Schlagwort: Elternzeit

Tag zwei …

Nie wieder schreibe ich: „Wir sind gespannt auf die Nacht.“ Denn die war richtig kacke. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Große hatte Bauchschmerzen und Durchfall. Dafür war der Morgen super! Die Große und die Kleine spielten gemeinsam zwischen uns im Bett und wir konnten noch etwas Schlaf nachholen.

Nachmittags dann meine erste größere Unwissenheit. Die kleine Maus hatte Hunger und ich wollte ihr schnell einen Brei machen, wie ich es bei der Großen früher auch täglich gemacht hatte. Also eigentlich kein Problem, dachte ich. Falsch gedacht. Im Kopf große Leere. Wie gut, dass ich seit gestern im Trainee-Programm bin. Also kurzer Anruf bei meinem Telefonjoker (die war gerade mit der Großen einkaufen) und zack, der Brei war fertig. Okay, wie mein Joker mich später aufklärte, hatte ich das Bratfett mit dem Rapsöl verwechselt. Meine hungrige Tochter hat das aber nicht sonderlich gestört, der mit ganz viel Papaliebe angerührte Brei war ratzfatz aufgegessen.

Der erste Tag

Wie war er, mein erster Tag als Papa in Elternzeit? Eigentlich war er so, wie die typischen Wochenendtage bislang. Daher kam von der Großen heute früh im Bett auch gleich die Frage: „Papa, ist heute Wochenende?“ „Warum“, wollte ich wissen. „Weil du heute nicht zur Arbeit fährst“, war die bis gestern logische Schlussfolgerung. Tiefer einsteigen in das Thema Papa und Elternzeit wollte sie dann aber doch nicht.

Ich persönlich habe schon an der ein oder anderen Stelle gemerkt, dass heute doch kein Wochenende ist. Los ging es gleich nach dem letzten Blogeintrag gegen Mitternacht. Ich war gerade auf dem Weg ins Bett, als mir meine Frau mit der fertigen Milchflasche vor dem Kinderzimmer stand. Ich bot ihr an der Kleinen die Flasche zu geben. „Stimmt, du bist ja jetzt in Elternzeit“, sagte sie, drehte sich um und ging ins Schlafzimmer. „Ja“, dachte ich, „das ist jetzt auch mein Job.“ 10 Minuten später lag ich im Bett. Meine Frau allerdings musste genau in der Zeit die Große beruhigen und kam erst nach einer halben Stunde ins Bett zurück. Für dieses Mal hatte ich Glück!

Da meine Frau noch bis zum 8. Januar Ferien hat (ich habe eine schulpflichtige Frau) hatten wir heute ein quasi klassisches Wochenendfrühstück. Nach dem letzten Schluck Kaffee ging die Mutter meiner Kinder ins Fitnessstudio. Aber vorher wurden mir noch ganz klare Instruktionen mit auf den Weg gegeben. „Vergiss bitte nicht die Kinder warm anzuziehen. Sie brauchen Handschuhe, Mütze und Schal. Ich will nicht dass sie frieren.“ Genau, eigentlich hatte ich vor meine Kinder bei der Kälte in T-Shirt, dünner Sommerhose und Sandalen nach draußen zu lassen. „Und schau bitte in der Wickeltasche, ob dort auch dicke Wechselklamotten sind. Bevor du mit den Kinder raus gehst, müsstest du die Kleine noch einmal wickeln und die Große auf Toilette schicken.“ Und ich dachte eine Windel am Tag würde reichen 😉 „Und ganz wichtig, die Kleine muss auf jeden Fall zwischendurch was trinken.“

Bei diesen ganzen megawichtigen Informationen war ich zwischenzeitlich aufgestanden und hatte angefangen die Lebensmittel in den Kühlschrank zu stellen. Daraufhin meine große Liebe: „Ach ja, jetzt muss ich mich daran gewöhnen, dass du die Sachen immer an ganz andere Stellen im Kühlschrank stellst.“ Von den vielen Umsortierungen der Kinder-Kleiderschränke in den letzten Monaten ihrerseits war an dieser Stelle natürlich keine Rede. Die waren ja immer sinnvoll und der jeweiligen Jahreszeit angepasst.

