Ende, aus, vorbei!

Tick, tack und zack, die Zeit ist um. Sechs Monate Elternzeit. Einfach vorbei. Seit Donnerstag bin ich wieder zurück im Job. So richtig gefreut habe ich mich auf den ersten Tag nach der Elternzeit nicht. Nach der intensiven Zeit mit meinen beiden Töchtern sah ich langsam ein Zeitfenster für mich am Horizont erscheinen, die Eingewöhnung läuft gut und in wenigen Tagen wird neben dem Tiger auch Lila mehrere Stunden am Tag in die Kita gehen. Dann wäre Zeit für mich (gewesen). Okay, nicht besonders viel, weil ja der Haushalt und alles drum herum auch ausreichend Aufmerksamkeit erwartet. Aber das Zeitfenster wäre trotzdem größer gewesen als noch vor ein paar Tagen.

Was könnte ich nach der erfolgreichen Kita-Eingewöhnung von Lila nicht alles tun: ganz in Ruhe und ohne Kind im Jogger laufen, endlich mal wieder ein Buch auf der Terrasse lesen, mich mal mit Freunden auf einen Kaffee in der Stadt treffen, drei Stunden mit dem Rennrad durchs Münsterland düsen, das Projekt Holzterrasse zu Ende bringen, tagsüber einen Blogbeitrag schreiben, … Stattdessen sitze ich – wenn auch mit reduzierter Stundenzahl – wieder im Büro. Das Computerprogramm ist immer noch hundsmiserabel, die Helligkeit im Büro nimmt es locker mit der Abenddämmerung auf und vor dem Bürofenster steht für ein paar Tage ein Schützenfestzelt.

Ich sitze an meinem Schreibtisch, lese Mails der letzten sechs Monate und bin irritiert, warum ich keine Geräusche von Lila höre. Meine Frau hatte mich gewarnt, der Wiedereinstieg in den Job hinterlässt ein komisches Gefühl. Jedenfalls ein paar Tage lang. Nach knapp einer Woche war mein Herzblatt vom System Schule wieder komplett verschluckt.

Bei mir sind es jetzt erst drei Tage zurück im Job. Mein komisches Gefühl kann ich gar nicht so richtig beschreiben. Ich versuche es mal: Trotz genügend Arbeit ist mir langweilig. Zuhause hatte ich in den letzten Monaten ständig spannende Ablenkung, konnte immer wieder neue, kleine Entwicklungsschritte bei Lila entdecken. Und zusätzlich gab es, obwohl nicht bewusst festgelegt, einen festen täglichen Ablaufplan: aufstehen, waschen, anziehen, frühstücken, den Tiger zur Kita bringen, mit Lila spielen, einkaufen, aufräumen, Wäsche, Sport, Kaffee, saugen, Mittag, schlafen, den Tiger abholen, Kinderzimmer, Spielplatz, Fahrradtour, auf Mama warten, Abendessen, Gute-Nachtgeschichte, Kind schlafen legen, aufräumen, Sofa, Bett. Da blieb einfach keine Zeit zum Grübeln und Nachdenken.

Tja und im Job ist halt alles wie immer. Na ja, fast jedenfalls. Also wenig Ablenkung, Spannung und Neues zu entdecken. Daran muss ich mich erst wieder gewöhnen. Vermutlich wird mein Gefühlszustand wieder „normal“, wenn ich die ersten Familiengespräche, Spielkontakte oder Elterngespräche hatte. Also ab morgen 😉

Was, du gibst dein Kind schon in die Kita?

Montag ist ein besonderer Tag. Unsere Tochter Lila kommt mit knapp 14 Monaten in die Kita. Eigentlich ein einfacher Satz, in wenigen Sekunden ausgesprochen. Aber so einfach sind diese neun Wörter und zwei Zahlen dann doch nicht. Jedenfalls nicht, wenn man den Satz außerhalb der eigenen vier Wänden ausspricht.

In unserer Gesellschaft gibt es zwei große Fraktionen. Fraktion A sind die: Oh mein Gott! Vor dem dritten Geburtstag in die Kita? Das geht gar nicht! Eltern (in der Regel sind damit die Mütter gemeint) kümmern sich selbstverständlich bis zum dritten Geburtstag um ihre Kinder. Zu dieser Gruppe gehören Mütter und Väter, die sich in den letzten 50 Jahren genau dafür entschieden haben. Und wenn man sich einmal festgelegt hat, dann muss das auch der richtige Weg sein. Ansonsten müsste man ja das eigenen Handeln überdenken. Nein, lieber nicht. Also alle anderen Entscheidungsmöglichkeiten ablehnen oder negativ bewerten.

In der Fraktion B finden sich überwiegend jüngere Eltern, deren Kinder selbst zu Tagesmüttern/Vätern oder in die Kita gehen bzw. gegangen sind. Sie stehen der Fremdbetreuung positiv(er) gegenüber. So positiv, dass nicht wenige U3-Beführworter*Innen alle Eltern schräg anschauen, die ihre Kinder bis zum dritten Geburtstag zu Hause betreuen. Auch hier: meine Entscheidung ist die Richtige, alle anderen Wege MÜSSEN einfach falsch sein…

Es ist schon erstaunlich wie emotional das Thema Kinderbetreuung U3 in unserer Gesellschaft diskutiert wird. Wir haben entschieden Lila in die Fremdbetreuung zu geben. Wir gehören somit zur Fraktion B. Jetzt werden wir von Eltern der Fraktion A immer wieder gefragt: „Mein Gott ist die noch klein! Seid ihr euch wirklich sicher?“ „Ist es nicht noch VIEL zu früh für die Kita?“ „Dass ihr die einfach so abgeben könnt! Habt ihr euch das gut überlegt?“ „Meint ihr nicht auch, das eure Tochter durch die Kita emotionale Probleme bekommt?“ „Also ich könnte das auf keinen Fall!“ „Müsst ihr wirklich beide wieder arbeiten? Muss das sein?“

Noch missbilligender werden die Blicke wenn wir die Stundenzahl nennen, die wir „gebucht“ haben: „45 Stunden! Oh Gott! Das ist ja mehr als eine ganze Arbeitswoche von uns Erwachsenen.“ „Da kann es doch nur zu emotionalen Störungen kommen.“ „Wollt ihr das WIRKLICH riskieren?“ Dass wir die Stunden gar nicht komplett nutzen werden hat bislang noch niemanden interessiert.

