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Nein sagen – warum es für Kinder so wichtig ist

Nein sagen - Grenzen setzen

„Auch! Auuuuuch!!!!!“  ruft Lila und rennt in die Küche. Dort bekommt ihre Schwester gerade ein Glas Orangensaft. „Nein, ich kann dir keinen Saft geben. Davon bekommst du einen wunden Popo. Du kannst gerne ein Glas Milch oder Wasser haben.“  Kaum habe ich den Satz ausgesprochen, liegt meine jüngste Tochter auch schon auf dem Boden, strampelt mit den Füßen und weint bittere Krokodilstränen.

Nein sagen ist gar nicht so leicht. Wir Eltern wünschen uns ja eine positive Beziehung zu unseren Kindern. Das Wort Nein ist für einen guten Kontakt nicht gerade förderlich. Es führt auch nicht zu einem Lächeln oder einem „Papa, du bist toll“. Vielmehr folgt dem Nein oft eine nervige Auseinandersetzung mit unseren Kindern.

Ganz anders sieht es aus wenn wir Ja sagen – dann sind wir der beste Papa bzw. die beste Mama der Welt. Logisch, dass uns das Ja im Vergleich zum Nein deutlich leichter von den Lippen geht bzw. einfacher erscheint. Ein paar Jahre später – spätestens im Grundschulalter – sind sie dann aber da: die Konflikte, die erst durch das Vermeiden vom Nein sagen entstanden sind.

Warum ist es so wichtig, unseren Kindern Grenzen zu setzen?

Babys sind nach der Geburt ausschließlich auf ihre eigenen Bedürfnisse fixiert. Das ist ganz normal und für die Kleinen überlebenswichtig. Daher ist es in den ersten Lebensmonaten absolut notwendig, dass wir Eltern unmittelbar, verlässlich und bedingungslos die Bedürfnisse unserer Kinder nach Nahrung, Liebe und Schutz befriedigen. Kein Baby der Welt kann, wenn es um 10 Uhr Hunger hat, bis zum Mittagessen um 12 Uhr warten.

Anders sieht es bei Kleinkindern um die zwei Jahre aus. Nach und nach müssen wir sie dabei unterstützen neben ihren eigenen Bedürfnissen auch die Bedürfnisse der Geschwister, von uns Eltern und anderen Menschen wahrzunehmen. Ab dem dritten Lebensjahr können sie lernen abzuwarten, das eigene Bedürfnis aufzuschieben. Wenn beispielsweise Mama der Schwester gerade ein Buch vorliest, Papa und Mama gerade miteinander sprechen oder Papa dabei ist, die Spülmaschine auszuräumen.

Auch müssen Kinder verinnerlichen, dass es gefährlich ist mit dem heißen Bügeleisen zu spielen, einfach auf die Straße zu laufen oder auf das Hochbett der großen Schwester zu klettern.

Kinder wollen uns Eltern und unser Handeln begreifen. Was ich damit meine? Sie wollen verstehen, wozu wir Eltern Ja und Nein sagen, was wir gut finden und was wir ablehnen. Wenn wir konsequent und verlässlich Grenzen setzen, werden unsere Handlungen und Reaktionen für sie vorhersehbar. Gleichzeitig übernehmen unsere Kinder durch unsere Wiederholungen nach und nach unsere Moralvorstellungen. Konsequent heißt hier nicht zwingend starr bei der einmal festgelegten Grenze zu bleiben. Genauso, wie unsere Kinder sich von Tag zu Tag weiterentwickeln, verändern auch wir ab und an unsere Einstellungen und Haltung.

Was brauchen unsere Kinder von uns?

Das Wichtigste ist, dass wir für unsere Kinder verlässlich, klar und vorhersehbar sind und bleiben. Kinder brauchen unsere Geduld, wenn sie insbesondere ab dem dritten Lebensjahr immer wieder Grenzen austesten; bestimmte Verhaltensweisen tagelang wiederholen und absolut davon überzeugt sind, alles (aber wirklich alles) ohne Mama und Papa zu schaffen. Ständiges Kritisieren und Meckern schon beim kleinsten unerwünschtem Verhalten ist wenig hilfreich.

Wir müssen unseren Kindern in dieser Entwicklungsphase auf der einen Seite die Freiräume bieten, in denen sie die Welt entdecken, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen und ihr Selbstbewusstsein stärken können. Auf der anderen Seite müssen wir ihnen an den Stellen Grenzen setzen, an denen ihre Bedürfnisse mit denen der Familie bzw. der Gemeinschaft kollidieren.

