Kategorie: Väterwissen

Medienerziehung – Was brauchen Kinder?

Kinder und Medien

Die Initiative Schau hin hat zur Blogparade aufgerufen. Dieses Jahr zum Thema Medienerziehung in der eigenen Familie. Die Frage lautet: Vertrauen oder Kontrolle?

Lange bevor ich Vater wurde habe ich in einem kleinen Buchladen eine Postkarte gekauft. Auf ihr stand der Satz: „Ein Schiff im Hafen ist sicher, doch dafür werden Schiffe nicht gebaut.“ Dieses Zitat begleitet mich seither durch mein Leben. Ohne Mut, Vertrauen und Ausprobieren gibt es keine Veränderung und somit auch keine Entwicklungsschritte. Und genau darum geht es in der Erziehung. Kinder können nur wachsen, wenn wir ihnen Raum zum Ausprobieren und Lernen geben.

Der Fokus in der Blogparade von Schau-hin liegt auf Medienerziehung. Aber eigentlich ist es völlig egal, um welches Erziehungsthema es geht: Als Vater muss ich meinen Kindern Vertrauen schenken, gleichzeitig mögliche Gefahren einschätzen können und den Mut haben, loszulassen. Ganz egal, ob meine Frau und ich uns entscheiden das Babyphone auszustellen, unsere Töchter alleine mit dem Fahrrad zur Kita radeln lassen oder unseren Kindern ein eigenes Tablet schenken; überall lauern Gefahren aber auch Chancen und positive Erlebnisse.

Ich erinnere mich noch sehr gut an den ersten ganz analogen Sprung meiner fünfjährigen Tochter vom zwei Meter hohen Kletterturm. Ich war mir sicher, sie kann das. Warum? Weil wir gemeinsam gewachsen sind. Sie hat sich von Spielplatzbesuch zu Spielplatzbesuch immer mehr zugetraut, ist von immer höheren Stellen gesprungen und ihr Selbstbewusstsein ist Stück für Stück mitgewachsen. Gleichzeitig bekam ich mit jedem Sprung mehr und mehr Vertrauen und die Erkenntnis, ja sie kann das und ja sie kennt ihre Grenzen.

Kinder müssen positive Erfahrungen sammeln

Genau darum geht es meiner Meinung nach auch in der Medienerziehung. Kindern das Sammeln positiver Erfahrungen und das Entwickeln eigener Kompetenzen zu ermöglichen. Das gelingt aber nicht im Reagenzglas. Dafür braucht es das echte Leben und einen Vertrauensvorschuss. Zu viel Vorschuss kann aber auch schnell überfordern. Daher ist es meine Aufgabe das Übungsfeld für meine Kinder so zu gestalten, dass sie in jedem Alter positive Lernerfahrungen sammeln und stolz auf sich und ihre Fähigkeiten sein können.

Keine ganz so leichte Aufgabe. Um meine Kinder in der digitalen Welt begleiten zu können muss ich mir meiner Vorbildfunktion bewusst sein. Auch bei uns in der Familie sind die digitalen Medien überall präsent. Unsere Töchter erleben Eltern, die regelmäßig am Laptop sitzen, ständig PDFs auf dem Tablet lesen, die Musik über die Wlan-Box hören oder abends einen Film streamen. Unsere komplette Kommunikation läuft digital ab. Wir skypen regelmäßig mit den Omas und Opas, führen digital unsere Einkaufsliste und Verabreden uns über Messenger. Unsere Kinder sind immer mittendrin.

Noch geht es bei unseren Kindern „nur“ um Spieleapps, Medienzeit und Videos. Am Horizont lässt sich aber schon erahnen, was in den nächsten Jahren alles auf uns zukommen könnte. Aktuell ist bei uns die Medienzeit unsere maximale Herausforderung. Trotz vorheriger Absprachen und Wecker stellen kommt es immer wieder zu kleineren und größeren Wutanfällen. Da mussten wir das Übungsfeld schon mehrfach wieder etwas eingrenzen. Aber gleichzeitig gibt es Beispiele, da gehen die Mädchen sehr verantwortungsvoll mit den digitalen Tools um und wir können guten Herzens das Übungsfeld erweitern.

Wie behalte ich einen Einblick in die digitale Welt?

Eine der großen Herausforderungen für uns Eltern in der Medienerziehung sind meiner Meinung nach die ständigen digitalen Veränderungen. Hier eine neue App, dort eine neue Spielkonsole, da eine neue Kommunikationsplattform. Wie kann ich am Ball bleiben und mitbekommen, was in der digitalen Lebenswelt meiner Kinder los ist? Es gibt für sie so viel Wunderbares zu entdecken aber gleichzeitig auch so viele Herausforderungen, die ihnen im digitalen über den Weg laufen können.

Ich kann mich über Neuigkeiten, Trends, Phänomen und Gefahren in der digitalen Welt informieren. Das geht wunderbar auf Seiten wie schau-hin.info, handysektor, klicksafe oder Gutes Aufwachsen mit Medien. Gleichzeitig kann ich mich an die wahren Expertinnen wenden, meine Töchter: mir ihre digitale Lebenswelt von ihnen zeigen lassen, gemeinsam die digitale Welt erkunden, sie bezüglich Gefahren und Herausforderungen sensibilisieren und mit ihnen über ihre Erfahrungen und Erlebnisse sprechen.