An all diese Angstmacher*Innen und emotionalen Erpresser*Innen: Ja, wir haben es uns gut überlegt. Und ja, es fällt uns nicht leicht die kleine Maus schon in „fremde“ Hände zu geben. Wir haben aber Vertrauen! Vertrauen in die Erzieherinnen der Kita, die unsere Tochter gut im Blick haben werden! Und wir haben Vertrauen in uns, dass wir die kleinen Feinzeichen wahrnehmen, sollte es Lila zu schnell gehen oder ihr die Zeit ohne ihre Schwester und uns Eltern zu lang werden. Pauschale Äußerungen und Bemerkungen kann jeder! Sich aber einmal in Eltern hineinversetzten, die gerade für sich die emotional schwierige Entscheidung getroffen haben, ihr Kind in fremde Hände zu geben, ist dann scheinbar doch nicht ganz so einfach.

Und all den Menschen aus Fraktion A sei gesagt, die ständigen Erklärungsversuche und Rechtfertigungen führen nicht dazu, dass wir unsere Tochter mit einem besseren Gefühl loslassen können. NEIN, ganz im Gegenteil!

Es ist noch lange nicht Weihnachten, ich weiß. Trotzdem: Wofür Eltern sich auch entscheiden – ob sie ihr Kind Zuhause betreuen oder das Kind in eine Fremdbetreuung geht – ich wünsche mir, dass nicht jeder zum Thema U3 (pro oder contra) ungefragt seine persönliche Meinung sagt und – viel schlimmer – mit missionarischem Eifer versucht Andersdenkende von seiner eigenen Sichtweise zu überzeugen. Es ist und bliebt eine Entscheidung von uns, den Eltern unserer Kinder. Eine gute Frage wäre viel mehr: Wie können wir euch unterstützen, damit die getroffene Entscheidung für euch und eure Kinder die Richtige ist?

Vorfreude: Skulptur-Projekte 2017 – Teil 1

Endlich hat das Warten ein Ende! 10 Jahre nach der Skulptur 07 werden heute die Skulptur Projekte 2017 eröffnet. Nach 1977, 1987, 1997 und 2007 finden sie zum fünften Mal in Münster statt. Anfänglich im ersten Jahr 1977 belächelt bis angefeindet, freuen sich heute viele Kunstinteressierte auf die Skulptur 2017 und die Besucher kommen aus der ganzen Welt. Viele der verbliebenden Kunstwerke gehören inzwischen ebenso zum Stadtbild wie der Dom oder der Prinzipalmarkt. Und viele Münsteraner wissen gar nicht mehr, dass sie überhaupt einmal Bestandteil der Skulpturprojekte waren (also mir geht es jedenfalls bei einigen Kunstwerken so). Die Lichter in den Käfigen, der rot-weiße Schlagbaum in der Domgasse, das Pier mit Traumhaus am hinteren Aasee, das Bushäuschen an der Johannisstraße oder die Lärmschutzwand aus Backstein am Schlossplatz. Alles Skulpturprojekte der letzten vierzig Jahre.

Dank der Bloggertreffen in Münster habe ich Leila kennengelernt. Sie bloggt unter dem Namen MÜNSTERMAMA. Bei unserem letzten Treffen ist uns aufgefallen, dass wir beide uns schon seit Wochen auf den 10. Juni freuen. Daraus ist ein WhatsApp Chat entstanden, den wir euch nicht vorenthalten wollen. Danke, liebe Leila, es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Den ersten Teil findet ihr hier auf meinem Blog und Teil zwei gibt es bei Münstermama. Ein Klick und ihr seid da 🙂 Und los geht´s:

KUCKUCK LEILA, HAST DU EINE AHNUNG, WAS DEN 3. JULI 1977 MIT DEM 10. JUNI 2017 VERBINDET?

„Jaaa! Die Skulpturprojekte in Münster! Damals war ich noch gar nicht geboren.“

„Aber was von damals ist eigentlich noch da? Kannst du das noch zuordnen?“

KANN ICH, HABE MICH 2007 INTENSIV MIT DEN PROJEKTEN BESCHÄFTIGT. WAR ZWAR AUCH 1997 ALS STUDENT AM START ABER SO RICHTIG INTERESSIERT HABE ICH MICH ERST 2007. DAMALS WAR ICH NOCH KINDERLOS UND HATTE ZEIT OHNE ENDE 😉 ZU DEINER FRAGE: MEINES WISSEN GIBT ES HEUTE NOCH DREI KUNSTWERKE VON 1977. DIE BERÜHMTEN AASEEKUGELN VON OLDENBURG, DANN DIE BEIDEN BETONRINGE AN DEN AASEEWIESEN UNTERM MÜHLENHOF UND DIE NEUN STEINE AN DER PETRIKIRCHE. ALLE DREI SKULPTUREN GEHÖREN FÜR MICH HEUTE UNMITTELBAR ZU MÜNSTER.
KENNST DU DIE GESCHICHTE VON DEN AASEEKUGELN VON DAMALS?

