis die Müllabfuhr kommt. Dann kann ich euch wieder tragen, küssen und mit euch toben. Bei mir im Körper sind ganz kleine Gäste zu Besuch, die ich nicht eingeladen habe. Die machen mich schlapp und meinen Körper ganz warm. Deshalb habe ich jetzt auch Fieber und starke Halsschmerzen.“

„Und diese unsichtbaren Gäste in meinem Körper möchten auch gerne euch besuchen. Aber das dürfen die nicht! Deshalb kann ich euch jetzt nicht küssen oder auf den Arm nehmen. Die Viren, so heißen die Gäste, können nämlich nicht gut springen. Wenn wir weit genug voneinander entfernt sind, schaffen sie es nicht zu euch rüber zu hüpfen. Dann ärgern die sich und ihnen bleibt nichts anders übrig, als bei mir zu bleiben. Aber nicht mehr lange. Mama hat mir ja Tabletten gekauft. Die sind wie ein großes Müllauto und bringen alle Gäste in meinem Körper auf die Müllkippe. Und wenn sie alle gefunden haben bin ich wieder gesund und wir können wieder toben, spielen und uns umarmen. 🙂

Das Gespräch war am Dienstag. Und morgen kommt dann die echte Müllabfuhr. Dank Antibiotikum kann ich mein Versprechen halten und heute sogar den Artikel schreiben 😉

#btw17 – Wo mache ich meine Kreuze?

Da stehen und hängen sie wieder. An jeder zweiten Straßenlaterne die kleinen und auf den Grünstreifen an vielbefahrenen Straßen die großen: Wahlplakate! Mal mit Wahlslogan, mal mit Gesicht. Am 24. September ist Bundestagswahl. Doch wen soll man wählen? Welche Kandidatin bzw. welcher Kandidat vertritt die Interessen für Familien am besten und sollte aus Münster nach Berlin?

Drei Fragen an vier Politikerinnen und Politiker

Um das herauszufinden, habe ich vor knapp drei Wochen den Direktkandidatinnen und -Kandidaten der CDU, SPD, FDP und Grünen eine Mail geschrieben. Drei Fragen wollte ich gerne beantwortet haben. Zwei Politiker haben geantwortet. Robert von Olberg von der SPD und Jörg Berens von der FDP.

Achtung Unterstellung: Für Sybille Benning von der CDU und Maria Klein-Schmeink von den Grünen scheint Familienpolitik nicht so wichtig zu sein oder die beiden Kandidatinnen sind sich einfach siegessicher bzw. haben einen sicheren Listenplatz oder aber sie haben einfach keine Lust einem Familienvater und Blogger zu antworten.

Wie auch immer. Von den beiden Kandidatinnen gab es jedenfalls keine Rückmeldung. Weder ein „Vielen Dank aber aus den und den Gründen können wir Ihnen leider nicht antworten“ und auch kein „Wir beantworten Ihre Fragen gerne mündlich“. An mangelnder Zeit kann es nicht gelegen haben, immerhin sind beide aktuelle MdBs und haben ein paar Mitarbeiterinnen in ihrem Wahlkreis bzw. im Büro in Berlin. Herr von Olberg und Herr Berens hingegen können auf diese Ressourcen nicht zugreifen. Trotzdem haben sie sich Zeit genommen und ausführlich auf meine Fragen geantwortet. So verstehe ich Wahlkampf; jede Wählerstimme wird ernst genommen! Vielen Dank!

Erste Frage an Herrn von Olberg

Auf dem aktuellen Wahlplakat Ihrer Partei heißt es: „Kinder fordern Eltern, Wir fördern Eltern.“ Was sind aus Ihrer Sicht die Dinge, die sich für Familien ändern müssen, damit diese das Gefühl haben „gefördert“ zu werden?

Als SPD wollen wir allen Menschenei Möglichkeit geben, Familie und Beruf selbstbestimmt in Einklang zu bringen. Es muss selbstverständlich werden, dass neben der eigenen Arbeit auch für beide Elternteile Zeit für die Familie bleibt.

