Kategorie: Vatersein

Vorsicht! Väter überrollen ihre Kinder im Schlaf!

Heute muss ich mal etwas meckern! Schuld ist das Buch „Ich will bei euch schlafen! von Sibylle Lüpold. Wir hatten und haben bei unserer Großen immer mal wieder längere Phasen mit Einschlaf- bzw. Durchschlafschwierigkeiten. Ich wollte mehr über das Co-Sleeping wissen. Kurzerhand habe ich im Netz das Buch von Frau Lüpold bestellt. Immerhin wurde es von Medizinern und Stillberaterinnen empfohlen.

Beim Auspacken fiel mein Blick gleich auf das Cover: mein Gott, was für ein Klischeebild! Kind ganz nah an Mama gekuschelt, der Papa hält schützend seinen Arm über seine kleine Familie und mit der anderen Hand hält er den Arm seiner Partnerin. Warum liegt das Kind nicht in der Mitte der Eltern? Im Buch beim Thema Sicherheitsmaßnahmen angekommen, bekam ich von Frau Lüpold die Erklärung: „Das Baby liegt besser nicht zwischen den Eltern, sondern nur neben der Mutter. Dies ist sicherer, da sich diese auch im Schlaf der Anwesenheit des Babys bewusster (als der Vater) ist.“Genau, wir väterlichen Gefühlspanzer überrollen nachts unsere Babys im Schlaf, weil uns ja dieses Bewusstsein fehlt.

Noch heftiger ist die Rolle, die Frau Lüpold den Vätern zuschreibt: „Fühlt sich die Mutter ständig gezwungen, zwischen den Bedürfnissen ihres Kindes und denen ihres Mannes zu entscheiden, können sich ihre mütterlichen Instinkte nur schlecht entfalten. Der Vater kann eine andere, nicht minder wertvolle Beziehung zu seinem Kind aufbauen, indem er sich an dessen Pflege beteiligt, es häufig trägt und später viel mit ihm spielt. Für viele Kinder wird der Vater bald zu einem Helden, auf den sie sehr stolz sind und mit dem sich wunderbar herumtoben lässt.“

Heißt dass, wir Väter sind verantwortlich für die Qualität der Entfaltung der mütterlichen Instinkte? Aber was ist mit väterlichen Instinkten? Wer kümmert sich um die? Und warum sollen wir Väter uns auf die Rolle als Trage, Tobe- und Spielepapa beschränken? Was ist mit der emotionale Versorgung unserer Kinder? Sollen wir da kneifen?

Ich habe schon sehr viele Bücher und Artikel über Eltern-Kind-Bindung gelesen. Leider steht Frau Lüpold mit ihren Ansichten nicht alleine da. Wenn von einer gelungen Eltern-Kind-Bindung gesprochen wird, taucht der Begriff Vater selten auf. Es wird in der Regel von Mutter-Kind-Bindung gesprochen und dann von weiteren Bezugspersonen. Unter diesem Sammelbegriff ist dann – neben Erzieherinnen – auch der Vater zu finden.

Ich persönlich bin der Meinung, dass Väter durch aktive Vaterschaft mit den Müttern gemeinsam die wichtigsten Bindungspersonen sein können. Insbesondere dann, wenn Väter mehrerer Monate Elternzeit nehmen und/oder die Väter viel Alltagszeit mit dem Kind alleine erleben können.

Überall und immer wird darauf hingewiesen, dass Väter den emotionalen Teil nicht übernehmen, wenig Kontakt zum Kind suchen, etc..  Das wird sich nicht ändern, wenn Stillberaterinnen und Mediziner dieses Buch weiterhin empfehlen, Mütter die Anmerkungen in diesem Buch anwenden und die Väter sich in die enge Rolle als Spiele- und Tobepapa festhalten/drängen  lassen bzw. sich mir ihr zufrieden geben.