Zurück zu Lila, meiner auf dem Boden liegenden Tochter. Ich lasse sie noch einen Moment weinen, knie mich dann neben sie auf den Boden und sage: „Ich kann gut verstehen, dass du jetzt sauer bist. Aber ich bleibe dabei, du kannst gerne Milch oder Wasser haben. Aber erst musst du aufhören zu weinen.“ Es vergeht noch etwas Zeit, dann steht Lila auf, wischt sich die Tränen mit ihrem Pullover weg, zeigt auf ihren Becher und fragt: „Milch?“

Väter, ran an die Kinderbücher

Papa liest Bilderbuch vor

Lesen ist weiblich! Den Eindruck können Jungen und Mädchen bekommen. Warum? Weil es in der Regel Frauen sind, die sich Zeit nehmen und mit Kindern lesen. Erst sind es die Mütter und Omas, dann in den Kitas die Erzieherinnen und auch später in der Grundschule sind es meist Lehrerinnen, die vorlesen. Männer tauchen im Bildungswesen oftmals erst ab der weiterführenden Schule auf. Dort wird Lesekompetenz aber vorausgesetzt und die Zeit des Vorlesens ist ab Klasse fünf vorbei. Deshalb: Väter, ran an die Kinderbücher!

Nur 8 Prozent der Väter lesen ihren Kindern alleine vor

Lesen Väter wirklich so selten ihren Kindern vor? Die Studie „Warum Väter nicht vorlesen“ der Stiftung Lesen wollte es 2009 (ja, ich weiß, es ist nicht die aktuellste Studie 😉 ) genauer wissen. Auf die Frage: „Wer liest am meisten vor?“ antworteten die 4 bis 9 Jährigen: 73% lesen die Mütter vor, bei 11% lesen beide Eltern gemeinsam vor, bei 8% lesen die Papas und bei 6% die Omas vor. Aber wieso machen sich die Väter beim Vorlesen so rar? Auch beim Vorlesen kristallisiert sich das alte Rollenbild heraus. Viele Männer sehen ihre Partnerinnen in der Verantwortung, mit den gemeinsamen Kindern zu lesen. Ein Teil der Väter hat das Gefühl für gemeinsame Lesemomente mit ihren Kindern keine Zeit zu haben. Sie unternehmen in ihren Zeitfenstern lieber andere Vater-Kind-Aktivitäten. Und dann spielt die eigene Freude am Lesen sicherlich auch eine Rolle. Wer selbst nicht gerne Bücher liest wird nicht vor Freude hier rufen, wenn die Kinder mit einem Buch um die Ecke kommen. Und dennoch, egal wie groß die Hürden auch sein mögen: Väter, sagt ja zum Vorlesen!

Lesen geht immer

Papa liest seinen Kindern vorSchon mit den Kleinsten können sich Väter Bilderbücher anschauen. Inzwischen gibt es eine Vielzahl „mein erstes Bilderbuch“ für Kinder ab einem Jahr. Egal ob aus Stoff, Pappe oder auf dem Tablet, zum Schieben, Blättern oder Wischen, Vorlesen gehört mit zu den einfachsten Vater-Kind-Aktionen überhaupt. Man braucht ein Buch oder Tablet und ein Sofa, Sessel oder Stuhl. Das war´s. Lesen ist absolut wetterunabhängig und super kostengünstig (wenn man einen Bibliotheksausweis besitzt).

Aber warum sollen Väter überhaupt vorlesen? Reicht es nicht wenn Mama oder Oma vorliest? Nein, das reicht nicht. Insbesonders für Väter von Söhnen gilt: Seid Lese-Vorbilder für eure Kinder. Dann bekommen Jungen nicht das Gefühl Lesen sei unmännlich. Im Idealfall bekommen sie so einen Zugang zum Lesen und werden später nicht von den Mädchen in der Lesekompetenz abgehängt. Wieso Lesen so wichtig ist? Kinder, denen Lesen leicht fällt, haben es während der Schullaufbahn, in der Ausbildung und/oder im Studium und später im Job in der Regel einfacher.

Und Vorlesen bedeutet für Väter einen doppelten Gewinn: Sie verbringen Zeit mit ihren Kindern und erfahren ganz nebenbei auch noch etwas vom Alltag ihrer Kinder, wie es ihnen geht, was sie gerade beschäftigt und worüber sie sich Gedanken machen.

Rituale sind hilfreich!