Indem wir die Familienarbeitszeit und das Familiengeld einführen, ermöglichen wir es Vätern und Müttern, ihre Arbeitszeit partnerschaftlich aufzuteilen. Das bis zu 24-monatiege Familiengeld von 150 Euro monatlich pro Elternteil erhalten Familien, in denen beide Eltern jeweils 75-90 Prozent der jeweiligen regulären Vollzeit arbeiten. Weiterhin werden natürlich auch Allein- oder getrennt Erziehende das Familiengeld erhalten. Die Familienarbeitszeit soll ebenfalls Menschen unterstützen, die ihre Eltern oder Verwandte pflegen. Wir wollen Menschen, die Familienmitglieder pflegen, eine Freistellung von der Arbeit mit Lohnersatzleistungen ermöglichen.

Mehr Selbstbestimmung wollen wir zudem ermöglichen durch ein gutes Angebot an Kitas und Schulen: Wir wollen durch höhere Ausgaben für Bildung genug Kita-Plätze schaffen und diese besser ausstatten, zusätzliche Erzieherinnen und Erzieher einstellen und einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung bieten. Zudem wollen wir die Beitragsfreiheit der Bildung von der Kita bis zum Meister und Master.

Erste Frage an Herrn Berens

Auf Ihrer Homepage finde ich keine familienpolitischen Schwerpunkte. Allerdings habe ich gelesen, dass Sie Vater einer Tochter sind Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigen Dinge, die sich für Familien verändern müssen?

Eine zentrale Forderung der FDP ist das Kindergeld 2.0. Hier wollen wir Leistungen für Kinder bündeln und sie dem Kind zu Gute kommen lassen und begründen so einen eigenen Anspruch, so dasss im Falle des Falles dieses Geld auch von Verwandten des Kindes oder das Jugendamt verwaltet werden kann. Weitere Informationen findet Sie hier.

Eine Frage, zwei ähnliche Antworten

Wie stehen Sie zur der Aussage: alle Kinderprodukte (Windeln, Schnuller, Kinderwagen, Schultornister, …) und Kinderspielzeug sollten mit 7% anstelle von 19% besteuert werden?

Herr von Olberg: Ich persönlich werde mich auf für eine Reduktion der Mehrwertsteuer für Kinderprodukte stark machen, um so Familien unmittelbar zu unterstützen. Bundeswirtschaftsministerin Zypries hat dies ebenfalls kürzlich öffentlich unterstützt.

Herr Berens: Sie haben recht: Hier gibt es Ungerechtigkeiten, die wahrscheinlich niemand erklären kann. Bereits in der Periode 2009-2013 war es das Ziel der Freien Demokraten hier eine umfassende Reform auf den Weg zu bringen. Dies ist uns dann aus verschiedenen Gründen nicht gelungen. Meine Auffassung nach ist eine solche Vereinfachung und Überprüfung der Mehrwertsteuersätze nach wie vor wichtig. Ich kann mir sehr gut vorstellen, „Kinderprodukte“ mit dem verminderten Satz zu besteuern.

Und zum guten Schuss…

Warum sollte ich als Familienvater Sie wählen?

Herr von Olberg hat die Frage zusammen mit der Frage zum verminderten Mehrwertsteuersatz  beantwortet.

Herr Berens: Seit gut zwei Jahren bin ich nun Vater einer heranwachsenden Tochter. Sie hat unser Leben auf den Kopf gestellt. Außerdem hat sie an der einen oder anderen Stelle meine Sicht auf die Dinge verändert. Das Parlament lebt davon ein Abbild der Gesellschaft zu sein. Dazu gehören auch (relativ) junge Familienväter. Wenn Ihnen eine solche Vertretung wichtig ist, bitte ich abseits der vielen inhaltlichen Punkte herzlich um Ihre Stimme.

Herr Berens war so nett, noch auf die Interviewreihe vom Familienforum Münster „Gespräche auf dem roten Sofa“ hinzuweisen. Die Interviews der Kandidatinnen und Kandidaten der SPD, CDU, FDP, Grüne und Linke können auf YouTube angeschaut werden.

