Monat: August 2016

Schreist du noch oder schläfst du schon?

Es gibt ja so einige Themen, die junge Familien sehr unter Stress setzen. Ganz vorne mit dabei ist das Ein- und Durchschlafen. Und selten wird so oft gelogen wie beim Ein- und Durchschlafen. „Natürlich schläft mein drei Monate altes Kind ein, sobald wir es hingelegt haben.“ „Wir haben soooo ein Glück mit unserem Kind, kaum war es auf der Welt, schon schläft es die komplette Nacht durch.“

Meine Frau und ich haben da ganz andere Erfahrungen gemacht. Schon die Große hat aktiv gegen unsere Wünsche und Vorstellungen gearbeitet und wollte einfach nicht müde werden, geschweige denn die Augen schließen. Die Kleine steht ihr in nichts nach und bekommt abends passend zur Tagesschau einen regelrechten Aktivitätsschub. Strahlend blaue Augen schauen einen an und signalisieren: Papa, ich bin wach! Und wenn die Jüngste in der Familie nicht augenblicklich auf den Arm genommen wird oder Mama oder Papa nicht sofort mit ihr spielen, geht die Alarmanlage an (laut Dezibel-App erreicht sie bis zu 100db). Ein entspannter Abend zu zweit sieht anders aus….

Auf Blogs gibt es viele Ideen und Ratschläge zum Thema Ein- und Durchschlafen von Babys. Sehr beliebt sind Vorschläge wie: das Baby mit dem Maxicosi auf die Waschmaschine zu stellen oder mit dem Auto so lange eine Runde zu drehen, bis das Kind eingeschlafen ist. Wunderbare Ideen, klappen auch oft. Nur: wer Geister ruft, die er nicht kontrollieren kann, bekommt nicht selten ein dickes Problem. Ich kenne Väter (und Mütter), die jeden Abend mit dem Auto eine Runde um Münster fahren, bis das liebe Kind eingeschlafen ist. Auch gibt es Familien, deren Wäschekörbe maximal für drei Stunden mit dreckiger Wäsche gefüllt sind, da die Waschmaschine immer dann laufen muss, wenn das Baby schlafen soll. Geht alles, ist aber ziemlich anstrengend, nervig und einengend.

Wir haben uns gerade eine Babyhängematte gekauft und sind super glücklich! Unglaublich, wie gut das funktioniert (jedenfalls so lange, wie die Große nicht begeistert die Hängematte schaukelt). Es gibt einige Modelle, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Wir haben uns im Netz erkundigt und dann im Laden vor Ort gekauft. Vorteil dabei: der Laden vor Ort verleiht kostenfrei einen Bohrhammer und passende Bohrer für die Betondecke. Hat ja nicht jeder so ein Werkzeug zu Hause.

Zugegeben, eine kritische Phase gibt es mit der Hängematte, jedenfalls bei mir: Wenn ich die Kleine aus der Hängematte heraus in ihr Beistellbett legen will, haue ich ihr regelmäßig die  Holzstrebe der Hängematte an den Kopf und zack ist sie wieder wach. Aber das ist ja meine eigene Dummheit…

Was bitte macht ein Panzer im Malbuch?

Unsere orangenen Nachbarn haben einige wirklich tolle Einkaufsmöglichkeiten zu bieten. Gerade Eltern von Kleinkindern aus dem Münsterland kennen HEMA. Auch wir sind begeisterte Kunden des niederländischen Einkaufsparadieses. Jedenfalls bis vor zwei Tagen. Seitdem muss ich mit dem Kopf schütteln, wenn der Name HEMA fällt. Was war passiert?

Meine Große wollte gerne mit mir malen. Gesagt getan. Voller Begeisterung holte sie Stifte und  ein Malbuch von HEMA. Auf der Rückseite war zu lesen: „Dieses Malbuch eignet sich besonders für kleine Hände.“ Laut Firmenangabe ist das Malbuch für Kinder von 3-5 Jahren. So weit, so gut.

Meine Große nahm sich einen Stift in die Hand und los ging´s. Allerdings nimmt sie es mit dem Ausmalen noch nicht so genau. Daher war die Malerin nach kürzester Zeit auf den letzten Seiten angelangt. Sie blätterte das vorletzte Blatt um, blickte auf das Bild, schaute zu mir hoch und fragte: „Papa, was ist das?“ „Also, das ist … ja, dass ist mmmmh, also es ist ein Panzer!“ Aus welchem Grund ist der Panzer in das Malbuch gekommen? Okay, mit seinen abgerundeten Ecken sieht er nicht gerade bedrohlich aus. Dennoch bleibt für mich die Frage, warum bitte schön sollen Kinder einen Panzer ausmalen? Panzer in einem Kinderbuch geht gar nicht!

Eine Seite weiter war die Kinderwelt wieder in Ordnung. Das letzte Bild war ein großer Wal. Oder war es etwa ein als Wal getarntes Atom-U-Boot der Amerikaner mit Trump am Steuerknüppel und ich Depp habe es nur nicht erkannt?

Kleine Geheimagenten!

Kinder müssen alle kleine Geheimagenten sein, überall haben sie ihre Augen und Ohren. Auch das Internet und Telefon scheinen sie zu überwachen. Anders kann ich mir nicht erklären, wie sie zu all ihren Informationen kommen. Keine zwei Sekunden, nachdem ich oder meine Frau stolz oder überrascht eine Information mitteilen, werden von Seiten der Großen und vermehrt auch von der Kleinen Gegenmaßnahmen eingeleitet. Beispiel: Ich erzähle einem Freund überglücklich, dass unsere Große seit drei Wochen bis morgens um 7h in ihrem Bett schläft und zack, in der nächsten Nacht steht sie um 3h bei uns auf der Matte. Oder beim Thema Essen: Im Büro erwähne ich mittags nebenbei das Lieblingsessen der Großen, schon spuckt diese mir beim Abendessen die Salami von ihrer Pizza auf meinen Teller und teilt mir unmissverständlich mit, dass Pizza und Salami nicht schmecken. Ihre Worte waren: „IIIIIhhh bah!!!“ Ein Satz, den ich überhaupt nicht ausstehen kann (auch diese Information konnte sie bis zu dem Zeitpunkt eigentlich nicht wissen).

Aber es gibt auch positive Beispiele: Im Elternbrief für die zwölfte Woche steht, dass die Kinder ab jetzt versuchen Dinge zu greifen. Keine zwei Stunden, nachdem meine Frau mir den Brief vorgelesen hat, liegt unsere Kleine unter ihrem Trapez und versucht die Ringe zu greifen.

Jetzt bin ich hoch verunsichert. Wo hört diese Agententätigkeit eigentlich auf? Werden auch  Informationen ausspioniert, die Personen aus meinem Umfeld betreffen? Weiß meine Tochter schon, wie ich meine Schwiegermutter finde? Oder schlimmer: was passiert, wenn ich mit meinen Töchtern beim Einkaufen einen Bekannten treffen, den ich nicht sonderlich leiden kann? Fragt mich die Große dann vor versammelter Mannschaft: „Papa, wieso bist du so nett zu dem Mann, du kannst ihn doch gar nicht leiden.“ Ups!

Ich muss in der nächsten Zeit vorsichtig sein. Sicherheitshalber lernen meine Frau und ich jetzt  isländisch, die Sprache verstehen nur knapp 350 000 Menschen. Und ich hoffe mal, meine Töchter gehören nicht dazu!!!!