Monat: Februar 2016

Erst das Kind, dann die Suppe!

Gestern war ich mit meiner Frau in einem griechischen Restaurant. Am Tisch gegenüber saß ein Paar mit einem ca. drei Monate altem Baby. Der kleine Mann – blauer Strampler, blaue Decke, blaue Mütze, bei so viel blau musste es ein Junge sein – sollte irgendwann schlafen. Die Mutter legte ihn in den Kinderwagen und zupfte hier und da herum: die Decke lag zu hoch, dann zu niedrig, das Kuscheltier zu nah, dann wieder zu weit entfernt. Das Essen wurde gebracht und die Mama nahm den Kinderwagen und rollte durch das Restaurant. Der Mann saß plötzlich alleine am Tisch, schaute kurz auf sein Essen, dann seiner davonschiebenden Partnerin hinterher, nahm sein Besteck und fing an den Fleischberg auf seinem Teller zu verkleinern. Irgendwann hatte der Vater aufgegessen und bot der Mutter an, nun das Kind zu übernehmen. Er bekam ausführliche Instruktutionen, was alles zu beachten und zu bedenken sei. Er nahm den Kinderwagen, schob ihn zum Kamin und schuckelte sein Kind. Die Mutter nahm drei Löffel ihrer Suppe, stand auf und schaute ob der Papa alles richtig machte. Anschließend setze sie sich wieder, nahm erneut ein paar Löffel, erhob sich, vergewisserte sich, dass es ihrem Kind gut ging, setze sich wieder, stand auf … Um es abzukürzen: der Vorgang wiederholte sich mehrfach. Die Suppe war garantiert schon kalt aber Hauptsache dem Kind ging es gut …

Einarbeitung in Brio

Auf dem Dachboden meiner Eltern lag über 30 Jahre meine alte Brio-Eisenbahn. Nun wird sie für meine Tochter wieder reaktiviert. Schienen, Tunnel, Brücke, Fähre, alles entstaubt und einsatzbereit. Was noch fehlt ist eine batteriebetriebene Lok. Meine Vorstellung war, mal eben ins Netz zu gehen, Brio Lok einzugeben und mit einem Klick zu bestellen. Aber ganz so einfach ist das dann doch nicht. Jedenfalls dann nicht, wenn man sich von Rezensionen anderer Käufer beeinflussen lässt.

Da ist z.B. die Brio 33592, der Bestseller Nr 1 in Spielbahnen (jedenfalls laut Amazon). Sie verfügt über Dampflok-Soundeffekte und sage und schreibe zwei Scheinwerfer. Vermutlich für Kinder, die Nachts nicht schlafen können. Die Papas bei Amazon sind sich über die Eigenschaften der Lok nicht wirklich einig geworden.

„Die „Rote Lola“ ist eine gewaltige Lok, …“ – „Die Lok ist sehr resistent gegen Lolaweitwurf.“ – „Gutes Dessing, Geräusche sehrgut, Leitung mangelhaft – Schafft keine Steigungen, da die Lock zu leicht ist. Es fehlt der Anpressdruck auf die Treibachse.“ – „… sie zieht locker 8 Waggons, auch wenn sie mit extra Schienen beladen sind.“ – „Aufschrauben, vor den Lautsprecher einen 180 Ohm Widerstand löten (in Reihe), zuschrauben. Am besten vor der ersten Benutzung, dann merkt es das Kind gar nicht, dass die Geräusche nur noch halb so laut sind …“

Einen Klick weiter, die Brio 33214 Frachtlok. Wie der Name schon sagt, eine grüne Frachtlokomotive mit einem Scheinwerfer, der (Eigenwerbung Brio) auch auf Entfernungen zu sehen. Wie gut, dass wir alle Kinderzimmer haben, die 50m lang sind… Aber auch bei dieser Lok sind die Väter nicht einer Meinung, was die Leistung der Lok angeht!