Klar, je älter sie werden, umso weniger werden sie mich vermutlich an ihrer Lebenswelt teilhaben lassen. Aber wenn meine Töchter in den nächsten Jahren erleben, dass ich wirklich Interesse an ihrer digitalen Lebenswelt habe und mir es nicht um Verbote, Kontrolle und Verteufelung geht, vielleicht geben sie mir das Vertrauen zurück, das ich ihnen bis dahin entgegengebracht habe.

Ohne Vertrauen keine Eigenständigkeit

In der Medienerziehung ist es wie überall in der Erziehung. Irgendwann müssen wir Eltern loslassen. Um zum Zitat vom Anfang zurückzukehren: Wenn wir unsere Töchter bis zur Volljährigkeit im Hafen lassen, wie sollen sie sich dann auf den Weltmeeren zurechtfinden?

Ich jedenfalls habe keine Lust, in zwanzig Jahren meine Töchter täglich in ihren WG-Zimmern zu besuchen und zu kontrollieren, ob sie sich an die abgesprochenen Medienzeiten halten.

Weitere Beitrage zu digitalen Medien: Kinderfotos im Netz und Voll analog und doch nicht doof

Voll analog und doch nicht doof – Kinder und Medien

Bunter Stapelturm umgefallen

In regelmäßigen Abständen liegen Prospekte mit Kinderspielzeug in unserem Briefkasten. Geht es nach der Spielzeugindustrie dann wünschen sich schon Babys einen Lerncomputer oder ein erstes Smartphone. Und die lieben Kleinen sollen ja nicht mit den Geräten daddeln oder so, nein sie fördern die kindliche Entwicklung und sind deshalb pädagogisch wertvoll! Behauptet jedenfalls die Werbeindustrie. Welche Eltern sagen da noch nein, wenn es doch um die optimale Förderung ihrer Kinder geht. Bloß nicht, dass die lieben Kleinen den Anschluss verpassen.

Aber ist das wirklich so? Brauchen schon Wickelkinder ein Tablet auf dem Schoß oder ein Smartphone in der Hand? Und was hat das Ganze mit uns Eltern zu tun? Darum geht es in meiner mehrteiligen Themenreihe Kinder und Medien, die heute startet.

Schön der Reihe nach!

Alle reden von Medienkompetenz. Kinder sollen und müssen eine eigene Handlungskompetenz im Umgang mit den digitalen Medien erlangen. Stimmt! Aber müssen Kinder unter drei unbedingt schon digitale Kompetenzen entwickeln? Nein! Für sie geht es eigentlich um etwas ganz anderes – um die Entwicklung ihrer eigenen „analogen“ Kompetenzen.

Beispiel: Wir Eltern füttern unsere neugeborenen Kinder nach der Geburt ja auch nicht gleich mit Chilli con Carne. Nein, natürlich nicht! Vielmehr werden unsere Kinder zu Beginn gestillt oder bekommen die Flasche. Erst nach Monaten oder gar Jahren wird ihr Verdauungssystem ganz behutsam an Gemüse, Obst, Fleisch und Gewürze gewöhnt.

Oder ein anderes Beispiel: Kein Mensch käme auf die Idee, seiner zweijährigen Tochter den Autoschlüssel in die Hand zu drücken, ihr beim Anschnallen zu helfen und der jungen Autofahrerin noch ein „Aber bitte nicht so schnell!“ hinterher zu rufen. Nein, vorher gibt es noch ein paar andere Fahrzeuge, mit denen Kindern die sichere Teilnahme am Straßenverkehr erlernen müssen.

Keine digitalen Medien unter Drei*

Was ich damit sagen will, in den ersten drei Lebensjahre brauchen Kinder noch keine digitalen Medien. Warum? Kinder müssen ganz in Ruhe eine Vielzahl sensomotorischer Erfahrungen sammeln, damit sie später das Tablet oder Smartphone „gesund“ nutzen können.

*Für mich gibt es ein paar Ausnahmen: wenn via Skype/Facetime Kontakt zu wichtigen Beziehungspersonen gehalten wird, wenn Familien gemeinsam Fotos anschauen und/oder wenn Eltern ihren Kindern E-Bilderbücher via Smartphone/Tablet vorlesen. Dann sage ich gerne  ja zu Bildschirmmedien unter Drei.

Fragt man übrigens Entwicklungspsychologen und Medienpädagogen, dann hört man ganz unterschiedliche Einschätzungen ab wann Kinder überhaupt digitale Medien nutzen sollten. Reden die Medienpädagogen vom sogenannten Kindergartenalter (ab drei Jahre), sprechen die führenden Entwicklungspsychologen von Mitte der Grundschule. Aber bei einer Aussage sind sie alle einer Meinung: keine digitalen Medien unter drei.

Die Wichtigkeit der sensomotorischen Entwicklung bei Kindern unter Drei

Zurück zu den senomotorischen Erfahrungen. Babys und Kleinkinder begreifen ihre Welt durch Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Tasten und durch den Dreh-, Schwerkraft- und Eigenbewegungssinn.

Wie sich ein Waschlappen anfühlt, ein Holzstück schmeckt, ein Schafsfell riecht, welche Geräusche eine Rassel von sich gibt, alles vielfältige Sinneserfahrungen, die sich sofort im Gehirn nieder schlagen.

Das Gleiche gilt für Bewegungserfahrungen. Wenn ich meine Hand öffne, fällt der Inhalt einfach zu Boden, ich muss nichts weiter dafür tun. Oder wenn ich einen Gegenstand greifen möchte, der auf der anderen Seite des Raumes liegt, muss ich meinen Körper bewegen können, egal ob durch Robben, Rutschen, Krabbeln oder Laufen.