„Die Kugeln verbindet heute wohl jeder mit Münster … Wollten da nicht mal lustige Studis die Kugeln in den Aasee rollen? Die „Mauer“ Steine an der Petrikirche finde ich sehr interessant… die sichtbare Trennung zwischen Kirche und Theologie oder? Im Studium haben wir ohne Ende darüber diskutiert 😉 „

GENAU, ÜBER 200 STUDENTEN WOLLTEN NACH EINER PARTY IM UFERLOS DIE KUGELN IN DEN AASEE ROLLEN, HAT ABER NICHT GEKLAPPT. DIE DINGER HABEN SICH KEINEN CM BEWEGT. :-))))

„Einbetoniert?“

JA, MÖCHTE NICHT WISSEN WIE VIEL STAHL DA DRIN IST…

„:-) 🙂 aber als Student fühlt man sich halt manchmal als könnte man Kugeln ausreissen.“

STIMMT! ÜBRIGENS SOLLTEN NOCH ALLE ANDEREN 12 BILLARDKUGELN ÜBER MÜNSTER VERTEILT AUFGESTELLT WERDEN. SO DER PLAN. ABER PLÄNE SIND JA BEKANNTLICH DAZU DA VERWORFEN ZU WERDEN.

„Ach echt? 15 Kugeln? Wäre auch übertrieben. Sind ja nicht gerade in Las Vegas hier. ;-)“

MÜNSTER KONNTE VERMUTLICH NUR DREI BEZAHLEN :-))))

Kennst du eigentlich diese unauffällige Datumsschild an der Hauswand von Zumnorde? Wo der Brunnen mit dem Heiligen Georg steht?

JA, WAR BEIM LETZTEN WECHSEL SOGAR LIVE DABEI.

Gehörten die auch mal zu den Skulpturprojekten? Das ist immer so ein Spaß!

ICH GLAUBE NICHT, WEISS ES ABER NICHT.

Tja, ist ja aber auch irgendwo Kunst… ich hab gerade über das Senioren Tattoostudio gelesen. Im Alter lass ich mir auch eins stechen. Passend zu den Falten …

Das ist eins der diesjährigen Projekte die ich mir nicht angucken muss.

:-)))) ICH AUCH NICHT!
GIBT ES EIN KUNSTWERK, DAS DU BIS HEUTE NICHT VERSTANDEN HAST? BEI MIR SIND DAS DIE HECKEN AM AASEE. DIE HABEN MIR 2007 NIX GESAGT UND SAGEN MIR AUCH HEUTE NIX. UND ICH BIN IN DEN LETZTEN 10 JAHREN BESTIMMT SCHON 1000X MIT DEM KINDERWAGEN ODER IN LAUFSCHUHEN AN IHNEN VORBEI GELAUFEN.

Die hätte ich auch genannt …. aber dafür gibt es etliche, über die ich mich immer wieder freue! Die Kirschen in der Stadt oder die Antenne am Aasee. Hat du eine „Lieblingsskulptur“?

 

Weiter geht es bei der Münstermama. Viel Spaß beim Lesen und bei der Skulptur2017! :-)))))

 

Habt ihr eine Lieblingsskulptur oder gibt es eine, die ihr gar nicht versteht? Wir sind gespannt über eure Kommentare!

Klopf, klopf, die Eingewöhnung steht vor der Tür!

Am letzten Dienstag hatte wir Besuch. Zwei Erzieherinnen aus Lilas zukünftiger Kitagruppe wollten Lila und uns Eltern kennenlernen. Was ich eine schöne Idee finde. Es war der erste Termin nur für Lila, rechnet man die Arztbesuche mal raus. Eigentlich ein Termin wie jeder andere, dachte ich jedenfalls. Bis die beiden Kita-Mitarbeiterinnen vor der Haustür standen.

Der Tiger freute sich riesig über den Besuch, waren beide in den ersten zwei Jahren doch auch ihre Erzieherinnen . Und da Lila alles toll findet was ihre große Schwester mag, war das Eis zwischen ihr und den beiden Frauen direkt gebrochen. Das zu sehen und mitzubekommen war für uns Eltern eine große Erleichterung.

Und plötzlich wurde das Gespräch für mich sehr emotional (für mein Herzblatt übrigens auch). Gerade hatten wir noch zugesehen, wie Lila den Erzieherinnen ihr Spielzeug zeigt und uns die Informationen über die Kita angehört, als aus dem Nichts die Frage aller Fragen kam: „Und wann sollen wir mit der Eingewöhnung starten?“

Unter anderem wegen genau dieser Frage sind die beiden Erzieherinnen zu Besuch. Schon klar. Aber irgendwie hatte ich die Fragen dann doch verdrängt oder einfach nicht darüber nachgedacht. Mein Herz und Kopf fing an zu arbeiten. Wörter wie Loslassen – Abschied – Vertrauen – Verantwortung und Neustart tauchten im Gehirn auf.

Mit dem Start in die Fremdbetreuung wird aus dem Baby ein Kleinkind bzw. ein Babykleinkind 😉 Wir Eltern haben vermutlich viel größere Schwierigkeiten mit dem Loslassen als unsere Kinder. Nur gut, dass ich schon einmal die Eingewöhnung mit dem Tiger gemacht habe und sie gut funktioniert hat. Das beruhigt. Unsere Lila wird das schon machen, daran habe ich überhaupt keine Zweifel. Und trotzdem, wir Eltern waren in den letzten 14 Monaten immer ganz nah an Lila dran und haben lückenlos jeden Entwicklungsschritt miterlebt. Davon heißt es jetzt Abschied nehmen. Auch wenn wir eng mit den Erzieherinnen im Austausch stehen, ab jetzt trennen sich für ein paar Stunden unsere Wege. Und nachmittags öffnen wir dann wieder die Tür für unsere gemeinsame Familienzeit.