Im Herbst immer mit Fleece

Am ersten Urlaubsmorgen waren wir nach einer Stunde Vorbereitung startklar für den Strand. Die Proviant- und Wickeltasche war gepackt, das Sandspielzeug im Kinderwagen verstaut, die  Große mit Matschhose und Fleecejacke präpariert, die Kleine extra gut in warme Kleidung gewickelt und auch wir Eltern waren mit Fleece, langer Hose und Mütze bereit für den Strandtag. Am Strand der Ostsee angekommen fiel mein Blick direkt zu unseren Strandnachbarn. Die lagen in Badehose im Strandkorb und die Kinder spielten mit T-Shirt und kurzer Hose im Sand. Mein erster Gedanke: sind bestimmt Engländer! Parallel dazu hörte ich meine Frau sagen: das gibt´s doch nicht! Da geht tatsächlich ein Vater noch Ende September mit seinem kleinen Sohn ins Meer. Und direkt im Anschluss fragte mich die Große: Papa, warum sind die alle nackig? Drei Minuten später hatten wir den ganzen Strand abgecheckt und festgestellt, dass nur wir vier hier am Strand die Wärme-Exoten waren. Okay, so viele Menschen können sich nicht irren, dachten wir und passten uns und die Kinder schnell den Menschen in unserer Umgebung an. Ach ja, im Wasser war ich dann mit der Großen an dem Tag auch noch.

Am nächsten Morgen kamen wir schon wie selbstverständlich im Sommeroutfit an den Strand. Ein paar Minuten später gingen junge Eltern mit Kleinkind in voller Herbstmontur an uns vorbei und machten es sich im Strandkorb nebenan bequem. Sie schauten nach links, nach rechts und fingen an zu flüstern. Unsere Blicke gestern müssen ähnlich ausgesehen haben. Keine fünf Minuten später waren von den Fleecejacken und der gefütterten Matschhose nix mehr zu sehen.

Fazit: flexibel sein, wenn es um Strandurlaube geht 😉

Pink, pink, pink sind alle ihre Kleider, weil ….

… ja warum eigentlich ist das so, frage ich mich immer wieder, wenn ich in die Kleiderschränke meiner Großen und inzwischen auch meiner Kleinen schaue. Weil ich absolut keine Lust mehr  auf die Fragen und die irritierten Blicke der Menschen habe, die meine beiden Töchter zum ersten Mal sehen. Und weil es so gut wie unmöglich ist, neutrale Baby- und Kinderklamotten im Laden und im Netz zu bekommen.

Das fing schon direkt vor der Geburt der Großen an. Meine Frau und ich hatten bewusst einen grünen Norwegerpullover und eine grüne Cordhose (aus der Baby-Jungenabteilung) gekauft. Wir machen bei dem ganzen Mädchenkram nicht mit, war (damals noch) unsere Devise! Allerdings haben alle, aber auch wirklich alle In-den-Kinderwagen-Gucker sofort geschlussfolgert: „Ah, ein Junge, herzlichen Glückwunsch!“ „Nein, kein Junge, es ist ein Mädchen“ habe ich die ersten zehn Mal noch brav geantwortet. Irgendwann habe ich aufgegeben und immer dann, wenn (insbesondere) Frauen aller Altersgruppen mit einem beseelten Lächeln in den Kinderwagen schauten, gesagt: „Hurra, es ist ein Mädchen.“ Aber das führte zu noch mehr Irritationen und Kopfschütteln. Willst du wissen was für ein Geschlecht das Baby hat, schau welche Farben es trägt. Ganz egal, was der Vater auch sagt. Farben lügen nicht!!!!

Aber es gibt scheinbar auch Menschen – in der Regel sind sie männlich – die den Geschlechter-Dresscode nicht kennen. So hat mich einmal unser Fensterputzer gefragt, ob ich einen Junge oder ein Mädchen hätte. Zur Erklärung hielt ich ihm das Kind samt rosa Strampler entgegen. Er antwortete: ein Junge? Da wusste ich dann auch nicht mehr weiter.

Als ich zum zweiten Mal Vater wurde, war ich kleidertechnisch echt erleichtert, dass es wieder ein Mädchen war. Gott sei Dank muss ich mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen, ob der Body, den ich der Kleinen gerade anziehe, dem Geschlechter-Dresscode entspricht. Ich greife einfach in die Schublade und egal was ich auch auswähle, ich kann nix falsch machen, es wurde ja schon von einem Mädchen getragen.

Nach inzwischen drei Jahren als Vater einer Tochter habe ich akzeptiert, das die beiden Wörter Pink und Mädchen untrennbar miteinander verbunden sind. Was ich bislang noch nicht kapiert habe:  warum muss bei jedem Pink auch noch ein scheues Reh mit riesigen Augen, ein bunter Schmetterling oder ein großes Blumenbild aufgedruckt sein. Flugzeug- oder Baggeraufdrucke sind von Natur aus scheinbar immer nur mit grünen oder blauen Untergrund gekoppelt.

