Monat: Dezember 2016

Tag zwei …

Nie wieder schreibe ich: „Wir sind gespannt auf die Nacht.“ Denn die war richtig kacke. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Große hatte Bauchschmerzen und Durchfall. Dafür war der Morgen super! Die Große und die Kleine spielten gemeinsam zwischen uns im Bett und wir konnten noch etwas Schlaf nachholen.

Nachmittags dann meine erste größere Unwissenheit. Die kleine Maus hatte Hunger und ich wollte ihr schnell einen Brei machen, wie ich es bei der Großen früher auch täglich gemacht hatte. Also eigentlich kein Problem, dachte ich. Falsch gedacht. Im Kopf große Leere. Wie gut, dass ich seit gestern im Trainee-Programm bin. Also kurzer Anruf bei meinem Telefonjoker (die war gerade mit der Großen einkaufen) und zack, der Brei war fertig. Okay, wie mein Joker mich später aufklärte, hatte ich das Bratfett mit dem Rapsöl verwechselt. Meine hungrige Tochter hat das aber nicht sonderlich gestört, der mit ganz viel Papaliebe angerührte Brei war ratzfatz aufgegessen.

Der erste Tag

Wie war er, mein erster Tag als Papa in Elternzeit? Eigentlich war er so, wie die typischen Wochenendtage bislang. Daher kam von der Großen heute früh im Bett auch gleich die Frage: „Papa, ist heute Wochenende?“ „Warum“, wollte ich wissen. „Weil du heute nicht zur Arbeit fährst“, war die bis gestern logische Schlussfolgerung. Tiefer einsteigen in das Thema Papa und Elternzeit wollte sie dann aber doch nicht.

Ich persönlich habe schon an der ein oder anderen Stelle gemerkt, dass heute doch kein Wochenende ist. Los ging es gleich nach dem letzten Blogeintrag gegen Mitternacht. Ich war gerade auf dem Weg ins Bett, als mir meine Frau mit der fertigen Milchflasche vor dem Kinderzimmer stand. Ich bot ihr an der Kleinen die Flasche zu geben. „Stimmt, du bist ja jetzt in Elternzeit“, sagte sie, drehte sich um und ging ins Schlafzimmer. „Ja“, dachte ich, „das ist jetzt auch mein Job.“ 10 Minuten später lag ich im Bett. Meine Frau allerdings musste genau in der Zeit die Große beruhigen und kam erst nach einer halben Stunde ins Bett zurück. Für dieses Mal hatte ich Glück!

Da meine Frau noch bis zum 8. Januar Ferien hat (ich habe eine schulpflichtige Frau) hatten wir heute ein quasi klassisches Wochenendfrühstück. Nach dem letzten Schluck Kaffee ging die Mutter meiner Kinder ins Fitnessstudio. Aber vorher wurden mir noch ganz klare Instruktionen mit auf den Weg gegeben. „Vergiss bitte nicht die Kinder warm anzuziehen. Sie brauchen Handschuhe, Mütze und Schal. Ich will nicht dass sie frieren.“ Genau, eigentlich hatte ich vor meine Kinder bei der Kälte in T-Shirt, dünner Sommerhose und Sandalen nach draußen zu lassen. „Und schau bitte in der Wickeltasche, ob dort auch dicke Wechselklamotten sind. Bevor du mit den Kinder raus gehst, müsstest du die Kleine noch einmal wickeln und die Große auf Toilette schicken.“ Und ich dachte eine Windel am Tag würde reichen 😉 „Und ganz wichtig, die Kleine muss auf jeden Fall zwischendurch was trinken.“

Bei diesen ganzen megawichtigen Informationen war ich zwischenzeitlich aufgestanden und hatte angefangen die Lebensmittel in den Kühlschrank zu stellen. Daraufhin meine große Liebe: „Ach ja, jetzt muss ich mich daran gewöhnen, dass du die Sachen immer an ganz andere Stellen im Kühlschrank stellst.“ Von den vielen Umsortierungen der Kinder-Kleiderschränke in den letzten Monaten ihrerseits war an dieser Stelle natürlich keine Rede. Die waren ja immer sinnvoll und der jeweiligen Jahreszeit angepasst.

Ja, wir müssen uns erst in unseren neuen Rollen einspielen. Alles ganz normal. Mal sehen, wie ich mich am Ende meiner Elternzeit anhöre.

Vorhin beim Zubettgehen wurde ich von der Großen noch mit einem nicht so leichtem Thema konfrontiert. Sie hatte vorher mitbekommen, dass ein Onkel von mir vor ein paar Tagen verstorben war. Sie wollte nun ganz genau wissen, warum er denn gestorben ist, warum er nicht mehr aufwacht und wann wir und Oma und Opa denn sterben. Die letzte Frage im Bett war „Und wer macht das mit dem Sterben?“ Ganz ehrlich, keine so einfache Bettlektüre.

Jetzt sind beide Kinder im Bett, wir Eltern sitzen auf dem Sofa und tippen und surfen ein wenig herum und sind gespannt auf die Nacht.

Drei, zwei, eins und Leinen los!

Jetzt ist sie also da, meine Elternzeit. 16 Monate bin ich ab heute für meine Kleine (und für die Große) zuständig. Davon sechs Monate komplett ohne Job. Einiges werde ich so machen wie meine Frau, ein paar Dinge vermutlich so ähnlich und sicherlich einen nicht ganz unerheblichen Teil komplett anders. Und das ist gut so!

Wie wird die Zeit? Wovor habe ich am meisten Respekt? Welche geplanten Projekte kann ich wirklich angehen und wobei machen mir meine Mädels einen Strich durch die Rechnung? Wie werde ich später über meine Elternzeit denken?

Der Start ist noch ganz soft, bis zum 8. Januar sind wir Eltern zusammen an Bord. Aber dann, wenn die Frau, die acht Monate das Schiff so wunderbar gesteuert hat, tagsüber die Brücke verlässt, beginnt für meine Mädels und mich die raue See. Wann kommt der erste fette Sturm? Wo finde ich in Seenot schnell einen sicheren Hafen? Auf all diese Fragen kann ich heute noch keine Antworten geben. Ich kann nur sagen, ich freue mich riesig auf die kommende Zeit und bin gespannt, welche Abendteuer meine Kinder und ich gemeinsam meistern werden.

Es wird Zeit, Leinen los!!!!