„Die Lok schafft was weg und geht dabei sehr leise zu Werke.“ – „Die grüne Batterie-Frachtlok zieht zwei bis drei Anhänger Steigungen und Berge hoch, bevor sie dann nach einigen Tagen kaputt ist.“ – „Die Leistung dieser Lock erinnert an ein Auto mit heutigem Gewicht und ca. 20 PS.“

Dann gibt es noch Kerstin, sie hat für ihren Neffen gleich drei Lokomotiven mit nagelneuen Batterien gegeneinander antreten lassen. Wüsste gerne, ob Stiftung Warentest auch schon Brio Lokomotiven für ein Battle auf die Schienen gelassen hat. Egal, hier das Ergebnis von Kerstin:

Der Triebwagen 33504 und die Frachtlok 33214 sind gleich schnell und gleich zugstark; beide kommen auch mit Anhängern ganz gut, wenn auch mit Tempoverlust, über die Berge und auf die Brücken – und beide sind deutlich stärker als „Speedy“ Green oder die im Starterset mitgelieferten Bummel-Loks. Die unscheinbare (und günstigere!) orange Frachtlok 33215 lässt aber beide sehr schnell hinter sich zurück. Sie ist ein richtiger kleiner Flitzer und klettert auch mit mehreren Anhängern noch mühelos die Steigungen hoch. Absolut klasse für eine Eisenbahn auf Holzschienen …“

Fazit: War mir gar nicht bewusst, welche Höllenqualen Spielzeug-Lokomotiven in der heutigen Zeit überstehen müssen. Jeder auch nur so kleinste Fehler wird wahrgenommen und analysiert. Achtet denn überhaupt kein Mensch auf die Gefühle der Lokomotiven? (Ich darf das schreiben, ich bin Pädagoge!) Um jede Fehlerquelle auszuschließen, müsste ich mir jetzt die Bewertungen verschiedener Batterien durchlesen und die oben genannten Tests mit der besten Batterie wiederholen. Oder ich gehe einfach in den nächsten Tagen in den Spielzeugladen meines Vertrauens und kaufe die Lok, die mir dort empfohlen wird…

Alles nur eine Phase

Orale Phase, Zahnen, Wachstumsschub, Fremdeln, …  Sind ja alles nur  Entwicklungsphasen. Die gehen wieder vorbei, man muss nur Geduld haben, wurde mir gesagt. Mag ja sein aber wenn dann mal eine Phase einfach nicht gehen will, kann das ziemlich nervig und stressig werden.

RockzipfelSeit ein paar Monaten weiß ich daher auch, was mit dem Spruch „ständig am Rockzipfel hängen“ gemeint ist. Nur dass es bei uns in der Familie eben nicht der Rockzipfel, sondern das Hosenbein vom Vater ist. Ständig höre ich „Mein Papi!“ oder „Papa wo bist du?“ Ich kann alleine weder in den Keller noch auf die Toilette gehen. Immer und überallhin möchte meine Tochter mich begleiten.

Inzwischen bewundere ich alle Mütter und Väter, die dieses ständige Klammern mit Ruhe aushalten. Ich kann das leider nicht, bekomme in solchen Momenten vielmehr Schnappatmung und brauche Luft und Freiraum. Da hilft oft nur die Flucht oder ein Hilferuf in Richtung meiner Frau, dass sie doch bitte schnell unser Kind von meinem Bein entfernen soll. Was von meiner Tochter anschließend mit viel Gebrüll und noch mehr Klammern kommentiert wird. Ich weiß, alles nur eine Phase …

Gerechte Aufteilung aus Kindersicht

Heute hat meine Tochter für meine Frau und mich gekocht. Es gab Nudeln. Es müssen schon vorgekochte Fafalle gewesen sein, so schnell waren sie fertig. Meine Tochter nahm drei Teller, stellte sie nebeneinander und fing mit der Verteilung der Nudeln an. „Gaaaaaaanz viele für Ise, vieeeele für Mama und die für Papa.“ Die hieß ganze zwei Nudeln. Auf meine Frage, wieso sie und Mama so viele Nudeln auf den Tellern hätten, antwortete sie: „Ise hat Hunger, Mama Baby im Bauch.“ Okay, dann war die Aufteilung nur gerecht!