Das Material für diese Lernerfahrungen muss noch nicht mal pädagogisch wertvoll sein. Ob Schwamm, Klopapierrolle,  Tuperdose, Kochlöffel, Luftballon, Wollknäuel, Feder, Knisterpapier, Rasierschaum in der Badewanne oder Joghurtbecher, die man stapeln kann. Alles wunderbare Materialen zum Begreifen der Welt.

Nehmen wir mal den Rasierschaum in der Badewanne. Wie sich der Schaum anfühlt, so schön schmierig und glitschig, wie soll das ein Youtube-Video auf dem Smartphone oder Tablet simulieren? Keine Chance. Diese Sinneserfahrung kann man nicht digital erfahrbar machen (jedenfalls heute noch nicht 😉 ).

Aber genau Dank solcher Erlebnisse lernen Kinder die vielfältigen Sinnes- und Bewegungserfahrungen zu verknüpfen. Und deshalb haben digitale Medien ihre Zeit. Erst müssen Kinder die reale Welt verstehen und die Welt angefasst haben. Dadurch bauen sie ihre eigene starke Innenwelt auf. Nur so können sie mündige Mediennutzer werden, die später selbstbestimmt ihre eigene Mediennutzung steuern können.

Noch einen Satz zu mir: ich liebe digitale Medien, bin nicht selten zu oft und zu lange in der digitalen Welt und freue mich schon riesig auf die ersten gemeinsamen Wimmel- und Spieleapp-Nachmittage mit beiden Kindern. Mit dem Tiger (*2013) spiele ich nun seit knapp einem Jahr verschiedene Apps. Lila (*2016) darf noch nicht. Aber dazu demnächst mehr …

Vorschau auf den zweiten Teil der Reihe Kinder und Medien

Im März folgt der zweite Teil der Reihe „Kinder und Medien“. Dann geht es um den Spracherwerb, die Entwicklung der Kreativität, das Aushalten von Langeweile und das Entwickeln der Frustrationstoleranz.

Mit dem Thema Kinder und Medien haben sich vor mir natürlich auch schon andere Blogger*innen befasst. Es gibt ja auch nicht die richtige Meinung, ist ja auch ein weites Feld 😉 Hier vier Leseempfehlungen:  familiert, mitkinderaugen, Zwillingswelten, Münstermama

Nein sagen – warum es für Kinder so wichtig ist

Nein sagen - Grenzen setzen

„Auch! Auuuuuch!!!!!“  ruft Lila und rennt in die Küche. Dort bekommt ihre Schwester gerade ein Glas Orangensaft. „Nein, ich kann dir keinen Saft geben. Davon bekommst du einen wunden Popo. Du kannst gerne ein Glas Milch oder Wasser haben.“  Kaum habe ich den Satz ausgesprochen, liegt meine jüngste Tochter auch schon auf dem Boden, strampelt mit den Füßen und weint bittere Krokodilstränen.

Nein sagen ist gar nicht so leicht. Wir Eltern wünschen uns ja eine positive Beziehung zu unseren Kindern. Das Wort Nein ist für einen guten Kontakt nicht gerade förderlich. Es führt auch nicht zu einem Lächeln oder einem „Papa, du bist toll“. Vielmehr folgt dem Nein oft eine nervige Auseinandersetzung mit unseren Kindern.

Ganz anders sieht es aus wenn wir Ja sagen – dann sind wir der beste Papa bzw. die beste Mama der Welt. Logisch, dass uns das Ja im Vergleich zum Nein deutlich leichter von den Lippen geht bzw. einfacher erscheint. Ein paar Jahre später – spätestens im Grundschulalter – sind sie dann aber da: die Konflikte, die erst durch das Vermeiden vom Nein sagen entstanden sind.

Warum ist es so wichtig, unseren Kindern Grenzen zu setzen?

Babys sind nach der Geburt ausschließlich auf ihre eigenen Bedürfnisse fixiert. Das ist ganz normal und für die Kleinen überlebenswichtig. Daher ist es in den ersten Lebensmonaten absolut notwendig, dass wir Eltern unmittelbar, verlässlich und bedingungslos die Bedürfnisse unserer Kinder nach Nahrung, Liebe und Schutz befriedigen. Kein Baby der Welt kann, wenn es um 10 Uhr Hunger hat, bis zum Mittagessen um 12 Uhr warten.

Anders sieht es bei Kleinkindern um die zwei Jahre aus. Nach und nach müssen wir sie dabei unterstützen neben ihren eigenen Bedürfnissen auch die Bedürfnisse der Geschwister, von uns Eltern und anderen Menschen wahrzunehmen. Ab dem dritten Lebensjahr können sie lernen abzuwarten, das eigene Bedürfnis aufzuschieben. Wenn beispielsweise Mama der Schwester gerade ein Buch vorliest, Papa und Mama gerade miteinander sprechen oder Papa dabei ist, die Spülmaschine auszuräumen.

Auch müssen Kinder verinnerlichen, dass es gefährlich ist mit dem heißen Bügeleisen zu spielen, einfach auf die Straße zu laufen oder auf das Hochbett der großen Schwester zu klettern.