Die Entscheidung, bis wann bleibt Mama oder Papa beim Kind bzw. mit welchem Alter beginnt die Fremdbetreuung, führt ja nicht selten zu emotional geführten Diskussionen. Letztendlich muss jede Familie für sich entscheiden wann für sie der Moment gekommen ist. Passend wird vermutlich kein Zeitpunkt sein. Für meine Herzdame und mich war immer klar, wir wollen beide relativ schnell wieder arbeiten und für unsere Kinder eine gute Betreuung.

Die Entscheidung, den Tiger mit einem Jahr in die U3-Betreuung zu geben, haben wir damals lange und gut überlegt. Sollte es eine Tagesmutter, eine Elterninitiative oder eine Kita sein? Wir haben uns für eine große Kita mit U3-Bereich entschieden (Wenn man ganz ehrlich ist, so groß ist der Spielraum zumindest in Münster nicht, oft muss das genommen werden, was angeboten wird). Wir hatten Glück und sind bis heute mit unserer Entscheidung sehr zufrieden. Der Tiger ging vom ersten Tag an (nach der Eingewöhnung) gerne in ihre Gruppe. Und das ist bis heute so.

Daher gab es aktuell bei Lila keine großen Diskussionen mehr. Klar, jedes Kind tickt anders und deshalb werden wir genau schauen welche Signale uns Lila sendet. Unser aktueller Plan sieht so aus, dass ich jeden Morgen die Kinder gegen kurz vor neun zur Kita bringe und mein Herzblatt und ich sie abwechselnd nachmittags abholen. Anschließend ist bis zum Abendbrot gemeinsame Spielzeit . Meine Herzdame arbeitet voll, ich habe Stunden reduziert, um in Abwesenheit der Kinder den Haushalt, die Wäsche und den Einkauf zu erledigen.

Für mich heißt es jetzt Abschied nehmen. Abschied von einer wunderschönen Zeit. Fremdbetreuung hat immer etwas mit Vertrauen zu tun. Mein Herzblatt und ich haben Vertrauen. Tschüß Elternzeit, willkommen Kita!

Dirty Tiger gar nicht dirty

Es ist Pfingstsonntag. Für dieses Wochenende hatten wir alle Einladungen oder Verabredungen abgelehnt. Wir wollten einfach mal für uns sein. Also von morgens bis abends Familienzeit pur! Am Nachmittag dann ein kleiner Durchhänger. Es gab keinen Kuchen (vergessen zu kaufen und backen wollte auch niemand). Damit die Stimmung nicht auf den Tiefpunkt sinkt, mussten wir schnell eine Aktivität aus dem Hut zaubern. Gesagt getan. Dem Tiger den Helm aufgesetzt, das Laufrad aus der Garage geholt und wir sind nach Berg Fidel geschoben.

Dort gibt es seit letztem Jahr einen Dirtpark. Gleich hinter dem städtischen Familienzentrum Berg Fidel und dem Sportplatz, etwas versteckt an der Münster-Dortmund-Bahnlinie, bietet der Platz leichte bis schwere DirtJumps, bei denen es darauf ankommt hoch zu springen und nach der Landung ohne zu straucheln weiterzuradeln. Also etwas für Könner 😉 Der Betreiber des Parks ist übrigens der Verein Münsterland Rollsport e.V.

 

 

Aber warum den Dirtpark nicht auch einmal für fast Vierjährige testen. Dreckig machen die sich doch andauernd. Warum also nicht auch mal auf zwei Räder 😉 Sie müssen ja nicht gleich drei Meter weit fliegen.

Im Dirtpark angekommen wurde der bis dahin lautstarke Tiger sehr wortkarg. Drei junge Männer übten auf der Strecke ihre Sprünge. Unser Tiger war scheinbar von den Stunts so tief beeindruckt, dass sie ihre Fahrkünste gar nicht erst zeigen wollte. Stattdessen zog sie sich lieber in den Fahrradanhänger zu ihrer Schwester zurück. Da half auch kein: „Komm, wir rollen einfach mal ein paar Meter über den kleinen Weg hier“ oder auch der Satz von den großen Jungs: „Sieht gefährlicher aus als es ist!“

Also sind wir ohne Testfahrt vom Tiger nach Hause gefahren. Meine persönliche Einschätzung: es gibt ein paar schöne Wellen, die auch schon fast Vierjährige mit dem Laufrad runter- und hochfahren können. Ein paar steilere Kurven und Hügel würde ich dem Tiger erst in zwei oder drei Jahren erlauben. Und nur mit Vollhelm 😉  Der Dirtpark gefällt mir sehr gut, die Strecken sind in einem Top-Zustand (vermutlich werden sie immer wieder vom Verein ausgebessert). Und wenn meine Familie mal für ein paar Stunden nicht da ist, werde ich mich mit meinem Mountainbike so richtig dreckig machen 😉

Papa, was machen wir, wenn wir tot sind?

Der Tiger und ich sitzen auf unserer Terrasse, die Sonne scheint, der Himmel ist blau, wir ruhen uns aus und machen das Fingerspiel „Himpelchen und Pimpelchen“. Die letzten Stunden haben wir im Planschbecken getobt und uns durch den Garten gejagt. Ein richtig schöner Nachmittag.

