Monat: Januar 2017

Da waren es noch fünf Glücksmonate

Zack, gerade erst habe ich die Sektkorken zum Start meiner Elternzeit knallen lassen und schon ist der erste Monat um. Wenn die Zeit weiter so rennt, muss ich in wenigen Tagen schon wieder ins Büro.

Andererseits kann ich sagen, 31 Papa-Töchter-Tage sind geschafft und die Kleine (und die Große) leben noch, haben etwas zum Anziehen und sehen auch ansonsten nicht sonderlich verwahrlost aus. Gut, das mit den Zöpfen klappt noch nicht so ganz, eine Wolljacke ist beim Waschen eingelaufen und letztens hatte ich nur noch fünf Natur-Joghurts im Kühlschrank. Aber es muss ja noch Entwicklungspotential für die nächsten Monate geben.

Neben dem ganzen organisatorischen und haushaltstechnischen Kram gibt es ja Gott sei Dank noch die Zeit mit den Kindern. Nach anfänglichen Beschnuppern und Einruckeln (Papa macht halt doch einiges anders als Mama) gab es für mich im letzten Monat einige Schlüssel- und Glücksmomente:

Das kleine Wunderwesen, ich komme nach dem Mittagsschlaf ins Zimmer und nehme es vorsichtig aus dem Bettchen. Meine Kleine blinzelt mich an, kuschelt sich mit ihrem Kopf an meinem Hals und ihre Arme drücken mich ganz fest – unsere erste „du-bist-mein-Papa-Umarmung“. Ich komme zur Spieldecke, sie blickt mich freudestrahlend an, dreht sich auf den Rücken, streckt ihre Arme nach mir aus und ich verstehe sofort: „Papa, nimm mich auf den Arm!“. Ich singe „Wie das Fähnchen auf dem Turme“, sie lacht vor Freude und bewegt ihre Finger. Ich frage „Nochmal?“ und verstehe ihr „Ja, Papa, bitte.“

Sie testet und forscht, sie übt und probiert, immer und immer wieder. Stundenlang. Und dann ist er da, der nächste Entwicklungsschritt. Wie schön, den Stolz in ihren Augen zu sehen. Sie kann nun robben, im TrippTrap sitzen, sich längere Zeit alleine beschäftigen, sucht ihre Mama, Schwester und Papa und freut sich, wenn ihre Familie wieder bei ihr ist.

Das große Wunderwesen, es kommt morgens in mein Bett gekrabbelt, kuschelt sich an mich und flüstert: „Mein Papa!“ Ich komme in die Kita um die Große abzuholen, sie lässt alles stehen und liegen und fliegt in meine Arme. Der kurze Blickkontakt beim Abendessen und wir verstehen uns.

Dieses unsichtbare Band, es ist da, es war schon immer da, vom ersten Tage an, es ist nur noch dicker geworden Ich liebe meine Mädchen und sie lieben mich. Das weiß und spüre ich. Wenn jemand wissen möchte, wie sich Glück anfühlt, ich kann es ihm sagen.

Friday i´m in love

Meine Große hat das Lied „Friday I´m in love“ von The Cure noch nie gehört. Trotzdem ist es ihr Lied. Freitag ist der beste Tag der Woche. Kaum öffnen sich morgens ihre Augen, kommt die Frage: „Ist heute Freitag?“ Eigentlich ist es gar keine Frage, sondern vielmehr eine Feststellung. Sie hat noch nie daneben gelegen. Trotzdem sage ich jedes Mal. „Ja, mein Schatz, heute ist Freitag.“ Dann kommt ein Strahlen auf ihr Gesicht. Freitagmorgens klappt immer alles. Aufstehen, Anziehen, Frühstück, für die Kita fertig machen. Um Punkt 8.15h sitzen wir beide zusammen auf der Bank vor unserem Haus. Egal wie das Wetter ist, ob Sommer oder Winter. Sie wartet auf ihre Müllabfuhr. Und das Freitag um Freitag. Seit über zwei Jahren. Wenn die Große krank ist, müssen wir am Badezimmerfenster auf ihre Müllabfuhr warten. Die Männer von der Müllabfuhr gehören zu ihrem Leben. Wenn die Männer in Orange unsere Tonnen geleert haben, ist ihre Welt in Ordnung. Sie springt von der Bank und geht gut gelaunt mit mir zur Kita.