Kinder wollen uns Eltern und unser Handeln begreifen. Was ich damit meine? Sie wollen verstehen, wozu wir Eltern Ja und Nein sagen, was wir gut finden und was wir ablehnen. Wenn wir konsequent und verlässlich Grenzen setzen, werden unsere Handlungen und Reaktionen für sie vorhersehbar. Gleichzeitig übernehmen unsere Kinder durch unsere Wiederholungen nach und nach unsere Moralvorstellungen. Konsequent heißt hier nicht zwingend starr bei der einmal festgelegten Grenze zu bleiben. Genauso, wie unsere Kinder sich von Tag zu Tag weiterentwickeln, verändern auch wir ab und an unsere Einstellungen und Haltung.

Was brauchen unsere Kinder von uns?

Das Wichtigste ist, dass wir für unsere Kinder verlässlich, klar und vorhersehbar sind und bleiben. Kinder brauchen unsere Geduld, wenn sie insbesondere ab dem dritten Lebensjahr immer wieder Grenzen austesten; bestimmte Verhaltensweisen tagelang wiederholen und absolut davon überzeugt sind, alles (aber wirklich alles) ohne Mama und Papa zu schaffen. Ständiges Kritisieren und Meckern schon beim kleinsten unerwünschtem Verhalten ist wenig hilfreich.

Wir müssen unseren Kindern in dieser Entwicklungsphase auf der einen Seite die Freiräume bieten, in denen sie die Welt entdecken, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen und ihr Selbstbewusstsein stärken können. Auf der anderen Seite müssen wir ihnen an den Stellen Grenzen setzen, an denen ihre Bedürfnisse mit denen der Familie bzw. der Gemeinschaft kollidieren.

Zurück zu Lila, meiner auf dem Boden liegenden Tochter. Ich lasse sie noch einen Moment weinen, knie mich dann neben sie auf den Boden und sage: „Ich kann gut verstehen, dass du jetzt sauer bist. Aber ich bleibe dabei, du kannst gerne Milch oder Wasser haben. Aber erst musst du aufhören zu weinen.“ Es vergeht noch etwas Zeit, dann steht Lila auf, wischt sich die Tränen mit ihrem Pullover weg, zeigt auf ihren Becher und fragt: „Milch?“

Väter, ran an die Kinderbücher

Papa liest Bilderbuch vor

Lesen ist weiblich! Den Eindruck können Jungen und Mädchen bekommen. Warum? Weil es in der Regel Frauen sind, die sich Zeit nehmen und mit Kindern lesen. Erst sind es die Mütter und Omas, dann in den Kitas die Erzieherinnen und auch später in der Grundschule sind es meist Lehrerinnen, die vorlesen. Männer tauchen im Bildungswesen oftmals erst ab der weiterführenden Schule auf. Dort wird Lesekompetenz aber vorausgesetzt und die Zeit des Vorlesens ist ab Klasse fünf vorbei. Deshalb: Väter, ran an die Kinderbücher!

Nur 8 Prozent der Väter lesen ihren Kindern alleine vor

Lesen Väter wirklich so selten ihren Kindern vor? Die Studie „Warum Väter nicht vorlesen“ der Stiftung Lesen wollte es 2009 (ja, ich weiß, es ist nicht die aktuellste Studie 😉 ) genauer wissen. Auf die Frage: „Wer liest am meisten vor?“ antworteten die 4 bis 9 Jährigen: 73% lesen die Mütter vor, bei 11% lesen beide Eltern gemeinsam vor, bei 8% lesen die Papas und bei 6% die Omas vor. Aber wieso machen sich die Väter beim Vorlesen so rar? Auch beim Vorlesen kristallisiert sich das alte Rollenbild heraus. Viele Männer sehen ihre Partnerinnen in der Verantwortung, mit den gemeinsamen Kindern zu lesen. Ein Teil der Väter hat das Gefühl für gemeinsame Lesemomente mit ihren Kindern keine Zeit zu haben. Sie unternehmen in ihren Zeitfenstern lieber andere Vater-Kind-Aktivitäten. Und dann spielt die eigene Freude am Lesen sicherlich auch eine Rolle. Wer selbst nicht gerne Bücher liest wird nicht vor Freude hier rufen, wenn die Kinder mit einem Buch um die Ecke kommen. Und dennoch, egal wie groß die Hürden auch sein mögen: Väter, sagt ja zum Vorlesen!

Lesen geht immer

Papa liest seinen Kindern vorSchon mit den Kleinsten können sich Väter Bilderbücher anschauen. Inzwischen gibt es eine Vielzahl „mein erstes Bilderbuch“ für Kinder ab einem Jahr. Egal ob aus Stoff, Pappe oder auf dem Tablet, zum Schieben, Blättern oder Wischen, Vorlesen gehört mit zu den einfachsten Vater-Kind-Aktionen überhaupt. Man braucht ein Buch oder Tablet und ein Sofa, Sessel oder Stuhl. Das war´s. Lesen ist absolut wetterunabhängig und super kostengünstig (wenn man einen Bibliotheksausweis besitzt).

Aber warum sollen Väter überhaupt vorlesen? Reicht es nicht wenn Mama oder Oma vorliest? Nein, das reicht nicht. Insbesonders für Väter von Söhnen gilt: Seid Lese-Vorbilder für eure Kinder. Dann bekommen Jungen nicht das Gefühl Lesen sei unmännlich. Im Idealfall bekommen sie so einen Zugang zum Lesen und werden später nicht von den Mädchen in der Lesekompetenz abgehängt. Wieso Lesen so wichtig ist? Kinder, denen Lesen leicht fällt, haben es während der Schullaufbahn, in der Ausbildung und/oder im Studium und später im Job in der Regel einfacher.