Gut zusammengefasst sind die Familienpolitischen Themen der einzelnen Parteien auch in der September-Ausgabe der „Eltern.“

So ganz hundertprozentig weiß ich jetzt zwar immer noch nicht, wo ich meine beiden Kreuze mache aber immerhin weiß ich jetzt, wo ich sie nicht machen werde 😉 Familien sind leider nicht die größte Wählergruppe. Daher meine Bitte an alle Mütter und Väter: geht zur Wahl! Unsere Stimmen sind wichtig! Und klar, Familienpolitik ist nicht alles aber darf auch nicht vernachlässigt werden!!!

Antwort eines modernen Vaters

Hajo Schumacher hat auf Spiegel-Online in seinem Artikel „Was wir modernen Väter von unserer Vätern lernen können“ die Frage aufgeworfen, was einen modernen Vater ausmacht. Er beantwortet im zweiten Satz seine Frage gleich selber: „Zunächst mal der Wunsch, anders zu sein als der eigene Erzeuger!“ Herr Schumacher sieht sich als moderner Vater, jedenfalls schreibt er in Wir-Form. Willkommen im Club! Allerdings muss ich ihm gleich widersprechen. Ich wollte nie (eventuell ganz kurz in der Pubertät) anders sein als mein Vater. Vielmehr ist mein Vater in seiner Rolle als Mensch und Erzieher bis heute ein großes Vorbild für mich.

Persönlich finde ich den Begriff Erzeuger sehr unglücklich gewählt. Zu oft werden Väter, die getrennt von ihren Kindern leben und die (aus welchen Gründen auch immer) wenig bis keinen Kontakt zu ihren Söhnen und Töchtern haben, von ihren Kindern nur noch „mein Erzeuger“ genannt. Weniger Vater sein geht nicht.

Was können wir von unseren Vätern denn lernen?

Im nächsten Satz fragt der Autor: „Aber kann es sein, dass unsere Väter kompetentere Erzieher waren als wir ratgeberüberfütterten Optimierungsjunkies?“ Ich bin vielleicht etwas begriffsstutzig aber nach dem Lesen des Artikels auf Spiegel Online habe ich mich gefragt, was wir modernen Väter denn jetzt von unseren eigenen Vätern lernen können bzw. warum die Väter vor dreizig, vierzig Jahren kompetentere Erzieher gewesen sein sollen? Das selbstverständliche Mitandern bzw. Nebeneinanderher? Ja, dadurch gäbe es mehr Lücken bzw. Freiraum für die Kinder, das stimmt. Oder dass, ich mache alles aus dem Bauch heraus und brauche keine Fachbücher? Kann klappen, wenn der Bauch ein gutes Gespür hat. Oder die alte Familienstruktur Vater geht arbeiten und Mutter kümmert sich um die Kinder? Sorry aber das ist nicht meine Vorstellung von Vater sein.

Ich selbst zähle mich auch zu den „modernen“ Vätern (bevorzuge allerdings den Begriff aktiver Vater). Herr Schumacher behauptet wir modernen Väter wüssten nur wolkig, was wir sein wollen. Ob er in seinem Artikel von sich auf andere schließt? Dann kann ich ihm nur einen Tipp geben: Sprechen Sie mit andere Vätern und fragen Sie was aktive Papas mit ihren Kindern machen und wie sie gemeinsam mit ihren Partnerinnen die Familie managen. Reden hilft! Das ist nämlich dass, was Mütter meist perfekt können. Geburtsvorbereitungskurs, Pekipgruppe, Elternstammtisch, etc. überall vernetzen sich Mütter miteinander und tauschen sich aus.