Dann aus dem Nichts die Frage: „Papa, was machen wir, wenn wir tot sind? Schlafen wir dann den ganzen Tag? Alle zusammen oder jeder alleine? Und wenn man stirbt, macht das der Wind? Oder wie geht das?

Stille! In meinem Kopf schrillt die Alarmanlage: „Habe ich das gerade richtig verstanden? Es ist Mai, den ganzen Tag über Sonne satt, wir hatten eine super Zeit und dann kommt Allerheiligen und Totensonntag in einer Frage zusammen. Verdammter Mist, was sag ich denn jetzt? Herr Jauch, ich nehme den Telefonjoker, den 50/50 und befrage gleichzeitig das Publikum. Herr Jauch? Hallo? Ach ja, ich bin gar nicht im Studio in Köln sondern sitze mit meinem Tiger bei einer Apfelschorle im Garten.

Kinder sollen den Tod als etwas natürliches wahrnehmen, das erzähle ich in meinen Beratungsgesprächen gerne anderen Eltern. Aber wenn einem selbst an einem sonnigen Tag die Frage plötzlich vor die Füße fällt, dann ist es gar nicht so einfach den Tod als etwas ganz natürliches darzustellen. Der Tod gehört an so schönen Tagen (jedenfalls bei mir) nicht unbedingt zum Leben dazu.

Ich entscheide mich Zeit zu gewinnen. Das geht am besten mit einer Gegenfrage: „Möchtest du das wissen, weil die Emma gestorben ist?“ Emma, die Hündin von unserem Nachbarn, war zwei Tage vorher eingeschläfert worden. „Ja, und weil die Oma von Lena gestorben ist und Onkel Peter.“

„Ja“, sag ich, „die sind gestorben und werden uns nie mehr besuchen. Sie sind jetzt im Himmel. Beim lieben Gott. Dort geht es ihnen gut. Wenn wir irgendwann mal sterben kommen wir auch in den Himmel.“ Natürlich kommt vom Tiger direkt die Frage: „Und wann sterben wir?“ „Ich hoffe das dauert noch ganz, ganz lange. Die meisten Menschen sterben erst wenn sie ganz alt und krank sind.“ Jetzt muss ich aber aufpassen, was ich sage. Krank sind wir alle mal und der eine Opa ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Nicht dass der Tiger immer Angst bekommt, wenn jemand aus der Familie oder Freundeskreis krank wird oder Opa mal einen längeren Mittagsschlaf macht. „Der Opa ist zwar schon älter aber er ist fit und gesund. Und wenn wir mal krank werden ist das überhaupt nicht schlimm. Jeder wird mal krank. Sterben muss man nur bei ganz schlimmen Krankheiten.“

Ich merke, für´s Erste hat meine Tochter keine Fragen mehr. Sie holt ihr Schwarzer-Peter-Spiel und wir spielen eine Runde. Zum Abendessen hat sie dann aber doch noch eine Frage: „Papa, wie sieht der Himmel aus?“ „Tja, das kann ich dir leider nicht sagen. Das weiß ich nicht. Eigentlich weiß das niemand. Wir kommen ja erst in den Himmel wenn wir tot sind. Und wer tot ist kann ja nicht mehr reden.“

Ich warte ob der Tiger noch weitere Fragen hat. Es kommen aber keine mehr. Stattdessen nimmt meine Tochter wieder Himpelchen und Pimpelchen in die Hand, dreht sie auf den Kopf und sagt: „Die sind jetzt auch gestorben.“ Okay, da muss ich doch noch einmal den Klugscheißer raushängen lassen: „Weißt du, sterben können nur Lebewesen, also Menschen, Tiere und Pflanzen. Himpelchen und Pimpelchen können höchstens kaputt gehen.“

LIEBSTER AWARD – DETAILS ÜBER MICH

Ganz ehrlich, bis vor zwei Tagen war meine Bloggerwelt noch in Ordnung 😉 Da wusste ich noch nicht dass es den #Liebster Award (eine Art Blogger-Kettenbrief) überhaupt gibt (typisch Mann, bekommt immer alles als Letzter mit). Jetzt kenne ich ihn, weil die liebe Chaos & Queen mich nominiert hat. Wir haben uns vor zwei Wochen auf der Blogfamilia kennengelernt. Sehr sympathische Frau. Wir hatten beide noch kein Wasserzeichen in unseren Bildern 😉 Sie hat sich schöne Fragen überlegt, die ich bei dem tollen Wetter hier in Münster gerne beantworte:

1.) Welche Eigenschaft an Dir findest Du richtig toll?

Klar, die schwerste Frage gleich zu Beginn. In Umfragen werden solche Fragen schön versteckt irgendwo mittendrin gestellt 😉 Meine Fähigkeit mich für Personen und Dinge zu begeistern finde ich an mir richtig toll. Mit dem Nachteil, dass ich in meinem Umfeld dann tage- bis wochenlang von nichts anderem mehr rede. Aktuell begeistere ich mich für meine beiden Töchter, meinen Papablog, Väterthemen generell, Instagram und Fotografieren. Habe ich noch etwas vergessen, Schatz? 😉

2.) Was hingegen würdest Du gerne ändern?

Das ist schwierig zu beschreiben. Ich bin nach außen hin sehr lange ruhig, auch wenn ich mich innerlich schon ziemlich ärgere oder genervt bin. Und dann platze ich irgendwann. Leider für mein Gegenüber völlig irritierend, da die Signale zwischen alles ist gut und ich bin total genervt nicht vorhanden waren. Und genau das würde ich gerne ändern, mehr Zwischensignale bitte.