Und Vorlesen bedeutet für Väter einen doppelten Gewinn: Sie verbringen Zeit mit ihren Kindern und erfahren ganz nebenbei auch noch etwas vom Alltag ihrer Kinder, wie es ihnen geht, was sie gerade beschäftigt und worüber sie sich Gedanken machen.

Rituale sind hilfreich!

Papa liest Pixi Buch vorWie können Vorlesezeiten locker in den Alltag von Vätern und ihren Kindern integriert werden? Durch Rituale! Egal ob Papa abends vor dem Schlafengehen noch eine Gute-Nachtgeschichte oder am Wochenende morgens um sieben im Elternbett drei Pixibücher vorliest, feste Zeitpunkte sind hilfreich. Und ja, manchmal kann das Vorlesen auch ziemlich nervig sein. Nämlich dann, wenn Papa das Lieblingsbuch seit vier Wochen jeden Abend 3x hintereinander vorlesen soll. Und zwar Wort für Wort! Exakt so wie es ihm Buch steht. Ein neues Wort wird sofort zur Kenntnis genommen und abgestraft. Dann heißt es Augen zu und durch. Irgendwann geht selbst die größte Biene-Maja-Liebe mal zu Ende. Versprochen! Allerdings ist das Wort „Irgendwann“ gelegentlich ziemlich dehnbar 😉

Und Väter sollten sich gerade bei kleinen Kindern nicht wundern: Diese haben manchmal eine sehr unorthodoxe Art und Weise durch Bilderbücher zu blättern. Da muss nicht zwangsläufig auf  Seite 5 auch wirklich Seite 6 folgen. Warum nicht erst einmal zu Seite 15 bevor es zurück zu Seite 2 geht.

Wie steht es um meine eigene Freude am Vorlesen?

Lese ich meinen Kindern Bücher vor? Ja, so gut wie jeden Tag. Lese ich gerne vor? Seit drei Jahren lautet die Antwort: Ja! Das war aber nicht immer so. Bevor ich Vater wurde, habe ich kaum vorgelesen, weder in der Schule noch später meinen Patenkindern. Dabei lese ich seit meiner Jugend begeistert Krimis und Belletristik. Aber Vorlesen? 40 Jahre war meine Antwort: Nein danke! Das musste ich nach der Geburt vom Tiger erst üben. Heute macht mir Vorlesen Spaß. Die Begeisterung und Freude in den Augen meiner Kinder ist nicht zu übersehen und ich genieße den engen Kontakt mit meinen Mädels. Ich habe super Glück! Denn ich habe grandiose Zuhörerinnen 😉

Sonne, Sommer, Sonnencreme

Es ist Sommer und ob ihr es glaubt oder nicht, auch in Münster scheint die Sonne. Allerdings finde ich es total nervig meine Kinder mit Sonnenmilch einzucremen. Bislang habe ich noch keine Sonnencreme gefunden, die sich wunderbar verteilen lässt. Und dabei habe ich noch Glück. Der Tiger und auch Lila lassen sich bislang begeistert eincremen (so gerne, dass der Tiger auch schon den ein oder anderen Puppenarm und eine Menge Duplo-Steine mit Sonnenschutz eingecremt hat). Leider muss Eincremen sein, sagt meine Frau. Also mache ich es …  Nein, natürlich weiß ich selbst, wie wichtig Sonnenschutz für meine Kinder ist. Und dass ich meine 44-Jahre-alte-Haut nicht mit der Kinderhaut meiner Töchter vergleichen darf. Aber warum ist Sonnencreme für Kinder überhaupt wichtiger als für Erwachsene?

Weil das Hautkrebsrisiko bei starkem Sonnenbrand bis zu dreimal höher sein kann als bei Erwachsenen. Und warum ist das so? Die Haut von Kindern und insbesondere von Babys ist sehr empfindlich. Die Kinderhaut baut ihren Eigenschutz erst nach und nach auf. Daher wird von unterschiedlichen Internetseiten bei Kindern eine Sonnencreme mit einem Lichtschutzfaktor von 30 bis 50 empfohlen. Allerdings sollten Babys in den ersten Monaten überhaupt nicht in die Sonne und müssen dementsprechend auch nicht eingecremt werden. Lange Kleidung, Kopfbedeckung, Sonnenschirm oder Schattenplatz ist für Babys der beste Schutz gegen Sonnenbrand.

Aber was hilft die beste Sonnenmilch im Schrank, wenn ich nicht weiß, wann ich überhaupt eincremen muss. Bei blauen Himmel und Sonne pur ist mir das klar. Aber wie sieht es bei Wolkenwetter aus? Dann nützt mir mein Blick in den Himmel nichts. Deshalb habe ich mir eine UV-App auf mein Smartphone geladen. Davon gibt es im Appstore eine ganze Menge. Kostenfreie und kostenpflichtige. Ich habe mich für eine kostenfrei Basis-App entschieden. Bevor ich mit meinen Kindern nach draußen gehe, schaue ich kurz auf die UV-Anzeige. Es gab schon einige Tage, da hätte ich 100 Euro verwettet, dass ich nicht eincremen muss. Wie gut das ich nicht wette, ansonsten wäre es für mich ziemlich kostspielig geworden.