Papa liest Pixi Buch vorWie können Vorlesezeiten locker in den Alltag von Vätern und ihren Kindern integriert werden? Durch Rituale! Egal ob Papa abends vor dem Schlafengehen noch eine Gute-Nachtgeschichte oder am Wochenende morgens um sieben im Elternbett drei Pixibücher vorliest, feste Zeitpunkte sind hilfreich. Und ja, manchmal kann das Vorlesen auch ziemlich nervig sein. Nämlich dann, wenn Papa das Lieblingsbuch seit vier Wochen jeden Abend 3x hintereinander vorlesen soll. Und zwar Wort für Wort! Exakt so wie es ihm Buch steht. Ein neues Wort wird sofort zur Kenntnis genommen und abgestraft. Dann heißt es Augen zu und durch. Irgendwann geht selbst die größte Biene-Maja-Liebe mal zu Ende. Versprochen! Allerdings ist das Wort „Irgendwann“ gelegentlich ziemlich dehnbar 😉

Und Väter sollten sich gerade bei kleinen Kindern nicht wundern: Diese haben manchmal eine sehr unorthodoxe Art und Weise durch Bilderbücher zu blättern. Da muss nicht zwangsläufig auf  Seite 5 auch wirklich Seite 6 folgen. Warum nicht erst einmal zu Seite 15 bevor es zurück zu Seite 2 geht.

Wie steht es um meine eigene Freude am Vorlesen?

Lese ich meinen Kindern Bücher vor? Ja, so gut wie jeden Tag. Lese ich gerne vor? Seit drei Jahren lautet die Antwort: Ja! Das war aber nicht immer so. Bevor ich Vater wurde, habe ich kaum vorgelesen, weder in der Schule noch später meinen Patenkindern. Dabei lese ich seit meiner Jugend begeistert Krimis und Belletristik. Aber Vorlesen? 40 Jahre war meine Antwort: Nein danke! Das musste ich nach der Geburt vom Tiger erst üben. Heute macht mir Vorlesen Spaß. Die Begeisterung und Freude in den Augen meiner Kinder ist nicht zu übersehen und ich genieße den engen Kontakt mit meinen Mädels. Ich habe super Glück! Denn ich habe grandiose Zuhörerinnen 😉

Ende, aus, vorbei!

Tick, tack und zack, die Zeit ist um. Sechs Monate Elternzeit. Einfach vorbei. Seit Donnerstag bin ich wieder zurück im Job. So richtig gefreut habe ich mich auf den ersten Tag nach der Elternzeit nicht. Nach der intensiven Zeit mit meinen beiden Töchtern sah ich langsam ein Zeitfenster für mich am Horizont erscheinen, die Eingewöhnung läuft gut und in wenigen Tagen wird neben dem Tiger auch Lila mehrere Stunden am Tag in die Kita gehen. Dann wäre Zeit für mich (gewesen). Okay, nicht besonders viel, weil ja der Haushalt und alles drum herum auch ausreichend Aufmerksamkeit erwartet. Aber das Zeitfenster wäre trotzdem größer gewesen als noch vor ein paar Tagen.

Was könnte ich nach der erfolgreichen Kita-Eingewöhnung von Lila nicht alles tun: ganz in Ruhe und ohne Kind im Jogger laufen, endlich mal wieder ein Buch auf der Terrasse lesen, mich mal mit Freunden auf einen Kaffee in der Stadt treffen, drei Stunden mit dem Rennrad durchs Münsterland düsen, das Projekt Holzterrasse zu Ende bringen, tagsüber einen Blogbeitrag schreiben, … Stattdessen sitze ich – wenn auch mit reduzierter Stundenzahl – wieder im Büro. Das Computerprogramm ist immer noch hundsmiserabel, die Helligkeit im Büro nimmt es locker mit der Abenddämmerung auf und vor dem Bürofenster steht für ein paar Tage ein Schützenfestzelt.

Ich sitze an meinem Schreibtisch, lese Mails der letzten sechs Monate und bin irritiert, warum ich keine Geräusche von Lila höre. Meine Frau hatte mich gewarnt, der Wiedereinstieg in den Job hinterlässt ein komisches Gefühl. Jedenfalls ein paar Tage lang. Nach knapp einer Woche war mein Herzblatt vom System Schule wieder komplett verschluckt.

Bei mir sind es jetzt erst drei Tage zurück im Job. Mein komisches Gefühl kann ich gar nicht so richtig beschreiben. Ich versuche es mal: Trotz genügend Arbeit ist mir langweilig. Zuhause hatte ich in den letzten Monaten ständig spannende Ablenkung, konnte immer wieder neue, kleine Entwicklungsschritte bei Lila entdecken. Und zusätzlich gab es, obwohl nicht bewusst festgelegt, einen festen täglichen Ablaufplan: aufstehen, waschen, anziehen, frühstücken, den Tiger zur Kita bringen, mit Lila spielen, einkaufen, aufräumen, Wäsche, Sport, Kaffee, saugen, Mittag, schlafen, den Tiger abholen, Kinderzimmer, Spielplatz, Fahrradtour, auf Mama warten, Abendessen, Gute-Nachtgeschichte, Kind schlafen legen, aufräumen, Sofa, Bett. Da blieb einfach keine Zeit zum Grübeln und Nachdenken.