Aber der Geschlechtercode hört ja bei der Kinderbekleidung nicht auf. Egal, ob Laufrad, Ü-Ei, Lego, Playmobil, Puzzles, Trinkflasche, Schnuller, Kinderwagen, Malstifte, usw. Überall gibt es inzwischen eine Mädchen- und eine Jungenlinie. Soviel also zum Thema Gender!

Bis vor zwei Wochen hatten meine Frau und ich noch die Absprache, rosa, pink und lila ist okay. Aber bitte kein Glitzerzeug. Dann kam das Paket von Verbaudet mit den neuen Winterschuhen. Lila mit ganz viel Glitzer. Meine Große liebt ihre neuen Schuhe …

Schreist du noch oder schläfst du schon?

Es gibt ja so einige Themen, die junge Familien sehr unter Stress setzen. Ganz vorne mit dabei ist das Ein- und Durchschlafen. Und selten wird so oft gelogen wie beim Ein- und Durchschlafen. „Natürlich schläft mein drei Monate altes Kind ein, sobald wir es hingelegt haben.“ „Wir haben soooo ein Glück mit unserem Kind, kaum war es auf der Welt, schon schläft es die komplette Nacht durch.“

Meine Frau und ich haben da ganz andere Erfahrungen gemacht. Schon die Große hat aktiv gegen unsere Wünsche und Vorstellungen gearbeitet und wollte einfach nicht müde werden, geschweige denn die Augen schließen. Die Kleine steht ihr in nichts nach und bekommt abends passend zur Tagesschau einen regelrechten Aktivitätsschub. Strahlend blaue Augen schauen einen an und signalisieren: Papa, ich bin wach! Und wenn die Jüngste in der Familie nicht augenblicklich auf den Arm genommen wird oder Mama oder Papa nicht sofort mit ihr spielen, geht die Alarmanlage an (laut Dezibel-App erreicht sie bis zu 100db). Ein entspannter Abend zu zweit sieht anders aus….

Auf Blogs gibt es viele Ideen und Ratschläge zum Thema Ein- und Durchschlafen von Babys. Sehr beliebt sind Vorschläge wie: das Baby mit dem Maxicosi auf die Waschmaschine zu stellen oder mit dem Auto so lange eine Runde zu drehen, bis das Kind eingeschlafen ist. Wunderbare Ideen, klappen auch oft. Nur: wer Geister ruft, die er nicht kontrollieren kann, bekommt nicht selten ein dickes Problem. Ich kenne Väter (und Mütter), die jeden Abend mit dem Auto eine Runde um Münster fahren, bis das liebe Kind eingeschlafen ist. Auch gibt es Familien, deren Wäschekörbe maximal für drei Stunden mit dreckiger Wäsche gefüllt sind, da die Waschmaschine immer dann laufen muss, wenn das Baby schlafen soll. Geht alles, ist aber ziemlich anstrengend, nervig und einengend.

Wir haben uns gerade eine Babyhängematte gekauft und sind super glücklich! Unglaublich, wie gut das funktioniert (jedenfalls so lange, wie die Große nicht begeistert die Hängematte schaukelt). Es gibt einige Modelle, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Wir haben uns im Netz erkundigt und dann im Laden vor Ort gekauft. Vorteil dabei: der Laden vor Ort verleiht kostenfrei einen Bohrhammer und passende Bohrer für die Betondecke. Hat ja nicht jeder so ein Werkzeug zu Hause.

Zugegeben, eine kritische Phase gibt es mit der Hängematte, jedenfalls bei mir: Wenn ich die Kleine aus der Hängematte heraus in ihr Beistellbett legen will, haue ich ihr regelmäßig die  Holzstrebe der Hängematte an den Kopf und zack ist sie wieder wach. Aber das ist ja meine eigene Dummheit…

Was bitte macht ein Panzer im Malbuch?

Unsere orangenen Nachbarn haben einige wirklich tolle Einkaufsmöglichkeiten zu bieten. Gerade Eltern von Kleinkindern aus dem Münsterland kennen HEMA. Auch wir sind begeisterte Kunden des niederländischen Einkaufsparadieses. Jedenfalls bis vor zwei Tagen. Seitdem muss ich mit dem Kopf schütteln, wenn der Name HEMA fällt. Was war passiert?