Der UV-Index ist echt hart. So hart, dass ich für mich entschieden habe, erst bei einem Index von 6.0 meine Kinder einzucremen. Ab 6.0 beginnt die mittlere gesundheitliche Gefährdung. Die WHO sagt, ab diesem Wert sind Schutzmaßnahmen erforderlich. Bei dem UV-Index 3-5 stehen noch die Wörter >sind empfehlenswert< im Text. Und 6.0 ist super schnell erreicht, auch bei Wolken.

Wer mehr zum UV-Index lesen möchte und keine Lust auf eine App hat, das Bfs gibt alle drei Tage eine UV-Prognose heraus.

Papa, was machen wir, wenn wir tot sind?

Der Tiger und ich sitzen auf unserer Terrasse, die Sonne scheint, der Himmel ist blau, wir ruhen uns aus und machen das Fingerspiel „Himpelchen und Pimpelchen“. Die letzten Stunden haben wir im Planschbecken getobt und uns durch den Garten gejagt. Ein richtig schöner Nachmittag.

Dann aus dem Nichts die Frage: „Papa, was machen wir, wenn wir tot sind? Schlafen wir dann den ganzen Tag? Alle zusammen oder jeder alleine? Und wenn man stirbt, macht das der Wind? Oder wie geht das?

Stille! In meinem Kopf schrillt die Alarmanlage: „Habe ich das gerade richtig verstanden? Es ist Mai, den ganzen Tag über Sonne satt, wir hatten eine super Zeit und dann kommt Allerheiligen und Totensonntag in einer Frage zusammen. Verdammter Mist, was sag ich denn jetzt? Herr Jauch, ich nehme den Telefonjoker, den 50/50 und befrage gleichzeitig das Publikum. Herr Jauch? Hallo? Ach ja, ich bin gar nicht im Studio in Köln sondern sitze mit meinem Tiger bei einer Apfelschorle im Garten.

Kinder sollen den Tod als etwas natürliches wahrnehmen, das erzähle ich in meinen Beratungsgesprächen gerne anderen Eltern. Aber wenn einem selbst an einem sonnigen Tag die Frage plötzlich vor die Füße fällt, dann ist es gar nicht so einfach den Tod als etwas ganz natürliches darzustellen. Der Tod gehört an so schönen Tagen (jedenfalls bei mir) nicht unbedingt zum Leben dazu.

Ich entscheide mich Zeit zu gewinnen. Das geht am besten mit einer Gegenfrage: „Möchtest du das wissen, weil die Emma gestorben ist?“ Emma, die Hündin von unserem Nachbarn, war zwei Tage vorher eingeschläfert worden. „Ja, und weil die Oma von Lena gestorben ist und Onkel Peter.“

„Ja“, sag ich, „die sind gestorben und werden uns nie mehr besuchen. Sie sind jetzt im Himmel. Beim lieben Gott. Dort geht es ihnen gut. Wenn wir irgendwann mal sterben kommen wir auch in den Himmel.“ Natürlich kommt vom Tiger direkt die Frage: „Und wann sterben wir?“ „Ich hoffe das dauert noch ganz, ganz lange. Die meisten Menschen sterben erst wenn sie ganz alt und krank sind.“ Jetzt muss ich aber aufpassen, was ich sage. Krank sind wir alle mal und der eine Opa ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Nicht dass der Tiger immer Angst bekommt, wenn jemand aus der Familie oder Freundeskreis krank wird oder Opa mal einen längeren Mittagsschlaf macht. „Der Opa ist zwar schon älter aber er ist fit und gesund. Und wenn wir mal krank werden ist das überhaupt nicht schlimm. Jeder wird mal krank. Sterben muss man nur bei ganz schlimmen Krankheiten.“

Ich merke, für´s Erste hat meine Tochter keine Fragen mehr. Sie holt ihr Schwarzer-Peter-Spiel und wir spielen eine Runde. Zum Abendessen hat sie dann aber doch noch eine Frage: „Papa, wie sieht der Himmel aus?“ „Tja, das kann ich dir leider nicht sagen. Das weiß ich nicht. Eigentlich weiß das niemand. Wir kommen ja erst in den Himmel wenn wir tot sind. Und wer tot ist kann ja nicht mehr reden.“

Ich warte ob der Tiger noch weitere Fragen hat. Es kommen aber keine mehr. Stattdessen nimmt meine Tochter wieder Himpelchen und Pimpelchen in die Hand, dreht sie auf den Kopf und sagt: „Die sind jetzt auch gestorben.“ Okay, da muss ich doch noch einmal den Klugscheißer raushängen lassen: „Weißt du, sterben können nur Lebewesen, also Menschen, Tiere und Pflanzen. Himpelchen und Pimpelchen können höchstens kaputt gehen.“

NEIN LASS MICH – der Nachtschreck

NEIN! FASS MICH NICHT AN!!!!!! NEIN! LASS MICH!!! Regelmäßig schreckt der Tiger nachts aus dem Schlaf auf und schreit minutenlang! Wenn ich dann zu ihr ins Zimmer komme sitzt sie in der hintersten Ecke ihres Bettes, die Augen sind auf und man könnte denken sie ist wach. Sobald ich sie aber auf den Arm nehme möchte wird das Schreien noch lauter und sie schlägt wild um sich. Ich kann dann sagen was ich will, sie erkennt mich nicht!