Die Krux mit der modernen Vaterrolle

Was die Fähigkeit zur Vernetzung angeht, da können wir Väter uns von den Müttern noch so einiges abgucken. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum viele Männer schwimmen, wenn es um ihre Rolle als Vater geht. Das sehe ich genauso wie Herrn Schumacher. Viele Papas haben ihr Bild vom Vatersein noch nicht gefunden und halten daher an dem alten Rollenbild vom Vater als Ernährer fest. Aber nicht weil sie so tolle Väter hatten die heute als gute Vorbilder dienen. Vielmehr sind sie unsicher, weil ihre eigenen Väter abwesend waren. Mama und Kinder waren so eingespielt dass Papa selbst am Wochenende kein Bein auf den Familienboden bekam und sich lieber in das stürzte, was er gut konnte: Malochen. Ob samstags im Betrieb auf Überstundenbasis oder im (Schreber-) Garten. Klar, die Familie war bei der Gartenarbeit mit dabei aber eben nur mit dabei. Intensives miteinander Spielen und emotionale Bindung sah und sieht anders aus.

Moderne Väter wissen, was sie sein wollen

Zurück zu der Behauptung, moderne Väter wüssten nicht, was sie sein wollen. Da muss ich Herrn Schumacher erneut widersprechen. In Münster gibt es die „Papazeit“. Ein Treff für Väter mit ihren Kindern. Dort habe ich im letzten Jahr mit vielen modernen Vätern gesprochen. Und die Papas wissen ziemlich gut, was sie sein wollen.

Auch ich weiß genau, was ich für meine Töchter sein will: Ein Vater der viel Zeit mit ihnen verbringt. Und ja, ich nenne es Qualitytime. Ob auf dem Spielteppich, im Sandkasten, beim mit-Kreide-malen auf der Straße oder auf der Spielplatzwippe. Ich bin dabei. Ich gebe meiner jüngsten Tochter ihren Brei und passe parallel auf, dass die Große sich nicht zu viel Butter auf ihr Toastbrot schmiert. Ich wechsele die Windeln bei Lila, wenn sie voll ist. Ich bin ein super Tröster und Schmerzenwegpuster, wenn eine meiner Töchter sich verletzt hat. Wenn die Große zum wiederholten Mal Lila haut oder die Kleine dem Tiger an den Haaren zieht werde ich laut und unterbinde es. Ich räume abends gemeinsam mit meinen Kindern das Kinderzimmer auf, bevor ich eine oder beide Mädchen ins Bett bringe.

Was ich nicht sein will: ein Helikoptervater, der ständig jede Bewegung seiner Kinder nach Risiken und Gefahren abcheckt. Und nein, ich muss nicht zu jedem Entwicklungsmonat ein Fachbuch lesen. Okay, ich bin Sozialpädagoge, daher zählt das Argument vermutlich nicht 😉

Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?

Und zur Frage, wie ich als moderner Vater das alles bezahle, so ganz ohne Start-up: Meine Frau arbeitet Vollzeit, ich Teilzeit. Wir fahren ein altes Auto, machen keine teuren Fernreisen. Wir leisten uns so einiges aber eben nicht alles. Und ich habe keine Hobbys mehr. Ne, Quatsch! Aber die Hobbyzeit habe ich deutlich runtergefahren. Keine 20 Stunden mehr in der Woche in Laufschuhen, auf dem Rennrad oder im Wasser. Die Zeit gehört jetzt meiner Familie. Und die Kneipen- und Kinobesuche sind auch deutlich zurückgegangen. Spart auch noch einmal den ein oder anderen Euro 😉

Ach ja, wir fahren übrigens heute noch die Kurzstrecken bis 15 Kilometer mit dem Rad. Bei Wind und Wetter. Nur aus der Dreigang-Schaltung ist inzwischen eine 27-Gang-Kettenschaltung geworden.

Partnerschaftlich geteilte Hausarbeit

Vor ein paar Wochen haben wir Vaeter.nrw ein Interview zum Thema „Partnerschaftlich Familie und Beruf leben“ gegeben. Aber partnerschaftlich Aufgaben so verteilen, dass beide Eltern zufrieden sind, geht das überhaupt?