Meine Große wollte gerne mit mir malen. Gesagt getan. Voller Begeisterung holte sie Stifte und  ein Malbuch von HEMA. Auf der Rückseite war zu lesen: „Dieses Malbuch eignet sich besonders für kleine Hände.“ Laut Firmenangabe ist das Malbuch für Kinder von 3-5 Jahren. So weit, so gut.

Meine Große nahm sich einen Stift in die Hand und los ging´s. Allerdings nimmt sie es mit dem Ausmalen noch nicht so genau. Daher war die Malerin nach kürzester Zeit auf den letzten Seiten angelangt. Sie blätterte das vorletzte Blatt um, blickte auf das Bild, schaute zu mir hoch und fragte: „Papa, was ist das?“ „Also, das ist … ja, dass ist mmmmh, also es ist ein Panzer!“ Aus welchem Grund ist der Panzer in das Malbuch gekommen? Okay, mit seinen abgerundeten Ecken sieht er nicht gerade bedrohlich aus. Dennoch bleibt für mich die Frage, warum bitte schön sollen Kinder einen Panzer ausmalen? Panzer in einem Kinderbuch geht gar nicht!

Eine Seite weiter war die Kinderwelt wieder in Ordnung. Das letzte Bild war ein großer Wal. Oder war es etwa ein als Wal getarntes Atom-U-Boot der Amerikaner mit Trump am Steuerknüppel und ich Depp habe es nur nicht erkannt?

Kleine Geheimagenten!

Kinder müssen alle kleine Geheimagenten sein, überall haben sie ihre Augen und Ohren. Auch das Internet und Telefon scheinen sie zu überwachen. Anders kann ich mir nicht erklären, wie sie zu all ihren Informationen kommen. Keine zwei Sekunden, nachdem ich oder meine Frau stolz oder überrascht eine Information mitteilen, werden von Seiten der Großen und vermehrt auch von der Kleinen Gegenmaßnahmen eingeleitet. Beispiel: Ich erzähle einem Freund überglücklich, dass unsere Große seit drei Wochen bis morgens um 7h in ihrem Bett schläft und zack, in der nächsten Nacht steht sie um 3h bei uns auf der Matte. Oder beim Thema Essen: Im Büro erwähne ich mittags nebenbei das Lieblingsessen der Großen, schon spuckt diese mir beim Abendessen die Salami von ihrer Pizza auf meinen Teller und teilt mir unmissverständlich mit, dass Pizza und Salami nicht schmecken. Ihre Worte waren: „IIIIIhhh bah!!!“ Ein Satz, den ich überhaupt nicht ausstehen kann (auch diese Information konnte sie bis zu dem Zeitpunkt eigentlich nicht wissen).

Aber es gibt auch positive Beispiele: Im Elternbrief für die zwölfte Woche steht, dass die Kinder ab jetzt versuchen Dinge zu greifen. Keine zwei Stunden, nachdem meine Frau mir den Brief vorgelesen hat, liegt unsere Kleine unter ihrem Trapez und versucht die Ringe zu greifen.

Jetzt bin ich hoch verunsichert. Wo hört diese Agententätigkeit eigentlich auf? Werden auch  Informationen ausspioniert, die Personen aus meinem Umfeld betreffen? Weiß meine Tochter schon, wie ich meine Schwiegermutter finde? Oder schlimmer: was passiert, wenn ich mit meinen Töchtern beim Einkaufen einen Bekannten treffen, den ich nicht sonderlich leiden kann? Fragt mich die Große dann vor versammelter Mannschaft: „Papa, wieso bist du so nett zu dem Mann, du kannst ihn doch gar nicht leiden.“ Ups!

Ich muss in der nächsten Zeit vorsichtig sein. Sicherheitshalber lernen meine Frau und ich jetzt  isländisch, die Sprache verstehen nur knapp 350 000 Menschen. Und ich hoffe mal, meine Töchter gehören nicht dazu!!!!