Beim ersten Mal war ich völlig perplex. So einen Verhalten hatte ich beim Tiger noch nie erlebt. Ich selbst war ja gerade erst aus dem Schlaf hochgeschreckt und mit der Annahme, mein Kind nur kurz trösten zu müssen, in ihr Kinderzimmer gelaufen. Aber was mich da in ihrem Zimmer erwartete, darauf war ich überhaupt nicht vorbereitet. Schreien, Kreischen und Wild-um-sich-schlagen! Sie hatte große Angst; minutenlang. Ich brauchte etwas bevor ich realisierte, dass meine Tochter gar nicht wach war. Aber, was hatte sie? Vermutlich einen Nachtschreck. Spielte aber auch keine Rolle. Ich wollte ihr helfen und konnte es nicht. Egal was ich versuchte, ich kam einfach nicht an sie heran.

Mein erster Impuls war meinen Tiger zu wecken und sie so aus ihrer schrecklichen Lage zu holen. Ganz leise und ruhig habe ich sie angesprochen. Aber anstatt aufzuwachen wurde sie nur noch lauter und verkroch sie noch tiefer in ihre Ecke im Bett. Ich wollte sie auf den Arm nehmen und festhalten, damit sie sich wieder beruhigt. Völlig falsche Entscheidung. So laut habe ich meine Tochter noch nie schreien hören. Reflexartig ließ ich sie los und ging zwei Schritte nach hinten. So war zwischen uns wieder etwas Abstand.

Da stand ich nun, mitten im dunklem Kinderzimmer, nur das Notlicht leuchtete. Sekunden wurden zu Minuten, Minuten zu Stunden. Um mich und meinen Tiger zu beruhigen setzte ich mich neben dem Bett auf einen Stuhl. Ich wartete ab, bis mein Tiger mit dem Weinen und Schreien aufhörte. Ganz ehrlich, das war super schwer auszuhalten.

Gefühlt waren es Stunden, in der Realität habe ich 20 Minuten auf dem Stuhl gewartet. Plötzlich aus dem Nichts hörte ich ein „Aua!“ von meiner Tochter. Schnell antwortete ich: „Hast du dich verletzt? Möchtest du zu mir auf den Arm kommen?“ Da war der Nachtschreck-Bann gebrochen und keine zwei Sekunden später lag der Tiger in meinen Armen. Weitere 60 Sekunden später war sie wieder eingeschlafen. Mir allerdings war dann erstmal nicht nach Schlafen zumute. Vielmehr musste ich verdauen, was da gerade alles passiert war.

Meine Tochter konnte sich am nächsten Morgen übrigens an nichts mehr erinnern, was mich extrem beruhigte. Somit hatte sie auch keine Erinnerungen an das Gefühl der Angst und der Orientierungslosigkeit während des Nachtschrecks.

Aber warum zum Henker hat meine Tochter diesen Nachtschreck überhaupt? Was genau ihn verursacht, ist bis heute überhaupt noch nicht geklärt. Laut Literatur kommt der Nachtschreck eher bei Kindern vor, die vor dem Einschlafen noch ziemlich aktiv waren. Helfen kann da eine Ruhephase vor dem Schlafengehen. Blöd nur, wenn – wie bei meiner Tochter- das Kind auf die Ruhephase pfeift und bis zur letzten Sekunde aktiv ist.

Und was ist der Nachtschreck überhaupt? Der Nachtschreck ist eine Störung des Schlafs und tritt in der Regel während der ersten Non-REM-Schlafphase (in den ersten Stunden nach dem Einschlafen) auf. Das Kind erkennt weder Mama, Papa noch die eigentlich vertraute Umgebung. Die Experten sind sich alle einig: bloß das Kind nicht versuchen zu wecken. Das klappt nicht, führt meistens nur zu einer Eskalation, so wie bei mir. Wir Eltern können während des Nachtschrecks nur eine Sache für unsere Kinder tun: aufpassen, dass sie sich nicht verletzten oder aus dem Bett fallen (mein Tiger schläft in einem Hochbett).

Woran merke ich, dass es ein Nachtschreck und kein Alptraum ist? In der akuten Situation meistens gar nicht. Eigentlich erst am nächsten Morgen. Bin nur ich fix und fertig, dann war es ein Nachtschreck. Ist der Tiger durcheinander und kann sogar von dem Traum berichten, dann war es ziemlich sicher ein Alptraum.

Papa, ein Tiger ist unter unserem Tisch

Es passiert bei uns zu jeder Tageszeit. Egal, ob wir am Küchentisch sitzen, ein Buch lesen, mit der Brio spielen, im Badezimmer das Wasser für ein Bad einlassen, plötzlich ist er da: ein gefährlicher Tiger. Manchmal sind es auch ganz viele Tiger, ein ganzes Rudel, obwohl Tiger ja eigentlich Einzelgänger sind. Interessiert meine Tochter aber herzlich wenig.

Zugegeben, beim ersten Mal habe ich geschmunzelt und – typisch Erwachsener – altklug erklärt, dass alle Türen und Fenster zu sind und kein Tiger der Welt einfach so in unser Haus gelangen könne. Meine Große blieb aber bei ihrem Standpunkt, dass ein gefährlicher Tiger unter unserem Esstisch sei. Also haben wir beide nachgeschaut und – welch eine Überraschung – nix zu sehen. So jedenfalls meine Realität. Meine Große aber sah ihn, mit seinen gefährlichen Zähnen und dem lauten Fauchen, zeigte auf den Platz, an dem der Tiger saß und bestand darauf, dass ich ihn augenblicklich aus dem Haus werfe. Also habe ich ihn ergriffen, bin zur Terrassentür, habe sie geöffnet, den Tiger rausgeworfen und schnell die Tür wieder geschlossen. Sicher ist sicher! Das war vor einem halben Jahr. Seitdem kommen und gehen die Tiger, wie es ihnen beliebt. Mal sind sie gefährlich, mal sind sie lieb, mal ist meine Tochter selbst einer. Mal schmeiße ich und mal meine Große die Raubkatzen raus. Sie gehören für uns inzwischen zum Leben dazu.