Tja und im Job ist halt alles wie immer. Na ja, fast jedenfalls. Also wenig Ablenkung, Spannung und Neues zu entdecken. Daran muss ich mich erst wieder gewöhnen. Vermutlich wird mein Gefühlszustand wieder „normal“, wenn ich die ersten Familiengespräche, Spielkontakte oder Elterngespräche hatte. Also ab morgen 😉

Fünf gute Gründe für Papa-Elternzeit

Elternzeit öffnet Türen. Eine Blogparade.

Seit vier Monaten bin ich nun in meiner zweiten Elternzeit. Immer wieder werde ich gefragt ob ich meine Arbeit vermisse (ich würde wirklich gerne mal wissen, ob Mütter die Frage auch so oft gestellt bekommen). Ja, ich vermisse die Arbeit. Hauptsächlich aber aus zwei Gründen: a. hat die Arbeit immer meinen Tag strukturiert und b. vermisse ich den Kontakt zu meinen KollegInnen.

Ansonsten ist die Elternzeit der Hammer (kleine Randbemerkung: mit Ausnahme der Wäscheberge, die habe ich bis heute nicht bändigen können). Ich kann aus tiefster Überzeug nur jedem Vater raten, nehmt Elternzeit (wenn es finanziell und beruflich möglich ist)! Und nehmt ruhig auch mal mehr als die sogenannten zwei Vätermonate, die gibt es nämlich gar nicht 😉

Um zu zeigen, wie besonders Elternzeit für Väter sein kann, starte ich heute die Blogparade „Fünf gute Gründe für Papa-Elternzeit“. Vaterwelten, Stadtpapa, Papawickelt und via Instagram @papamaglila, ich bin auf eure guten Gründe gespannt.

Hier sind meine fünf guten Gründe:

1. Elternzeit öffnet für Kinder und Papa Türen:  Zwischen uns ist ein dickes Band der Liebe, der Bindung, des Vertrauens und der Geborgenheit entstanden. Dank Elternzeit bin ich nicht der Papa, der abends von der Arbeit nach Hause kommt und auch irgendwie mit zur Familie gehört. Nein, ich bin morgens, mittags, abends, nachts und zwischendurch für meine Kinder da. Ich bekomme mit, ob ein neuer Zahn im Anmarsch ist, welches neue Puzzle die Große kann, bin der super Tröster und Schmerzenwegpuster, wenn sich die Jüngste den Kopf gestoßen hat, ich war live dabei, als der Tiger seine ersten Schritte gegangen ist und bekomme ein Glücksgefühl, wenn ich morgens ins Zimmer von Lila komme, ein lautes Juchzen höre, kleine Arme sich in meine Richtung strecken und Lila sich ganz eng an meinen Hals kuschelt.

2. Elternzeit ist nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen: Dank der Elternzeit bekomme ich neben den glücklichen und schönen Momenten auch die anstrengenden und nervenaufreibenden Seiten der Kinderversorgung und Erziehung mit. Eben mal Frühstücken ist halt manchmal gar nicht möglich. Da kippt das Milchglas um, dort findet sich Marmelade vom Butterbrot plötzlich in den Kinderhaaren wieder. Nicht zu vergessen die ständige Habtachtstellung, wenn meine Jüngste sich an allem hochzieht was höher als 30 cm ist. Oder wenn sie mitten am Tag plötzlich über 40 Grad Fieber bekommt und ich total hilflos daneben stehe. Anstrengend wird es auch auf dem Spielplatz, wenn meine Große ein kleines Mädchen von der Schaukel schubst. Das widerspricht meinen eigenen Werten. Da bin ich als Papa gefragt und muss Grenzen setzen bzw. Konsequenzen aussprechen.

3. Womit ich zu Punkt 3 komme, die Stärkung meines Papa-Selbstvertrauen: In den Monaten habe ich gelernt, bezüglich Kindererziehung und -versorgung kann ich alles, nur nicht stillen (und Zöpfe flechten klappt noch gar nicht). In vielen Erziehungsfragen und Einstellungen sind meine Frau und ich einer Meinung, in einigen aber auch nicht. Aber das ist gar nicht schlimm, denn es klappt trotzdem.