Die Männer von der Müllabfuhr läuten etwas ein. Den letzten Tag der Woche. Nachmittags ist Wochenende. Die Große weiß, Mama, Papa und meine Schwester holen mich gemeinsam von der Kita ab und dann sind wir als Familie das ganze Wochenende zusammen. Für die Große gibt es nichts schöneres. Für mich auch nicht! Wie schön, dass heute Freitag ist…

Eule versus Lerche

Meine Frau ist eine Lerche, ich hingegen eine bekennende Eule. Vor 9h bin ich nicht richtig wach. Deshalb war mein Erstberuf, Industriemechaniker, auch nix für mich. In meinem heutigen Job als Erziehungsberater wollen mich Familien nur selten vor neun sprechen. Also der ideale Beruf für mich. Könnte also alles so schön sein. Ist es aber nicht 😉

Meine Große ist mir in den Rücken gefallen. Über drei Jahre habe ich alles gegeben, dass aus ihr ebenfalls eine glückliche Eule wird. Bis vor zwei Monaten hatte ich damit auch Erfolg. Aber nun ist sie in das Lager der Lerchen gewechselt. Jetzt sind da drei Frauen in meiner Umgebung, die den frühen Morgen zum Tag machen. Und wie es sich für echte Lerchen gehört, kaum sind die Augen auf, wird geträllert und gelacht was das Zeug hält. Dummerweise teile ich arme Eule mein Nest mit den drei Lerchen. Soll heißen: bei dem Lärm kann selbst eine Eule nicht mehr schlafen.

Spätestens in der Pubertät habe ich meine beiden Mädels wieder auf meiner Seite. Nur nützt es mir in 10 Jahren nix mehr. Denn spätestens dann sind wir nervige, uncoole Eltern, da kommt keines der beiden mehr morgens zu uns ins Bett gehüpft.

Also, egal ob Eule oder nicht, die gemeinsame Zeit morgens im Bett genießen, solange es noch geht. Aber, liebe Große, liebe Kleine, halb sieben wäre doch auch noch früh genug, oder?

Foto: Peter Kraayvanger, pixabay.com

Spielen ist optimales Tuning für das Kindergehirn

Sicher hast du schon von Pädagogen, Freunden oder Bekannten gehört, was du als guter Vater alles machen musst, damit sich dein Kind richtig gut entwickelt. Fördern, fördern und nochmals fördern, lautet die Devise. Vor der Geburt fängt es mit Beethoven für den Fötus im Bauch schon an, dann am besten eine Unterwassergeburt und anschließend die erste Fremdsprache, kaum dass dein Kind laufen kann.

Alles schön und gut, aber wenn du deinem Kind etwas richtig Gutes bieten möchtest, dann spiel mit deinem Sohn bzw. deiner Tochter. Denn Spielen ist für die Entwicklung am wichtigsten. Warum, fragst du dich jetzt vielleicht. Spielen ist DER Antriebsmotor für erfolgreiche Vernetzung im Gehirn. Und das Beste ist, es muss nicht mal ein pädagogisch wertvolles Spiel sein. Völlig freie, absichtslose, sogenannte selbstorganisierte Spiele, sind das beste Tuning für Kindergehirne. Egal ob Fußball im Garten, Rollenspiele als Fee oder Zauberer, Seifenblasenfangen auf dem Hof oder Laserschwertkämpfe auf dem Sofa. Alles absichtslose, zweckfreie Spiele.

Und noch ein Pluspunkt: Du musst dein Kind nicht überreden oder zwingen: Es spielt von ganz alleine, ohne Hintergedanken, einfach aus Spaß am Spiel. Und das gilt für alle Kinder, egal welchem Alters.

Und sind wir Väter nicht alle seit unserer eigenen Kindheit Spiele-Experten? Also klinke dich einfach ins nächste Spiel deines Kindes ein oder bieten ihm eine Spielidee an. Spielen mit Papa kommt IMMER an.

Wenn du ein ganzes Buch zum Thema Spielen lesen möchtest: Gerhard Hüther und Christoph Quarch, „Rettet das Spiel“ (2016). München: Hanser

Rabenmutter?

Dass eine Frau und Mutter nicht die ganze Elternzeit nimmt und dann auch noch mit voller Stelle zurück in den Job kommt, scheint noch immer in vielen männlichen aber insbesondere auch weiblichen Köpfen unvorstellbar zu sein. Hier einige typische Beispiele, die meine große Liebe sich aktuell – aber auch schon vor drei Jahren – bei ihrer Rückkehr in den Job anhören durfte bzw. musste:

Wann kommst du denn wieder? Wie? Jetzt schon? Wie alt ist denn dein Kind? Erst sieben Monate? Die kannst du schon alleine lassen?

„Wie, du kommst mit voller Stundenzahl zurück? Das würde ich nicht schaffen. Hast du dir das auch gut überlegt?“

Kollege: „Du kommst voll wieder, krass!“ Meine Frau: „Du hast doch auch Kinder, wieviele Stunden arbeitest du denn?“ Kollege: „Äh, voll natürlich!“

Wie, du kommst heute wieder? Hast du deine Tochter etwa schon in der Kita abgegeben?“

Auf die Idee, dass der Papa sich für die Betreuung seiner Tochter Zeit nimmt, ist von den fragenden Kolleg*Innen keiner gekommen….