Ich bin der Meinung eine exakte 50/50 Aufteilung funktioniert nicht. Wer es hundertprozentig fair und gerecht aufteilen will macht sich nur unglücklich. Wichtig ist doch, dass beide Elternteile mit ihrer ganz persönlichen Aufteilung klarkommen und im Idealfall auch noch zufrieden sind. Warum soll ich, um meine 50 Prozent zu erreichen, Dinge erledigen, die bei mir mega lange dauern und mir einfach keinen Spaß machen, meiner Frau hingegen die Arbeit super schnell von der Hand geht und sie es auch noch gerne macht?

Aber was umfasst Hausarbeit eigentlich alles?

Wenn es um partnerschaftliche Aufteilung geht, haben die meisten Menschen zwei Dinge im Kopf. Erziehung und Haushalt. Die Erziehung ist ein ganz eigenes Thema, die lasse ich heute mal außen vor. Und die Hausarbeit umfasst ja nicht nur Saugen und Wäsche. Auf dem Blog von „dasnuf“ habe ich einen Fragebogen zur Hausarbeit gefunden. Ganz spannende Liste. Was allerdings „Wer denkt an die Geburtstage der Verwandtschaft?“ oder „Wer denkt an ablaufende Fristen?“ mit Hausarbeit zu tun hat, erschließt sich mir nicht so ganz. Scheinbar nimmt die Checkliste das Wort Hausarbeit auch ganz genau und umfasst nur das Haus bzw. die Wohnung. Zur Gartenarbeit und Urlaubsplanung keine Fragen. Auch nicht wer die Steuererklärung macht oder das Fotoalbum vom letzten Sommerurlaub, die Batterie in den Feuermelder wechselt, das Spritzwasser für die Windschutzscheibe überprüft oder die Getränke aus dem Keller holt? Vielleicht sind das aber genau die Fragen, die weiter unten auf der Liste nach … noch kommen.

Eigentlich ist das meckern auf hohem Niveau. Im Großen und Ganzen zeigt der Fragebogen nämlich schon auf was alltägliche kleine und große Aufgaben im Haushalt sind. Und wenn man(n) ehrlich ist, dann rufen bei den meisten Familien heute immer noch die Frauen bei vielen Fragen „yep, meine Aufgabe“.

Wie kommt das überhaupt?

Ständig ließt man das Paare ohne Kind ihre Hausarbeit fair untereinander aufteilen und beide berufstätig sind. Schon komisch wieso das als Familien dann oft nicht mehr funktioniert? Irgendwo habe ich mal den Satz gelesen: Werdende Eltern gehen als gleichberechtigtes Paar in den Kreissaal und kommen als traditionelles Paar wieder heraus.“ Da ist schon was dran.

Der Mann bleibt in der Regel im Job und die Frau kümmert sich um das gemeinsame Baby. Und da sie ja so viel Zeit hat, macht sie den Haushalt einfach parallel mit. Ist ja so easy mit Baby 😉 Dann freut sich abends der Partner und die Stimmung ist gut. Mann gewöhnt sich an den Luxus und vergisst in wenigen Tagen seine Aufgaben im Haushalt. Im Vergessen waren wir Männer schon immer gut 😉 Und warum Frauen plötzlich Samariterinnen werden und ihren Männern alles abnehmen, geht mir nicht in den Kopf. Muss es ja auch nicht. Wie oben schon geschrieben, jede Familie ist für ihr Glück und ihre Zufriedenheit selbst verantwortlich.

Wir haben das Glück uns einmal in der Woche eine Putzfrau leisten zu können. Sie kümmert sich um Küche und die Bäder. Das entspannt die Haushaltssituation für uns massiv. Die Kinderzimmer und das Wohnzimmer, sowie das regelmäßige Aufräumen, Staubwischen und Einkaufen ist mein Job. Plus die ganzen Dinge, die der Fragebogen nicht aufgelistet hat. Meine Frau kocht und macht (wieder) die Wäsche. Und jetzt doch noch etwas zur Erziehung: An drei Tagen bin ich für die Kinder da, meine Frau an zwei Nachmittagen. Am Wochenende ist dann Familienzeit. Für uns eine passende und faire Aufteilung. Ach ja, meine Frau arbeitet voll, ich mit 24 Std./Wo.