Monat: Juni 2016

Stunde, um Stunde, um Stunde …

Der moderne Vater begleitet seine Frau zu allen Vorsorgeterminen, ist bei der Geburt seines Kindes dabei, nimmt alle Termine nach der Geburt für das Neugeborene war und ist selbstverständlich auch bei den Terminen der älteren Tochter dabei.

Das war jedenfalls mein Plan. Aber der wurde und wird regelmäßig durch „institutionelle Gegebenheiten“ torpediert. Hier ein paar typische Beispiele: begleitet man jedes Mal seine Partnerin zum Babywatching, kommen inklusive Wartezeiten von bis zu einer Stunde pro Termin schon einige Minusstündchen zusammen. Nach der Geburt geht es dann munter weiter. Bei der U3 Untersuchung um 11h waren es inklusive Wartezeit ganze zwei Stunden. Und die ersten drei Impftermine (natürlich alle Vormittags) inklusive Wartezeit klopfen schon an der Tür. Parallel gibt es noch einen Elternnachmittag um 15.30h für die Große, da sie aus dem U3 in den Ü3-Bereich wechselt. Alles Stunden, die ich abends nacharbeiten muss. Und genau das ist eigentlich die Zeit, in der ich mit meinen Kindern spiele oder wir als Familie gemeinsam essen.

Letzte Woche lag dann noch ein Brief vom Besuchsdienst vom Jugendamt im Briefkasten: „Liebe Familie Dreier, gerne komme ich am Dienstag um 12h bei Ihnen vorbei.“  Okay, wieder ein, zwei Minusstunden …

Ein kleiner Schritt für die Mama aber ein großer Schritt für den Papa

Seit gestern Abend bin ich nicht mehr „nur“ der „Kinderwagenschieber“, der „In-den-Schlaf-Schunkler“, der „Ich-mach-dich-mal-sauber-Papa“ oder der „Ich-bringe-dich-zur-Mama-Bote“, NEIN, seit gestern bin ich auch der „Bei-mir-bekommst-du-Milch-Papa“ :-)))))) 50ml hatte meine Frau abgepumpt und die waren nach wenigen Augenblicken auch alle im Bauch der kleinen Dame verschwunden. Für meine Frau heißt das, abends mal raus können und für mich, abends mal die Milch-Tankstelle zu sein. Tolles Gefühl!

Kranksein mit Kindern ist scheiße!

Am vorletzten Wochenende hat es uns der Reihe nach erwischt. Erst lag meine große Tochter mit Magen-Darm flach, dann zeitgleich meine Frau und ich. Hätten wir uns vor drei Jahren (ohne Kinder) einfach ins Bett gelegt, Zwieback gegessen, Tee getrunken und uns gesund geschlafen, so ist jetzt (mit Kindern) alles anders. Das eine Kind auf dem Weg der Besserung, das andere gerade fünf Wochen alt und null Verständnis für Sätze wie: „Mama und Papa sind krank, wir müssen uns mal hinlegen.“ Also haben wir Eltern uns gebattelt, wer gerade schwerer erkrankt ist und sich auf gar keinen Fall um die Kinder kümmern kann. Aber geholfen hat das alles nichts. Wir mussten beide ran. Die Jüngste wollte gestillt werden und die Große kam mit einem Puzzle ans Krankenbett oder wartete ungeduldig an der Haustür um endlich Laufrad fahren zu können. So schleppten wir uns durch das Wochenende…

Und nicht zum ersten Mal fragte ich mich: wie machen das all die Alleinerziehenden bloß, wenn wir im Doppelpack schon im Krankheitsfall massiven Stress haben? Ich ziehe meinen Hut vor allen Männern und Frauen, die tagtäglich alleine für ihr Kind bzw. ihre Kindern die Verantwortung tragen!!!

Wir sind zu viert!

Seit fünf Wochen bin ich zum zweiten Mal Vater. Wahnsinn, wie klein und zerbrechlich ein gerade zur Welt gekommenes Baby ist. Und auf einen Schlag ist die dreijährige Schwester gefühlt zur Jugendlichen mutiert. Sie ist plötzlich so vernünftig, kann sich wunderbar verständigen, sagt was sie will, zieht sich alleine an, und und und.  Die 53cm im Arm können hingegen nur schreien, schlafen und trinken. Was Kinder in den ersten drei Lebensjahren lernen  ist echt der Hammer!

Eigentlich hatte ich vor, mal eben einen Beitrag zu schreiben, wie es sich anfühlt, jetzt zweifacher Vater zu sein. Ich merkte aber, dass ich das Gefühl, wieder Vater zu sein, doch nicht mal eben zwischen zwei Milchkaffee beschreiben kann. Nach gefühlten 20 Milchkaffe und einem langen Gespräch mit einem Kollegen kann ich sagen, es gibt einen großen Unterschied. Bei meiner ersten Tochter war ich oft unsicher, ob ich alles richtig mache und ob ich der Verantwortung als Vater gerecht werde. Jetzt, bei meiner zweiten Tochter, bin ich fast gar nicht mehr unsicher (ausgenommen die langen Schreiattacken nachts um drei ohne ersichtlichen Grund). Dafür bin ich aktuell körperlich angestrengter. Es gibt so gut wie keine Zeitfenster mehr, in denen ich Kraft tanken kann. Schläft unsere jüngste Tochter gegen vier Uhr morgens endlich wieder ein, kommt knappe zwei Stunden später die Große putzmunter ins Schlafzimmer und will Bücher lesen. Werden unsere 53cm gestillt, kommt die Dreijährige und will mit mir spielen. Schläft die Dreijährige endlich abends tief und fest, fangen die 53cm an zu schreihen und wollen getragen werden. Und da die Mama immer gleich Milch bedeutet, bin ich der Einschlafhelfer für die 4 Kilo in meinem Arm. Alles in allem war ich am Montag nicht ganz unglücklich, wieder ins Büro zu müssen…