Imaginäre Freunde sind gute Freunde

Die spannende Frage ist, warum kommt der Tiger so oft zu uns bzw. zu meiner Großen? Früher ging bei Pädagogen und Psychologen bei solchen imaginären Gefährten ein Warnsignal an! Achtung, Achtung! Nicht, dass das Kind psychisch krank wird! Heute sind alle entspannt. Dank der amerikanischen Psychologin Marjorie Taylor ist inzwischen bekannt, dass Kinder mit erfundenen Spielgefährten, egal ob Tier oder Mensch, psychisch besonders stabil sind. In Rollenspielen bewältigen die Kinder Alltagserlebnisse, positive wie negative. Darunter auch Situationen, in denen sie sich geängstigt oder gefürchtet haben. Durch den Tiger-Besuch kann meine Große stark und ohne Angst sein. Papa, Mama und ICH – wir alle lösen die gefährliche Situation. Furchtlos stellen wir uns der Gefahr und gehen am Ende als Sieger hervor. Zum Schluss ist der Tiger immer zahm oder landet auf unserer Terrasse. Gelegentlich – in Anlehnung an „Der Wolf und die sieben Geißlein“ – auch im Brunnen.

Dank der Tiger-Besuche weiß ich jetzt, dass meine Tochter fantasievoll versucht ihre eigenen Gefühle zu regulieren und in stressigen Situationen die Ruhe zu bewahren. Danke, lieber Tiger! Kannst morgen gerne wieder kommen!

Der Dreh beim Wickeln

In den ersten Monaten ist das Wickeln meistens noch easy. Wenn Papa den Dreh erst einmal raus hat, dann ist das Windelnwechseln in wenigen Minuten erledigt. Okay, wenn der Inhalt mal etwas den Rahmen sprengt, dann ist das Windelwechseln im wahrsten Sinne des Wortes SCHEISSE. Aber Gott sei Dank ist das nicht die Regel.

Schwierig wird es erst nach acht, neun Monaten, wenn die lieben Kleinen sich drehen und für alles interessieren, was so links, rechts, unten, oben, hinten und vorne am Wickeltisch zu sehen und zu greifen ist. Dann war es das mit dem easy Wickeln.

Jedenfalls ist es bei mir und meiner Kleinen gerade so. Bis vor zwei Wochen hat sie ruhig auf dem Wickeltisch gelegen und sich maximal um die Vögel vom Mobile gekümmert. Jetzt dreht sie sich – für mich jedes Mal völlig überraschend – mal nach links, mal nach rechts, will ein Lemming sein und stürzt sich mit voller Begeisterung in den Abgrund. Auch eine 180-Grad-Drehung in der vollen Windel ist gerade sehr beliebt.

Was kann da helfen? Bevor ich mich jetzt mit meiner Kleinen zum Wickeltisch bewege, sammele ich ein paar Utensilien als Spielablenkung ein. Gelingt wunderbar. Nur müssen es immer wieder neue Anreize sein. Den Schnürschuh ihrer Schwester fand sie nur für zwei Wickelsessions super. Hingegen ist die, mit Nudeln gefüllte, Plastikflasche ein absoluter Dauerbrenner. Also Flexibilität und Kreativität sind gefragt. Und Kreativität ist von uns Vätern ja der zweite Vorname 🙂

Wie Väter Wunder bewirken

Ich bin Vater von zwei Töchtern. Das heißt, ich habe einen besonderen Job als Papa! Väter sind nun mal die ersten Männer im Leben ihrer Töchter. Durch ihre Papas erfahren sie, was väterliche – und somit männliche – Liebe, Zuneigung und Anerkennung ist.

Meiner Meinung nach kann ein liebender, stolzer Papa, der seine Töchter anerkennt und respektiert, Wunder bewirken! Wenn ich mich für meine Töchter interessiere; viel Zeit mit ihnen verbringe; für sie da bin, wenn sie mich brauchen; sie motiviere Dinge auszuprobieren, die anfänglich vielleicht noch unerreichbar scheinen; sie bedingungslos mit all ihren Stärken und Schwächen liebe; dann wachsen bei meinen Mädels Selbstsicherheit und Selbstvertrauen ganz von alleine.

Wenn mir das gelingt, erleben meine Töchter später positive Beziehungen zu anderen Männern. Die Beziehungen, die meine Mädels im Laufe ihres Lebens mit anderen Männern eingehen werden, sind stark von der Art unserer gelebten Vater-Tochter-Beziehung abhängig. Vertrautes gibt Sicherheit und wird wiederholt.

Das heißt aber nicht, dass ich meine Töchter immer auf Händen trage und ihnen jeden Wunsch von den Lippen ablese. Denn das kann ganz schön nach hinten losgehen und am Ende des Tages habe ich zwei verwöhnte Prinzessinnen erzogen. Das will ja auch keiner!