3.) In welches Land möchtest Du unbedingt mal reisen?

Da gibt es viele Länder. Kanada gehört definitiv dazu. Diese Weite und Ruhe. Drei Wochen Wandern in den Wäldern, das wäre super.

4.) Hast Du einen großen Traum?

Ja, ich will irgendwann in meinem Leben das Basislager vom Everest besuchen. Auch wenn es inzwischen eine ziemliche Müllhalde ist.

5.) Was war das Verrückteste, das Du je gemacht hast?

Als Zivi (zu der Zeit war Jugoslawien gerade auseinander gebrochen) habe ich drei Wochen in einem Flüchtlingslager in der Nähe von Split in Kroatien gearbeitet. Wir hatten einen Tag frei und gemeinsam mit einem Bekannten bin ich zum 100km entfernten Wallfahrtsort Medjugorje gefahren. Dort ist Maria angeblich mehreren Kindern erschienen. In dem Ort angekommen sind wir bei 30 Grad den Berg raufgestiefelt, auf dem die Erscheinungen begonnen haben sollen. Oben angekommen haben wir uns umgeschaut, gewartet ob was passiert und als wir nach fünfzehn Minuten nichts gemerkt haben, sind wir wieder in den Ort zurückgegangen.

6.) Bist Du ein Warmduscher?

Also ganz kalt geht nur nach der Sauna 😉 Aber nein, ich liebe die Kälte. Es war schon ein ganz hartes Stück Arbeit, mein Herzblatt an 19 Grad Raumtemperatur zu gewöhnen 😉 Das gelingt mit mit meinen Mädels schon leichter 😉

7.) Wann hast Du das letzte Mal so richtig gefeiert?

Eigentlich sollte es diese Jahr der 1. Mai werden. Leider hat unsere Lieblingsdisco keinen Tanz in den Mai angeboten. Wir sind dann rumgezogen, richtig glücklich sind wir mit dem Angebot in Münster aber nicht gewesen. Und die letzte richtige Party mit Tanz, Alkohol und erst um vier ins Bett liegt tatsächlich schon fast zwei Jahr zurück 🙁

8.) Erzähl mal eine Jugendsünde!

In meiner Jugend, also so mit 14 bis 16 Jahren, war ich ein begeisterter Seitenscheitelträger (hätte perfekt zur Jungen Union gepasst) und mit 15 Jahren wollte ich unbedingt zur Bundeswehr.

9.) Magst Du lieber schwarz/weiss oder bunt?

Wenn es um Bilder geht, bin ich nicht so ganz festgelegt. Schwarz/weiss hat schon was. Einrichtungstechnisch würde ich mich und mein Herzblatt als grau/weiss bezeichnen. Klamottentechnisch werde ich langsam bunter, habe lange nur schwarz getragen.

10.) Fandest Du die Fragen doof? 🙂

Nö! 🙂 Und wie du an den Antworten sehen kannst, ich bin Pädagoge und kann mich einfach nicht kurz fassen. Womit wir wieder bei Frage zwei angelangt wären 😉

So, zum Schluss darf ich noch andere Blogger nominieren. Was ich hiermit sehr gerne mache. In der Hoffnung, dass sie sich freuen und mich nicht hassen werden, nominiere ich Heiner von Vaterwelten, Oliver von Papawickelt Susanne von Halloliebewolke und Christopher von Christopherfelix. Hier meine 10 Fragen an euch:

1. Gab es schon einmal eine Situation, in der du dein Kind verschenken wolltest?

2. Wofür entscheidest du dich: Einen Nachmittag mit Kind auf einem Kindergeburtstag oder Wohnungsgroßputz inklusive Wäsche.

3. Wenn Zeit, Energie und Geld keine Rolle spielen würden, wieviele Kinder hättest du dann?

4. Dein Kind möchte vorgelesen bekommen, welches Bilderbuch wählst du aus?

5. Stadt oder Land? Wo möchtest du leben?

6. Wenn du die ganze Nacht kein Auge zumachen konntest, womit hält du dich wach?

7. Lieblingsort mit Kind und Kegel?

8. Was ist dein Lieblingsseite bzw. Lieblingsblog im Internet?

9. Wenn deine Stimmung mal richtig mies ist, welche Musik macht dich wieder glücklich?

10. Gibt es in deiner Familien / deinem Freundeskreis Personen die kein Verständnis für dein bloggen haben?

Wenn der Mut abends eine Pause macht

Es war früh am Morgen. Wir lagen alle noch gemeinsam im Bett. Der Tiger öffnete langsam ihre Augen. Aus dem Nichts dann die Idee: „Mama, Papa, ich will heute bei Antonia schlafen.“ „Ups, sehr mutig,“ dachte ich. Der Mut wurde aber über den Tag nicht kleiner. Vielmehr erzählte sie allen Menschen, die sie traf, dass sie abends bei ihrer Freundin übernachten möchte.

Gemeinsam mit meinem Herzblatt packte der Tiger um fünf Uhr ihren Rucksack. Vor Freude hüpfte sie die ganze Zeit herum. Ein letztes Winken und meine große Liebe brachte unseren Tiger zu ihrer Freundin. War alles kein Problem! Sie stand an der Haustür, lachte, winkte, rief: „Tschüss Mama“ und war nicht mehr gesehen.

Kurz vor neun klingelte das Telefon. Der Tiger wollte nach Hause. Ein kurzer Blick zwischen uns Eltern, ein gegenseitiges Nicken und zwei Minuten später saß ich im Auto. Gott sei Dank wohnt die Familie in der Nähe. Bei Antonia angekommen begrüßte mich ein trauriger Tiger. Ich nahm sie auf den Arm. „Papa, ich will nach Hause.“ Ein paar Tränen liefen. Wir verabschiedeten uns von Antonia und ihrer Mutter und fuhren zurück.