4. Papa-Elternzeit ist für uns Eltern ein Gewinn: Was ich damit meine? Als ich in den ersten Monaten nach der Geburt von der Arbeit nach Hause kam, war ich oft müde und kaputt und wollte meine Ruhe haben. Nicht so meine Frau und meine Kinder. Die hatten „nur“ auf mich gewartet und wollten direkt mit mir spielen bzw. dass ich die Kinder übernehme. Heute ist es genau umkehrt. Ich schaue nachmittags auf die Uhr und denke, wann kommt sie denn endlich nach Hause. Und meine Frau schließt mit dem Gefühl, erst einmal eine Pause zu brauchen, die Haustür auf. Verdrehte Welten! Dank der Elternzeit habe ich jetzt Verständnis für die Situation meiner Partnerin und sie kann sich in meine hineinversetzen.

5. Runter mit dem Papaspeck: Dank der Elternzeit gibt es neben dem ganzen Wickeln, Spielen und Aufräumen genügend Zeitfenster um meinen Co-Schwangerschaftsbauch abzutrainieren. Seitdem meine Jüngste sitzen kann gehen wir gemeinsam Laufen. Also ich laufe, Lila sitzt im Jogger 😉 Und wenn sie mittags schläft, trete ich auf der Fahrradrolle meine Pfunde runter.

Fünf Papa-Fakten

Auf Instagram hatte mich Heiner von vaterwelten vor ein paar Tagen um fünf Papa-Fakten gebeten. Hat etwas gedauert, da meine Mädels in einem gemeinsamen Spielrausch waren und mich als Schiedsrichter bzw. Lebensretter benötigen. Aber hier sind sie nun, meine persönlichen fünf Papa-Fakten:

1. Papa sein ist der Hammer: Für mich ist jeder Tag ein Geschenk. Bislang habe ich jeden Entwicklungsschritt bei den Mädels live erleben können. Ob es das erste Drehen, Krabbeln, das erste Wort, die ersten Schritte, Schaukeln ohne Anschwung geben oder der erste Tag ohne Windeln war. Immer war ich persönlich dabei, es musste mir nicht im Nachhinein erzählt werden.

2. Zwei ist nicht das Doppelte von eins. Jedenfalls dann nicht, wenn hinter den Zahlen Kinder stecken. Beispiel: früher dachte ich, ist doch kein Ding mit zwei Kindern. Wenn ich abends mal alleine mit meinen Töchtern bin, bringe ich halt erst das jüngste und dann das älteste Kind ins Bett. Kann klappen, muss es aber nicht. In der Realität sieht es bei uns oft so aus: gegen 18.45h bringe ich zuerst Lila Sternchen ins Bett. Sie schläft nach 15 bis 20 Minuten ein. Dann soll der Liebe Tiger ins Bett, spätestens aber bei der gemeinsamen Gute-Nacht-Geschichte höre ich die Kleine aus dem Nebenzimmer. Also gehe ich kurz rüber und versuche sie zu beruhigen. Kaum schläft sie wieder, steht auch schon der Liebe Tiger im Zimmer und fragt: „Papa, wann kommst du ENDLICH wieder zu mir?“ Leider in so einer Lautstärke, das Lila Sternchen wieder aufwacht. Also direkt zurück zum Start und einen neuen Versuch beginnen.

3. Es kommt immer anders, als man denkt: egal was ich für den Tag plane, meine Töchter oder meine Frau haben eigene Pläne. Ein dickes Pfund Gelassenheit und Flexibilität ist hilfreich. Beispiel: Der Liebe Tiger will unbedingt nach der Kita auf den Spielplatz. Also packe ich Lila Sternchen warm ein und nehme das Sandspielzeug im Kinderwagen mit. In der Kita angekommen weiß meine Große natürlich nix mehr von ihren Wünschen am Vormittag. „Spielplatz, nein Papa, auf gar keinen Fall, wir wollten doch in den Zoo.“

4. Dank meiner Kinder stelle ich an mir Fähigkeiten fest, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie besitze. Beispiel Karneval: mein Lieber Tiger war an Weiberfasnacht ein gefährlicher Löwe. Da ich morgens für die Mädels zuständig bin, war ich auch für die Löwen-Schminke zuständig. Von dem Ergebnis war ich selbst positiv überrascht.