Grausame Welt

Bürgerkrieg in Syrien, Polizeigewalt in den USA, Terroranschläge in Paris, Brüssel und Nizza, Putschversuch in der Türkei, Amoklauf in München, … Glaube, Fanatismus, Ideologien, Größenwahn, Ehre, … die Nachrichten sind voll davon. Die Welt zeigt sich von ihrer hässlichen Seite. War das schon immer so und ist es mir nur nicht aufgefallen, weil ich früher andere Dinge im Kopf hatte? Nein, natürlich nicht. Kriege und Krisen begleiten mich seit meiner Geburt. In meine Jugend fällt u.a. der erste Golfkrieg. Ich war entsetzt und habe dagegen demonstriert. Aber damals hatte ich Angst um mich, heute ist das anders. Heute, als Familienvater, blicke ich besorgt auf meine Kinder und weiß nicht, was sie in dieser Welt alles miterleben müssen! Und gefühlt kommt der Terror immer näher. Tief eingebrannt hat sich in meinem Kopf ein Bild aus Nizza: ein Vater sitzt weinend neben seinem toten Kind. Gerade haben sie sich noch gemeinsam das Feuerwerk angeschaut und Sekunden später wird das Kind von einem dreifachen Familienvater überfahren. Grausam! So etwas will ich niemals erleben. Aber diese Sicherheit wird es für mich und für alle anderen Väter und Mütter dieser Welt nicht geben. Wir werden lernen müssen mit dem Gefühl der Ohnmacht und Schutzlosigkeit zu leben.

Und deshalb tun sie so gut, die Glücksmomente im Leben! Als ich am Freitag von den Schüssen in München hörte, dachte ich an das letzte Wochenende zurück. Geburtstagsfeier mit Freunden im Garten, die Große spielt mit meinem Patenkind begeistert Fußball, die Kleine schläft sicher in den Armen meiner Frau. Ich trinke mein Weizen und denke: ja, das Leben ist oft grausam – aber meine Familie und meine Freunde sind Glück, Sicherheit und Vertrauen. Ich lasse mir meine Glücksmomente nicht nehmen, auch wenn ich ab und an mal Angst habe!

Warum ich?

Seit Wochen gibt es ein Wort, das meiner fast dreijährigen Tochter täglich gefühlte 100x aus dem Mund entweicht: „WARUM?“. Und zwar egal zu welcher Tag- und Nachtzeit und egal worüber wir gerade reden. Von „WARUM musst du den Rasen mähen?“ bis hin zu „WARUM müssen wir essen?“.

Vorhin dann die bislang schwierigsten WARUM-Fragen ever: „Papa, WARUM bist du und Mama verheiratet?“ „Mhm, weil Mama und ich uns lieben!“ „Und WARUM liebt ihr euch?“ „Äh, weil die Mama so eine tolle Frau ist.“ „Und WARUM?“ „Weil …“ „Na ja, weißt du ….“ „Also das ist so …“ Da saß ich nun, auf der Badewannenkante im Badezimmer, der Auftrag war eigentlich bis vor drei Sekunden klar definiert: meine Tochter beim Zähneputzen zu begleiten. Nicht mehr und nicht weniger. Und dann, drei Minuten vor dem Zubettgehen, so heftige WARUM-Fragen.

Ich habe scheinbar ein paar passende Antworten auf ihre Fragen gefunden, jedenfalls hat meine Tochter sich mit ihnen zufrieden gegeben und ist mir bereitwillig ins Kinderzimmer gefolgt. Ich aber habe weiter darüber nachgedacht. Eine folgerichtige WARUM-Frage wäre noch gewesen: „WARUM hat Mama dich ausgesucht, um mich zu bekommen?“ Gut, mit knapp drei Jahren wahrscheinlich eine etwas zu intellektuelle Frage. Aber ich hatte sie die ganze Zubettgehzeit im Kopf. Ja, WARUM eigentlich ich?????

Weil ich gut zu ihren Lebensvorstellungen gepasst habe, sagt meine Frau. Aber was meint Sie damit? Es haben einfach die Interesse gestimmt, wir wir uns Familie vorstellen und was wir vom Leben erwarten. Dicker Pluspunkt waren meine regelmäßigen Patenkind-Livevorstellungen. Meine Partnerin war damals sehr angetan, wie ich mich um mein Patenkind gekümmert habe. Und dann – ganz unromantisch – war ich einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich kann rückblickend nur sagen: da habe ich echt Glück gehabt!

Conni und ihr Papa …

Ich weiß, ich springe aktuell extrem auf Väterthemen an und übertreibe vielleicht auch etwas dabei. Aber dennoch, lieber CARLSEN-Verlag, eure „Conni“-Bücher gehen pappatechnisch gar nicht! In welchem Jahrzehnt spielen die Geschichten von Conni? Ganz sicher nicht im Jahr 2016. Den Eindruck habe ich jedenfalls nach der Lektüre einiger Conny-Bücher gewonnen. Und wir haben nicht nur ein Pixi-Buch von Conni.