Mein ansonsten redseliger Tiger war ganz still und schaute auf den Boden. Mein Herz wurde schwer. Sie hatte sich so viel vorgenommen. So gerne wollte sie, wie ihre Heldin Conny, bei ihrer Freundin übernachten. Und jetzt, spät am Abend, hatte ihr Mut sie einfach im Stich gelassen. „Ich will nie mehr wo anders schlafen, nur noch bei euch!“ kam es aus ihr heraus. Puh, was sollte ich antworten? „Weißt du, ich bin mega stolz auf dich“, sagte ich, „du bist so mutig! Dir mal einfach so zu überlegen bei deiner Antonia zu schlafen. Du hast es versucht! Das finde ich toll. In jedem Haus hört man komische Geräusche und auch das Kinderzimmer sieht ja im Dunkeln anders aus. Und jetzt ist es schon ganz spät, so lange bist du noch nie bei Antonia geblieben. Super! Und wenn du mal wieder Lust hast bei Antonia zu übernachten, gerne! Ich habe dich ganz doll lieb!“

„Ich dich auch, Papa! Da waren wirklich ganz viele Geräusche. Und ein gefährlicher Tiger.“ „Oh ein gefährlicher Tiger? Wusste die Mama von Antonia denn was sie machen muss?“ „Nein Papa, das hättest du ihr sagen müssen!“ „Mist, das mache ich beim nächsten Mal. Versprochen!“ In diesem Moment fuhren wir auf unsere Einfahrt. Der Mut kam zurück. „Papa, ich möchte nochmal bei Antonia schlafen. Aber viel später!“ Ich nickte und öffnete die Haustür. Eine Viertelstunde später war der Tiger in ihrem Bett eingeschlafen.

Fünf gute Gründe für Papa-Elternzeit

Elternzeit öffnet Türen. Eine Blogparade.

Seit vier Monaten bin ich nun in meiner zweiten Elternzeit. Immer wieder werde ich gefragt ob ich meine Arbeit vermisse (ich würde wirklich gerne mal wissen, ob Mütter die Frage auch so oft gestellt bekommen). Ja, ich vermisse die Arbeit. Hauptsächlich aber aus zwei Gründen: a. hat die Arbeit immer meinen Tag strukturiert und b. vermisse ich den Kontakt zu meinen KollegInnen.

Ansonsten ist die Elternzeit der Hammer (kleine Randbemerkung: mit Ausnahme der Wäscheberge, die habe ich bis heute nicht bändigen können). Ich kann aus tiefster Überzeug nur jedem Vater raten, nehmt Elternzeit (wenn es finanziell und beruflich möglich ist)! Und nehmt ruhig auch mal mehr als die sogenannten zwei Vätermonate, die gibt es nämlich gar nicht 😉

Um zu zeigen, wie besonders Elternzeit für Väter sein kann, starte ich heute die Blogparade „Fünf gute Gründe für Papa-Elternzeit“. Vaterwelten, Stadtpapa, Papawickelt und via Instagram @papamaglila, ich bin auf eure guten Gründe gespannt.

Hier sind meine fünf guten Gründe:

1. Elternzeit öffnet für Kinder und Papa Türen:  Zwischen uns ist ein dickes Band der Liebe, der Bindung, des Vertrauens und der Geborgenheit entstanden. Dank Elternzeit bin ich nicht der Papa, der abends von der Arbeit nach Hause kommt und auch irgendwie mit zur Familie gehört. Nein, ich bin morgens, mittags, abends, nachts und zwischendurch für meine Kinder da. Ich bekomme mit, ob ein neuer Zahn im Anmarsch ist, welches neue Puzzle die Große kann, bin der super Tröster und Schmerzenwegpuster, wenn sich die Jüngste den Kopf gestoßen hat, ich war live dabei, als der Tiger seine ersten Schritte gegangen ist und bekomme ein Glücksgefühl, wenn ich morgens ins Zimmer von Lila komme, ein lautes Juchzen höre, kleine Arme sich in meine Richtung strecken und Lila sich ganz eng an meinen Hals kuschelt.

2. Elternzeit ist nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen: Dank der Elternzeit bekomme ich neben den glücklichen und schönen Momenten auch die anstrengenden und nervenaufreibenden Seiten der Kinderversorgung und Erziehung mit. Eben mal Frühstücken ist halt manchmal gar nicht möglich. Da kippt das Milchglas um, dort findet sich Marmelade vom Butterbrot plötzlich in den Kinderhaaren wieder. Nicht zu vergessen die ständige Habtachtstellung, wenn meine Jüngste sich an allem hochzieht was höher als 30 cm ist. Oder wenn sie mitten am Tag plötzlich über 40 Grad Fieber bekommt und ich total hilflos daneben stehe. Anstrengend wird es auch auf dem Spielplatz, wenn meine Große ein kleines Mädchen von der Schaukel schubst. Das widerspricht meinen eigenen Werten. Da bin ich als Papa gefragt und muss Grenzen setzen bzw. Konsequenzen aussprechen.

3. Womit ich zu Punkt 3 komme, die Stärkung meines Papa-Selbstvertrauen: In den Monaten habe ich gelernt, bezüglich Kindererziehung und -versorgung kann ich alles, nur nicht stillen (und Zöpfe flechten klappt noch gar nicht). In vielen Erziehungsfragen und Einstellungen sind meine Frau und ich einer Meinung, in einigen aber auch nicht. Aber das ist gar nicht schlimm, denn es klappt trotzdem.