5. Wenn ich für mich keine Zeit einfordere, gibt es definitiv keine. Das musste ich erst lernen. Nach der Geburt der Großen wollte ich jede freie Minute mit meiner Familie verbringen und nix verpassen. Heute weiß ich, ganz ohne Zeit für mich (und Zeit für uns als Paar) geht es nicht! Die gesunde Portion Egoismus, damit der Satz: „Schatz, Kinder; ich bin mal eben Laufen“ ohne schlechtes Gewissen über meine Lippen kommt, musste ich mir erst antrainieren. Ich bin zwar kein Amateur mehr, aber Profi wäre deutlich übertrieben. Ich arbeite an mir…

Papa, ein Tiger ist unter unserem Tisch

Es passiert bei uns zu jeder Tageszeit. Egal, ob wir am Küchentisch sitzen, ein Buch lesen, mit der Brio spielen, im Badezimmer das Wasser für ein Bad einlassen, plötzlich ist er da: ein gefährlicher Tiger. Manchmal sind es auch ganz viele Tiger, ein ganzes Rudel, obwohl Tiger ja eigentlich Einzelgänger sind. Interessiert meine Tochter aber herzlich wenig.

Zugegeben, beim ersten Mal habe ich geschmunzelt und – typisch Erwachsener – altklug erklärt, dass alle Türen und Fenster zu sind und kein Tiger der Welt einfach so in unser Haus gelangen könne. Meine Große blieb aber bei ihrem Standpunkt, dass ein gefährlicher Tiger unter unserem Esstisch sei. Also haben wir beide nachgeschaut und – welch eine Überraschung – nix zu sehen. So jedenfalls meine Realität. Meine Große aber sah ihn, mit seinen gefährlichen Zähnen und dem lauten Fauchen, zeigte auf den Platz, an dem der Tiger saß und bestand darauf, dass ich ihn augenblicklich aus dem Haus werfe. Also habe ich ihn ergriffen, bin zur Terrassentür, habe sie geöffnet, den Tiger rausgeworfen und schnell die Tür wieder geschlossen. Sicher ist sicher! Das war vor einem halben Jahr. Seitdem kommen und gehen die Tiger, wie es ihnen beliebt. Mal sind sie gefährlich, mal sind sie lieb, mal ist meine Tochter selbst einer. Mal schmeiße ich und mal meine Große die Raubkatzen raus. Sie gehören für uns inzwischen zum Leben dazu.

Imaginäre Freunde sind gute Freunde

Die spannende Frage ist, warum kommt der Tiger so oft zu uns bzw. zu meiner Großen? Früher ging bei Pädagogen und Psychologen bei solchen imaginären Gefährten ein Warnsignal an! Achtung, Achtung! Nicht, dass das Kind psychisch krank wird! Heute sind alle entspannt. Dank der amerikanischen Psychologin Marjorie Taylor ist inzwischen bekannt, dass Kinder mit erfundenen Spielgefährten, egal ob Tier oder Mensch, psychisch besonders stabil sind. In Rollenspielen bewältigen die Kinder Alltagserlebnisse, positive wie negative. Darunter auch Situationen, in denen sie sich geängstigt oder gefürchtet haben. Durch den Tiger-Besuch kann meine Große stark und ohne Angst sein. Papa, Mama und ICH – wir alle lösen die gefährliche Situation. Furchtlos stellen wir uns der Gefahr und gehen am Ende als Sieger hervor. Zum Schluss ist der Tiger immer zahm oder landet auf unserer Terrasse. Gelegentlich – in Anlehnung an „Der Wolf und die sieben Geißlein“ – auch im Brunnen.

Dank der Tiger-Besuche weiß ich jetzt, dass meine Tochter fantasievoll versucht ihre eigenen Gefühle zu regulieren und in stressigen Situationen die Ruhe zu bewahren. Danke, lieber Tiger! Kannst morgen gerne wieder kommen!

Eine Bestandsaufnahme

Väter können alles, außer stillen. So jedenfalls meine Behauptung. Jetzt, nach den ersten zwei Monaten Elternzeit, heißt es persönlich Farbe bekennen: kann ich wirklich alles, außer stillen? Eine Bestandsaufnahme:

Zuerst fünf Häkchen meiner ALLES-IM-GRÜNEN-BEREICH-CHECKLISTE: Das morgendliche Aufstehen, Wickeln, Anziehen und Frühstücken läuft reibungslos, wir vertrödeln nur manchmal Zeit beim Spielen. Wenn ich ehrlich bin eigentlich jeden Tag. Dann wird es etwas eng. Aber bislang haben wir es immer bis 9 Uhr zur Kita geschafft. Also meistens …

Tanzen! Jeden Tag vor dem Abendessen schwinge ich mit meinen jungen Damen auf dem Arm das Tanzbein. Mit der Große zu „I dare you“ von The XX und mit der Jüngsten zu „Fix you“ in der Liveversion von Coldplay. Meine Mädels lieben es – ich sowieso.