Hier mal zwei Beispiele: Da gibt es das Pixibuch „Conni im Krankenhaus“. Gleich auf der ersten Seite geht die Mama zum Kita-Elternabend und der Papa bleibt zu Hause. Aber er passt nicht auf Conni auf, sondern schaut Fernsehen. Conni soll schlafen, verletzt sich aber auf der Rutsche ihres Hochbetts. Gott sei Dank hört der Vater das Weinen, jedenfalls ruft er einen Krankenwagen (warum er nicht einfach mit seiner Tochter ins Krankenhaus fährt, bleibt mir ein Rätsel) und informiert anschließend via Telefon die Mama. Das war es vorerst für den Papa. Ab jetzt übernimmt Connis Mutter. Sie ist im Krankenhaus bei den Untersuchungen dabei, sitzt an Connis Bett, übernachtet mit Conni im Krankenzimmer und kümmert sich nach dem Aufstehen sofort wieder um ihre Tochter. Da taucht Connis Vater auf. Er bringt Wäsche, Zahnputzzeug und Connis Teddy. Und schwups ist er auch schon wieder weg. Die Mama ist bei der Visite dabei und muss – da ein zweites Mädchen in das Zimmer verlegt wird – die nächste Nacht im Mütterzimmer übernachten (nennt man heute vermutlich eher Elternzimmer). Auf der letzten Seite des Pixibuchs darf der Papa immerhin Conni gemeinsam mit der Mama abholen. Und zum Schluss wird noch erwähnt, dass er die Unfallstelle in Connis Zimmer abgesichert hat.

Zweites Beispiel: „Conni und das neue Baby“. Da ich schon ein Buch ausführlicher beschrieben habe, hier nur eine kurze Zusammenfassung: Der Vater von Conni darf zusammen mit einem Onkel das Hochbett aufbauen (welches Conni mit Mama gekauft hat). Ansonsten hat er in dem ganzen Buch ausschließlich eine Statistenrolle. Schlimmer noch, er muss für das zweite Kind noch Wickeln üben (scheinbar hat er es in den ersten Jahren bei Conni noch nicht ausreichend gelernt).

Das Väter im Leben ihrer Kinder nur hin und wieder auftauchen und für die emotionale Beziehung zu ihren Kindern mit null Prozent zuständig sind, mag ja vor 30 Jahren noch so wie in den Conni-Büchern gewesen sein (bei mir war es allerdings schon vor über 40 Jahren anders). In meinem Umfeld erlebe ich heute aktivere Väter. Also, lieber CARLSEN-Verlag, es ist an der Zeit eure Conni-Kinderbücher dem 21. Jahrhundert anzupassen!

Stunde, um Stunde, um Stunde …

Der moderne Vater begleitet seine Frau zu allen Vorsorgeterminen, ist bei der Geburt seines Kindes dabei, nimmt alle Termine nach der Geburt für das Neugeborene war und ist selbstverständlich auch bei den Terminen der älteren Tochter dabei.

Das war jedenfalls mein Plan. Aber der wurde und wird regelmäßig durch „institutionelle Gegebenheiten“ torpediert. Hier ein paar typische Beispiele: begleitet man jedes Mal seine Partnerin zum Babywatching, kommen inklusive Wartezeiten von bis zu einer Stunde pro Termin schon einige Minusstündchen zusammen. Nach der Geburt geht es dann munter weiter. Bei der U3 Untersuchung um 11h waren es inklusive Wartezeit ganze zwei Stunden. Und die ersten drei Impftermine (natürlich alle Vormittags) inklusive Wartezeit klopfen schon an der Tür. Parallel gibt es noch einen Elternnachmittag um 15.30h für die Große, da sie aus dem U3 in den Ü3-Bereich wechselt. Alles Stunden, die ich abends nacharbeiten muss. Und genau das ist eigentlich die Zeit, in der ich mit meinen Kindern spiele oder wir als Familie gemeinsam essen.

Letzte Woche lag dann noch ein Brief vom Besuchsdienst vom Jugendamt im Briefkasten: „Liebe Familie Dreier, gerne komme ich am Dienstag um 12h bei Ihnen vorbei.“  Okay, wieder ein, zwei Minusstunden …