4. Papa-Elternzeit ist für uns Eltern ein Gewinn: Was ich damit meine? Als ich in den ersten Monaten nach der Geburt von der Arbeit nach Hause kam, war ich oft müde und kaputt und wollte meine Ruhe haben. Nicht so meine Frau und meine Kinder. Die hatten „nur“ auf mich gewartet und wollten direkt mit mir spielen bzw. dass ich die Kinder übernehme. Heute ist es genau umkehrt. Ich schaue nachmittags auf die Uhr und denke, wann kommt sie denn endlich nach Hause. Und meine Frau schließt mit dem Gefühl, erst einmal eine Pause zu brauchen, die Haustür auf. Verdrehte Welten! Dank der Elternzeit habe ich jetzt Verständnis für die Situation meiner Partnerin und sie kann sich in meine hineinversetzen.

5. Runter mit dem Papaspeck: Dank der Elternzeit gibt es neben dem ganzen Wickeln, Spielen und Aufräumen genügend Zeitfenster um meinen Co-Schwangerschaftsbauch abzutrainieren. Seitdem meine Jüngste sitzen kann gehen wir gemeinsam Laufen. Also ich laufe, Lila sitzt im Jogger 😉 Und wenn sie mittags schläft, trete ich auf der Fahrradrolle meine Pfunde runter.

Mittwochs ist PAPAZEIT

Es ist Mittwoch, 8.45h in Münster. Die Wickeltasche und etwas Proviant sind im Fahrradanhänger verstaut. Ich mache mich mit meinen beiden Mädels auf den Weg. Erst bringe ich den Tiger in die Kita und düse dann mit Lila weiter in die Westfalenstraße 197 nach Münster-Hiltrup. Dort beginnt um 9.30h die PAPAZEIT. Ein Treff für Väter mit Kindern unter drei Jahren.

Seit Juli 2016 gibt es die PAPAZEIT. Es ist eine Kooperation der Caritas-Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche und den Frühen Hilfen in Hiltrup. Drei männliche Pädagogen bauen im Wechsel eine Spiellandschaft auf, sorgen für reibungslosen Kaffeenachschub und stehen den Papas zu allen Themen Rund um Erziehung und Beziehung als Ansprechpersonen zur Verfügung. Der Schwerpunkt liegt auf dem Austausch unter den Vätern und nicht auf der Förderung der Kinder. Deshalb gibt es auch kein Anfangs- und kein Abschlusslied oder sonstiges Rahmenprogramm.

9.35h schließe ich das Fahrrad ab und rolle mit dem Anhänger durch die Beratungsstelle. Die PAPAZEIT findet in einer kleinen Turnhalle statt. Es ist ein offener Treff ohne fester Anfangszeit. Dennoch, als ich um 9.40h mit Lila in die Turnhalle komme, sind schon vier bis sechs Väter da. Es riecht nach Kaffee und die Atmosphäre ist locker. Ein Hallo in die Runde genügt. Einige Väter sitzen schon auf den Barhockern am Tisch und trinken Kaffee und ihre Kinder spielen bereits im Bällebad.

Andere sitzen neben ihren Kindern auf den Matten und spielen. Ich stelle die Wickeltasche ab, ziehe meiner Tochter die Jacke aus und setze mich zu ihnen. Lila ist aktuell total fasziniert vom Bällebad. Allerdings ist sie gerade nicht die Einzige. Also lenke ich ihr Interesse auf ein Nachziehhubschrauber und besorge mir dann erst einmal einen Kaffee.

 

Wer behauptet, Männer können nicht reden, sollte mal zur Papazeit kommen. Die ganze Zeit wird geredet und gelacht. Und wir tauschen uns nicht nur über Erziehungsfragen aus, sondern auch über Fußball, Urlaub, Kitaplätze, eigene Vorstellungen vom Vatersein, gute Spielplätze, kindgerechte Läden und Lokale und und und.

Nicht nur mit gefällt die PAPAZEIT. Marco, Vater von einem 1,5-jährigen Sohn und einer 7-jährigen Tochter: „Mir gefällt die lockere und ungezwungene Atmosphäre. Insbesondere, dass kein Programm stattfindet mit Animation wie z.B. Singen oder Klatschen.“ Andreas, Vater von einem bald 1-jährigen Sohn: „Vor allem gehe ich dort gerne hin, weil es eine entspannte Runde mit netten Vätern ist. Und wenn man was wissen will, wie es bei anderen läuft, berichtet jeder gerne, ohne Überzeugungsarbeit leisten zu wollen.“ Das geht mir selbst genauso: es gibt keine Konkurrenz untereinander, welches Kind schon welche wahnsinnigen Entwicklungsschritte gemacht hat. Es fällt kein Satz wie: „WAAAAAS, dein Sohn kann mit seinen sechs Monaten noch nicht sitzen? Also mein Friedrich hat das schon mit vier Monaten gekonnt!“ Vielmehr freuen sich alle, wenn ein Kind wackelig stehen kann oder sich robbend vorwärtsbewegt. Es ist ein super Miteinander!

Um kurz vor elf schaue ich auf die Uhr. Mist, schon wieder so spät! Um 11h endet die PAPAZEIT. Ich könnte jetzt aber gut auch noch eine Stunde länger hier sitzen und quatschen. Wie jeden Mittwoch sind die 1,5 Stunden super schnell verflogen. Also zusammenpacken, Kind anziehen und ab nach Hause. Und was ich schon immer loswerden wollte: Männer, mir macht die PAPAZEIT mit euch richtig Spaß! Vielen Dank dafür!