Spielen mit meinen Töchtern klappt super! Die Vormittage gehören ganz der Jüngsten und mir. Die meiste Zeit verbringen wir auf dem Spielteppich oder drehen eine Runde mit dem Jogger. Kommt die Große nach Hause, gehen wir auf den Spielplatz, sitzen zusammen auf dem Sofa und puzzeln, lesen, spielen Memory oder malen und kneten am Tisch. Oder aber ich bin ein gefährlicher Tiger und muss mich unter dem Tisch verkriechen.

Babyschwimmen und Papazeit sind unsere beiden festen Aktivitäten in der Woche. Meine Jüngste und ich haben super viel Spaß. Bislang habe ich immer an Schwimmwindel und Badehandtuch gedacht! Okay, einmal bei der Papazeit stand die Trinkflasche noch Zuhause auf dem Küchentisch. Da war dann Improvisation gefragt.

Vor Wochen bin ich noch schnell in den Bastelkeller gerannt, wenn Zäpfchen und Nasensauger gefragt waren. Dank langer Übungszeit in den letzten zwei Wochen stehe ich nun bei beiden Dingen meinen Mann!

Und was klappt noch nicht? Ganz oben auf der TOP-5-KANN-ICH-NOCH-NCIHT-LISTE steht weiterhin das Zöpfeflechten. Wenn es um Haare geht, habe ich zwei linke Hände. Ich bemühe mich wirklich, aber es kommen nur traurige Haarstränge dabei raus. Nicht nur im Kindergarten ernte ich mitleidige Blicke. Dafür gebe ich mir eine glatte Sechs!

An zweiter Stelle steht das punktgenaue Wäschewaschen. Sortieren, Waschmaschine, Trockner, alles inzwischen kein Ding mehr. Aber die Wäsche wieder rechtzeitig getrocknet und gefaltet in die einzelnen Fächer zu legen, da hakt es gewaltig. Besonders blöd, wenn am Samstagmorgen meine Frau eine unserer beiden Mädels anziehen will und keine Socken in der Schublade liegen. Verstehe einfach nicht, warum sich die Wäsche ausgerechnet auf dem Weg in die Kleiderschränke so viel Zeit lässt.

An dritter Stelle folgt das Einkaufen mit System. Regelmäßig vergesse ich wichtige Lebensmittel, ohne die wir am Wochenende nicht über die Runden kommen. Dabei schreibe ich mir schon eine Liste in mein iPhone aber woher soll ich auch wissen, dass wir am Wochenende ausgerechnet Brot brauchen. Sagt mir ja keiner!

An vierter Stelle steht meine Ungeduld nachts um fünf Uhr. Ich bin – wie schon in einem Artikelgeschrieben – eine bekennende Eule. Und wenn meine Mädels zu Unzeiten wach werden, bin ich gelegentlich ungeduldig und meckere rum. Das ist ungerecht, da meine Lerchen nix dafür können, dass ich eine Eule bin.

Platz Nummer fünf gehört der Spüle. Ich kann es mir nicht erklären wieso das immer wieder passiert aber abends stapeln sich oft Töpfe und Teller vom Mittagessen im Spülbecken. Und genau darüber habe ich mich früher geärgert, als ich abends von der Arbeit nach Hause kam und meine Frau noch in Elternzeit war. Wie sich manche Dinge drehen und doch nicht ändern.

Das sind die BigFive, die mir spontan einfallen. Gott sein Dank ist die DAS-KLAPPT-BEI-MEINEM-MANN-NOCH-NICHT-CHECKLISTE meiner Frau mit meiner identisch. Hätte auch anders ausgehen können! Und meine Mädels sind sowieso voll mit mir zufrieden. Hauptsache Kinderwurst und Babybrei sind ausreichend vorhanden.

Der Dreh beim Wickeln

In den ersten Monaten ist das Wickeln meistens noch easy. Wenn Papa den Dreh erst einmal raus hat, dann ist das Windelnwechseln in wenigen Minuten erledigt. Okay, wenn der Inhalt mal etwas den Rahmen sprengt, dann ist das Windelwechseln im wahrsten Sinne des Wortes SCHEISSE. Aber Gott sei Dank ist das nicht die Regel.

Schwierig wird es erst nach acht, neun Monaten, wenn die lieben Kleinen sich drehen und für alles interessieren, was so links, rechts, unten, oben, hinten und vorne am Wickeltisch zu sehen und zu greifen ist. Dann war es das mit dem easy Wickeln.