Atme dich frei

Endlich 17 Uhr. Die Mutter meiner Kinder ist wieder da! Kurze Pause für mich. Tasse, heißes Wasser, Atme-dich-frei-Teebeutel (was anderes habe ich auf die Schnelle nicht gefunden) und das Sofa – einen Moment der Entspannung, denke ich glücklich. Fehlanzeige! Der Tee ist noch nicht einmal eine Minute gezogen, da liegt die Große schon weinend auf dem Boden, dreht sich links, dreht sich rechts und ruft: „Ich kann nicht mehr laufen! Papa muss kommen und mich tragen.“ Der Papa – also ich – schüttele nur mit dem Kopf und sage: „Ich brauche jetzt eine Pause. Die Mama ist doch da.“ Aber der Arm von Mama ist schon mit der Kleinen besetzt. Dicke Tränen laufen über das Gesicht meiner Tochter. „Papa! Papa!“ Bei mir im Kopf kommt es zu einer handfesten Meinungsverschiedenheit: „Nimm sie doch einfach in den Arm“, sagt die emotionale Gehirnzelle. „Lass sie liegen, sie muss lernen nicht immer alles zu bekommen, was sie will“, erwidert die sachliche Zelle.

Ich entscheide mich für einen Kompromiss. Meiner Großen sage ich: „So lange, bis der Wecker für den Tee klingelt, werde ich jetzt mit dir spielen. Aber wenn der Tee fertig ist, setze ich mich an den Esstisch und du lässt mich in Ruhe meinen Tee trinken.“ Meine Tochter ist einverstanden.

Und tatsächlich, es funktioniert.

Kampf gegen Windmühlen

Jetzt bin ich noch nicht einmal eine Woche in Elternzeit und eine Sache geht mir jetzt schon mächtig auf die Nerven. Der ewige Kampf um Spielsachen aufzuräumen, Wäschewaschen und Putzen. Es ist wie verhext. Da räume ich in der wertvollen Papazeit – dem Mittagsschlaf meiner Tochter – die Spielecke auf, staubsauge im Wohnzimmer plus Küche und stelle eine Waschmaschine an. Abends nach dem Zubettbringen der Kinder scheinen alle Spielsachen wieder ihren ursprünglichen Platz irgendwo im Zimmer eingenommen zu haben, die Küche sieht aus wie sau und im Schlafzimmer stapelt sich schon wieder ein fetter Wäscheberg.

Wie gut, dass meine Frau mir noch nicht die berühmte Frage, „Was hast du heute eigentlich den ganzen Tag über gemacht?“ gestellt hat. Ich befürchte, meine Antwort könnte dann so laut ausfallen, dass beide Kinder aus ihrem Schlaf gerissen werden. Also Schatz, frag nicht! Niemals! Bitte!!!

Vaterglück 2016 – Ein Rückblick

Willkommen 2017. Passender Zeitpunkt, noch einmal auf die die Glücksmomente als Vater in 2016 zu schauen. In Erinnerung bleiben ja in der Regel nicht die vielen kleinen Glücksmomente, die Väter tagtäglich erleben dürfen. Das strahlende Gesicht, wenn Papa nach dem Mittagsschlaf ins Zimmer kommt, die witzigen Kinderfragen am Frühstückstisch (Papa, hast du dein Ei schon geesst?) oder das Versteckspielen im Badezimmer (ohne auch nur einer einzigen Versteckmöglichkeit). Hier nun meine persönlichen Glücksmomente 2016:

„Sie haben eine Tochter!“ Mein absolutes Highlight und eigentlich auch nicht zu überbieten: die Geburt meiner zweiten Tochter. Ich bin so unendlich dankbar und glücklich.

„Papa, ich kann das schon!“ Das Gefühl von Stolz, als die Große zum ersten Mal alleine die lange Tunnelrutsche im Zoo gerutscht ist.

„Ich verkünde euch große Freude, ein Kind ist geboren.“ Wie lässig die Große einen der Engel im Krippenspiel dargestellt hat.

„Hiermit taufe ich dich im Namen des Vaters, ….“ Der Moment, als meine Mutter meiner Tochter das Taufkleid der Familie angezogen hat, in dem ich vor fast 44 Jahren auch getauft wurde.

„Heute Nacht kommt die Schnullerfee.“ Mein glückliches Erstaunen, wie cool meine Tochter die Tage nach dem Besuch der Fee ohne ihren Schnuller zurecht kam und bis heute kommt.

„Mein Papa!“ Wenn meine Große abends nach der Arbeit an der Haustür auf mich wartete und fest umarmte.

„Schnarch.“ Die langen Spaziergänge am Nordseestrand mit der schlafenden Kleinen vor meinem Bauch.

„Papa, du kannst loslassen.“ Der Augenblick, als meine Tochter beim Fahrradfahren üben stolz wie Oskar weitergeradelt ist, als ich das Rad nicht mehr festgehalten habe.

„Stille.“ Die strahlenden Augen der Großen, als sie zum ersten Mal vor dem geschmückten Tannenbaum steht.

„Schmatz, schmatz, schmatz.“ Mitzubekommen, wie sehr sich meine beiden Töchtern mögen. Auch wenn es für die Kleine ab und an etwas zu viel Liebe ist…

„So, jetzt noch den Schreibtisch aufräumen, dann beginnt meine Elternzeit.“ Die Vorfreude die letzten Wochen vor dem 29. Dezember.