Ja, wir müssen uns erst in unseren neuen Rollen einspielen. Alles ganz normal. Mal sehen, wie ich mich am Ende meiner Elternzeit anhöre.

Vorhin beim Zubettgehen wurde ich von der Großen noch mit einem nicht so leichtem Thema konfrontiert. Sie hatte vorher mitbekommen, dass ein Onkel von mir vor ein paar Tagen verstorben war. Sie wollte nun ganz genau wissen, warum er denn gestorben ist, warum er nicht mehr aufwacht und wann wir und Oma und Opa denn sterben. Die letzte Frage im Bett war „Und wer macht das mit dem Sterben?“ Ganz ehrlich, keine so einfache Bettlektüre.

Jetzt sind beide Kinder im Bett, wir Eltern sitzen auf dem Sofa und tippen und surfen ein wenig herum und sind gespannt auf die Nacht.

Der Countdown läuft

Unsere Kleine ist jetzt ein halbes Jahr alt. Noch 61 Tage, dann bin ich für sechs Monate in Elternzeit und meine Frau geht wieder voll arbeiten. Da sitzen jetzt nun Zwei mit ganz unterschiedlichen Gefühlen abends auf dem Sofa. Bei mir steigt die Vorfreude und bei meiner  Frau wächst die Trauer, dass die Elternzeit endet.

Klar freue ich mich schon riesig auf die Zeit, die da kommt. Gleichzeitig habe ich auch dicken Respekt vor dem, was da auf mich zukommt. Einen ersten Vorgeschmack habe ich letzten Freitag erhalten. Kaum war meine Frau zu einer Shoppingtour für sich und die Kinder aufgebrochen, fing der Stress für mich auch schon an. Die Kleine machte mir schnell klar, dass ich aus ihrer Sicht nicht der schnellste Milchflaschenvorbereiter auf Erden bin. Irgendwann war die gute Dame mit meiner Mischung und der Temperatur einverstanden und saugte an der Flasche, als ob sie seit Tagen nichts mehr bekommen hätte. Gerade wollte ich mich entspannt zurücklehnen, da kletterte die Große von ihrem Stuhl, ging in den Flur, schaute mich an und sagte: „Zu spät“. Bevor ich nachfragen konnte, was sie mit „Zu spät“ eigentlich meinte – gedanklich war ich direkt bei dem wunderschönen Lied von den Ärzten – sah ich es: die Hose färbte sich dunkel und um die Socken herum entstand eine Pfütze. Ich wollte  die Kleine kurz beim Trinken unterbrechen – was ihr natürlich komplett egal war. Umso mehr ich versuchte den Sauger aus ihrem Mund zu ziehen, umso fester saugte sie an dem Ding. Sekundenkleber hätte nicht besser haften können.

Also nahm ich das trinkende Kind unter meinen Arm und ging in den Flur. Dort hatte sich die Große mittlerweile weiter durch den Flur bewegt und aus der Pfütze war ein kleiner Fluss geworden. Mir gelang es, ihr die nassen Sachen mit einer Hand auszuziehen, sie auf die Toilette zu setzen und Waschlappen und Wechselzeug zu holen. Die Kleine störte das alles nicht und trank auf meinem anderen Arm munter weiter. Nachdem die Große wieder sauber und angezogen war, wollte ich mich um den Flur kümmern. Ging aber nicht, da die Kleine genau in dem Moment – wir waren gerade wieder ins Wohnzimmer zurückgekehrt – gefühlte 50ml ihrer Babymilch über sich und mich ausspuckte. Also rauf zum Wickeltisch, Body und Strampler wechseln und wieder runter zur Großen. Die hatte inzwischen die Malsachen auf dem Esstisch ausgebreitet und bemalte die Tischdecke ….

Gott sei Dank kam meine Frau nach zwei Stunden zurück und wir konnten uns die Kinder wieder aufteilen. Und wieder wuchs meine Achtung vor allen Alleinerziehenden und allen Frauen (dazu gehört auch meine) und Männern, die über längere Zeiträume ihre Kinder alleine betreuen. Respekt.