Jedenfalls ist es bei mir und meiner Kleinen gerade so. Bis vor zwei Wochen hat sie ruhig auf dem Wickeltisch gelegen und sich maximal um die Vögel vom Mobile gekümmert. Jetzt dreht sie sich – für mich jedes Mal völlig überraschend – mal nach links, mal nach rechts, will ein Lemming sein und stürzt sich mit voller Begeisterung in den Abgrund. Auch eine 180-Grad-Drehung in der vollen Windel ist gerade sehr beliebt.

Was kann da helfen? Bevor ich mich jetzt mit meiner Kleinen zum Wickeltisch bewege, sammele ich ein paar Utensilien als Spielablenkung ein. Gelingt wunderbar. Nur müssen es immer wieder neue Anreize sein. Den Schnürschuh ihrer Schwester fand sie nur für zwei Wickelsessions super. Hingegen ist die, mit Nudeln gefüllte, Plastikflasche ein absoluter Dauerbrenner. Also Flexibilität und Kreativität sind gefragt. Und Kreativität ist von uns Vätern ja der zweite Vorname 🙂

Wie Väter Wunder bewirken

Ich bin Vater von zwei Töchtern. Das heißt, ich habe einen besonderen Job als Papa! Väter sind nun mal die ersten Männer im Leben ihrer Töchter. Durch ihre Papas erfahren sie, was väterliche – und somit männliche – Liebe, Zuneigung und Anerkennung ist.

Meiner Meinung nach kann ein liebender, stolzer Papa, der seine Töchter anerkennt und respektiert, Wunder bewirken! Wenn ich mich für meine Töchter interessiere; viel Zeit mit ihnen verbringe; für sie da bin, wenn sie mich brauchen; sie motiviere Dinge auszuprobieren, die anfänglich vielleicht noch unerreichbar scheinen; sie bedingungslos mit all ihren Stärken und Schwächen liebe; dann wachsen bei meinen Mädels Selbstsicherheit und Selbstvertrauen ganz von alleine.

Wenn mir das gelingt, erleben meine Töchter später positive Beziehungen zu anderen Männern. Die Beziehungen, die meine Mädels im Laufe ihres Lebens mit anderen Männern eingehen werden, sind stark von der Art unserer gelebten Vater-Tochter-Beziehung abhängig. Vertrautes gibt Sicherheit und wird wiederholt.

Das heißt aber nicht, dass ich meine Töchter immer auf Händen trage und ihnen jeden Wunsch von den Lippen ablese. Denn das kann ganz schön nach hinten losgehen und am Ende des Tages habe ich zwei verwöhnte Prinzessinnen erzogen. Das will ja auch keiner!

Spielen ist optimales Tuning für das Kindergehirn

Sicher hast du schon von Pädagogen, Freunden oder Bekannten gehört, was du als guter Vater alles machen musst, damit sich dein Kind richtig gut entwickelt. Fördern, fördern und nochmals fördern, lautet die Devise. Vor der Geburt fängt es mit Beethoven für den Fötus im Bauch schon an, dann am besten eine Unterwassergeburt und anschließend die erste Fremdsprache, kaum dass dein Kind laufen kann.

Alles schön und gut, aber wenn du deinem Kind etwas richtig Gutes bieten möchtest, dann spiel mit deinem Sohn bzw. deiner Tochter. Denn Spielen ist für die Entwicklung am wichtigsten. Warum, fragst du dich jetzt vielleicht. Spielen ist DER Antriebsmotor für erfolgreiche Vernetzung im Gehirn. Und das Beste ist, es muss nicht mal ein pädagogisch wertvolles Spiel sein. Völlig freie, absichtslose, sogenannte selbstorganisierte Spiele, sind das beste Tuning für Kindergehirne. Egal ob Fußball im Garten, Rollenspiele als Fee oder Zauberer, Seifenblasenfangen auf dem Hof oder Laserschwertkämpfe auf dem Sofa. Alles absichtslose, zweckfreie Spiele.

Und noch ein Pluspunkt: Du musst dein Kind nicht überreden oder zwingen: Es spielt von ganz alleine, ohne Hintergedanken, einfach aus Spaß am Spiel. Und das gilt für alle Kinder, egal welchem Alters.

Und sind wir Väter nicht alle seit unserer eigenen Kindheit Spiele-Experten? Also klinke dich einfach ins nächste Spiel deines Kindes ein oder bieten ihm eine Spielidee an. Spielen mit Papa kommt IMMER an.

Wenn du ein ganzes Buch zum Thema Spielen lesen möchtest: Gerhard Hüther und Christoph Quarch, „Rettet das Spiel“ (2016). München: Hanser